Wundzentrum
Durch eine Initiative der Geschäftsführung Pflege wurde im Jahr 2000 der Grundstein für die Entwicklung eines professionellen Wundmanagements im Klinikum Links der Weser gelegt. Das Ziel war, die konservative Wundversorgung durch den gezielten Einsatz moderner Wundverbandstoffe abzulösen. Zu diesem Zweck wurde im Jahre 2001 die Fachgruppe Wundmanagement als multiproffesionelles Fachforum gegründet. Durch die Fachgruppe wurden Anforderungen an ein innovatives Wundmanagement, im Sinne von zu etablierenden Grundstrukturen, Methoden und Verfahrensanweisungen in der Dokumentation und Schulungssystemen, definiert. Neben einem Oberarzt der Klinik für Allgemein- und Unfallchirurgie gehören unter anderem sechs Pflegeexperten Dekubitus, eine Stomatherapeutin und ein Podologe (in Ausbildung) zur Gruppe.
Aus der Fachgruppe Wundmanagement hat sich ein Pflegeexpertenteam gebildet, welches in Kooperation mit einem Oberarzt der Klinik für Allgemein- und Unfallchirurgie eine Wundsprechstunde — im Sinne eines Konsildienstes für die Bereiche des Hauses — betreuen.
Diese Fachgruppe erstellte einen Standard zur Behandlung und Vermeidung von Dekubitiulcera sowie Behandlungspfade für die Therapie von chronischen Wunden.
Durch die Umstellung der Lagerhaltung konnte der wirtschaftliche Einsatz der modernen Verbandsstoffe deutlich verbessert werden.
Aus der Initiative und den verschiedenen Maßnahmen heraus etablierte sich eine hausinterne Wundsprechstunde, die auch die Akzeptanz für modernes Wundmanagement im Haus erhöhte.
Damit diese optimale Versorgung geleistet werden kann bedarf es einer Vielzahl von Inhalten:
Leistungsspektrum
- Interdisziplinäre kollegiale Beratung des Behandlungsteams zur Versorgung chronischer Wunden
- Auswahl und Anwendung moderner Verbandstoffe
- Bedside- Teaching
- Fachgerechte Wunddokumentation
- Ultraschallassistierte Wundbehandlung
- Biochirurgische Therapie
- VAC Therapie
- Ernährungsberatung
- Beratung zum Einsatz von Lagerungshilfsmitteln
- Umsetzung von Expertenstandards in der Pflege
- Coaching zur Entlassung und Überleitung des Patienten in den häuslichen Bereich
- Ambulante Wundbehandlung im Anschluss an den Klinikaufenthalt
- Evaluation der Behandlungsergebnisse und Therapieanpassung
- Die Betreuung der Betroffenen findet nach dem Prinzip des Case- Managements statt
Strukturiertes Behandlungskonzept
Wunddiagnostik
Zu Behandlungsbeginn einer chronischen Wunde ist die ärztliche Wunddiagnostik Grundlage des Behandlungsregimes.
Es wird eine standardisierte Wundanamnese mit folgenden Fragen erstellt:
- Was ist die Ursache für die Wunde?
- Welchen Einfluss hat die Lokalisation der Wunde auf die Behandlung?
- Welchen Einfluss hat die Wunde auf das Wohlbefinden des Patienten?
- Wie groß ist die Wundfläche?
- Sind Beläge auf der Wunde? – Wenn Ja, welche?
- Sind Keime auf der Wunde?
- Gibt es weitere Entzündungszeichen?
- Wie sieht der Wundgrund aus?
- Hat der Patient Schmerzen?
- Wie viel Flüssigkeit sondert die Wunde ab?
- Welche Faktoren haben bisher dazu beigetragen, dass die Wunde nicht heilt?
Es erfolgt eine Wunddokumentation mit Foto und Planimetrie der Wunde als Grundlage der Verlaufskontrolle. Zur hygienischen Sicherheit wird zu Beginn der Behandlung eine bakteriologische Untersuchung des Wundabstiches vorgenommen. Der Betroffene nimmt eine Selbsteinschätzung seiner Lebensqualität vor, die in regelmäßigen Abständen wiederholt wird.
Wundpflege
Die Wundpflege erfasst das situative Selbstpflegedefizit und die Selbstpflegekompetenz der Betroffenen. Aus der Erhebung des Pflegedefizits werden Symptom bezogene Interventionen abgeleitet. Als allgemeine Problematik bestehen:
- Wundspezifische Symptome
- Wundbedingte körperliche Aspekte
- Wundbedingte psychische Aspekte
- Wundbedingte soziale Aspekte
- Therapiebedingte Aspekte
Zu den Pflegeinterventionen gehört die Schulung und Information der Betroffenen und deren Angehörige. Vermittelt werden Kenntnisse über die Ursache der Erkrankung, sowie das Erlernen gesundheitsfördernde Alltagskompetenzen zur Unterstützung der Wundbehandlung und der Rezidivprophylaxe.
Prävention
Wesentlicher Bestandteil der Prävention ist die Schulung und Information der Betroffenen. Diese wird im Rahmen der Pflegeinterventionen sichergestellt und durch regelmäßig stattfindende Gesprächskreise unterstützt.
Wundtherapie
- Die Wundtherapie wird durch das Behandlungsteam des Wundzentrums Bremen festgelegt.
- Die Wundtherapie erfolgt phasen-, und problemorientiert
- Die Wundtherapie erfolgt standardisiert in Anlehnung an die Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF).
- Das Behandlungsregime wird für einen individuell bestimmten Zeitraum festgelegt.
Zur Sicherstellung der fachlich korrekten Anlage der Wundversorgung wird eine Schulung für den zuständigen Versorgungspartner angeboten.
Zur Evaluation des Behandlungsregimes erfolgt eine Wiedervorstellung des Betroffenen nach einem individuell festzulegenden Zeitfenster. Dieses Procedere erfolgt bis zum Abschluss der Behandlung.
Pflegeüberleitung
Die Pflegeüberleitung wird gemäß des Expertenstandards Entlassungsmanagement in Kooperation mit dem Sozialdienst des Klinikums Links der Weser sichergestellt. Zu ihren Aufgaben gehören:
Zeitgerechte, fachkompetente Beratung und Information der Patienten und Angehörigen über die Möglichkeiten einer häuslichen Versorgung in Bezug auf Hilfsmöglichkeiten, aber auch Aufwand und Belastung.
Standardisierte, pflegefachliche Einschätzung, Beratung und Klärung, ob Pflege Zuhause überhaupt, bzw. unter welchen Bedingungen möglich ist.
Rechtzeitige und tragfähige Klärung der weiteren Versorgung mit allen Beteiligten.
Die Gewährleistung einer adäquaten und kostengünstigen Hilfsmittelversorgung in Zusammenarbeit mit Krankenkassen und Sanitätshäusern, damit das notwendige und angemessene Hilfsmittel / Pflegehilfsmittel zum Entlassungszeitpunkt zu Hause zur Verfügung steht.
Unterstützung der Patienten und Angehörigen bei allen Belangen, die eine Entlassung nach Hause betreffen.
Kooperationsplattform zwischen Kostenträgern und Leistungserbringern
(das AOK Projekt)
In Kooperation mit der AOK Bremen und der Hochschule Bremen Institut für Gesundheits- und Pflegeökonomie läuft seit dem 01.04.2007 das Projekt Wundzentrum Bremen zur Kosten- Qualitäts- Analyse durch gezielte Fallsteuerung im Gesundheitswesen.
Im Wundzentrum Bremen erfolgt eine ausführliche Diagnostik und Pflegeanamnese, diese beinhaltet eine Einschätzung der Lebensqualität (NHP Test).
In individuell festgelegten Zeitfenstern stellt sich der Betroffene wieder im Wundzentrum zur Therapieevaluation vor. Die hierauf basierende Therapieempfehlung wird mit dem zuweisenden Hausarzt abgestimmt. Die Belieferung und Unterstützung des Betroffenen erfolgt bei der Wundversorgung durch den Netzwerkpartner.
Möglichkeiten zur zeitnahen Diagnostik
Eine Duplex Sonografie wird im Rahmen der Anamnese bei Bedarf durchgeführt. In Kooperation mit der Klinik für Kardiologie und Angiologie (Chefarzt Prof. Hambrecht) stehen zur Gefäßdarstellung bildgebende Techniken zur Verfügung.
Möglichkeiten zur zeitnahen Intervention
Im Rahmen der angiologischen Intervention können Gefäßstenosen mittels perkutaner Angioplastie behandelt werden. Für andere Gefäßchirurgische Maßnahmen steht die Klinik für Thorax, Herz und Gefäßchirurgie zur Verfügung. Notwendige Interventionen aus dem Bereich der Allgemein- Unfall- oder Fußchirurgie werden durch die Klinik für Allgemein- und Unfallchirurgie (Chefarzt PD Dr. A. Böhle) durchgeführt.
Einheitliche Dokumentationsvorlagen und Richtlinien
Mit der Erstellung einer Wunddokumentation durch die Arbeitsgruppe Bremen der Initiative chronischer Wunden (ICW) konnte eine Sektoren übergreifende einheitliche Wunddokumentation etabliert werden. Im Rahmen der Empfehlung durch die Arbeitsgruppe sind einheitliche Dokumentationsrichtlinien erarbeitet worden.
Einheitliche Produktlinien
Anhand von Qualitätskriterien konnten sowohl im Rahmen des Netzwerkes als auch im Bereich des Klinikverbund Gesundheit Nord ein Konzept über die einzusetzenden Wundbehandlungsprodukte erzielt werden.
Kommunikationswege
Zur Evaluation der Behandlungsergebnisse finden regelmäßige Teamsitzungen der Netzwerkpartner statt. Weiter ist ein elektronischer Datentransfer in Vorbereitung.
Das Wundzentrum ist jederzeit per Mail oder Telefon zur Beratung bei Befundveränderung erreichbar.
Schulungskonzepte
Zur Basisqualifikation ist das Wundzentrum zur Durchführung der Weiterbildung Wundexperte ICW [LINK] zertifiziert. Weiter sind im Bereich des Wundzentrums Hospitationen durch die Kursteilnehmer kostenlos möglich. Als ergänzende Schulungsmaßnahmen werden Fortbildungen mit anderen Schwerpunkten im Bereich der Wundversorgung angeboten z.B. Wundversorgung im Palliativ Care, Stomaversorgung etc. Auch im Rahmen des Netzwerkes werden regelmäßig Schulungen angeboten.
Zuständigkeiten
Pflegerische Zuständigkeit
- Regina Bieber | Wundtherapeutin cert. DGfW, Fachdozentin Wundexperte ICW
- Jan Forster | Praxisanleiter, Pflegeexperte Dekubitus, Fachdozenten Wundexperte ICW, Fachkrankenschwester/-pfleger Anästhesie und Intensivpflege
Kontakt
Wundzentrum
am Klinikum Links der Weser
Senator-Weßling-Str.1
28277 Bremen
0421 879 1709
(AB) 0421 879 2601
0421 879 2582