Spezielle diagnostische Interventionen
CT-gesteuerte Drainagen
Unter Drainagen versteht man in der Medizin die Ableitung von krankhaften Flüssigkeiten über Schläuche (Katheter) aus dem Körperinneren. Dabei kann es sich um sterile keimfreie oder häufiger um unsterile, keimhaltige Flüssigkeiten handeln. Derartige Eiteransammlungen nennt man Abszesse. Abszesse können im Rahmen von bakteriellen Entzündungen wie zum Beispiel Lungen-, Nieren-, Darm- oder auch Bauchfellentzündungen entstehen. Dies ist eine schwerwiegende Komplikation, da verabreichte Antibiotika mit dem Blut in entzündete Gewebe, nicht aber in Abszesse gelangen können. Diese stellen ein Keimreservoir dar, aus dem immer wieder Keime in den Körper gelangen. Die Heilung wird dadurch erheblich verlängert oder gar verhindert. Deshalb müssen Abszesse, wann immer möglich, entfernt werden. Oftmals stellt eine offene Operation nicht die beste Möglichkeit zur Abszessbehandlung dar, besonders wenn sich Abszesse tief im Bauchraum gebildet haben. In vielen Fällen ist die Eiterableitung über einen dünnen Katheter ohne große Operation für die betroffenen Patienten die wesentlich bessere Behandlungsmethode.
Speziell entwickelte Drainagekatheter bestehen aus weichen Schläuchen, die über Nadeln gezogen werden. Mit den Untersuchungsgeräten wie Ultraschall oder CT wird der Abszess dargestellt und der interventionelle Radiologe kann nun die günstigste Punktionsstelle an der Haut finden, um einen Drainagekatheter in den Abszess zu schieben. Dafür wird wie bei einer Operation das Hautareal steril abgewaschen und mit sterilen Tüchern abgedeckt. Nach lokaler Betäubung und zusätzlicher intravenöser Gabe eines „Entspannungsmittels", durch das viele Patienten für die Dauer der Prozedur einschlafen, kann dann der Katheter mit der Nadel praktisch schmerzfrei in den Abszess vorgeschoben werden. Das Vorschieben und die zuletzt korrekte Katheterlage wird mit Ultraschall oder CT kontrolliert. Danach wird die Nadel aus dem Schlauch herausgezogen, über den verbleibenden weichen Schlauch kann dann der Eiter abfließen und der Abszess ausheilen.
CT-gesteuerte diagnostische Punktionen
Mit den modernen radiologischen Untersuchungsgeräten können heute sehr zuverlässig und genau krankhafte Prozesse im Körperinneren dargestellt werden. Dabei kann es sich um Entzündungen oder auch um bösartige Tumorerkrankungen handeln. Wenn eine primäre Operation nicht die beste Behandlungsmethode darstellt, ist es in vielen Fällen erforderlich, für eine mikrobiologische (Art der Keime) oder histologische ( Art der Tumorzellen) Untersuchung Proben der krankhaften Gewebeformationen oder Flüssigkeiten zu gewinnen.
Nach entsprechender Diskussion mit Kollegen anderer Fachbereiche erfolgt dies sehr häufig durch die interventionelle Radiologie mit Hilfe durch die Haut eingeführter spezieller Nadeln auf sichere und wenig belastende Weise. Häufig sind Veränderungen in den tiefen Bindegeweben, in den Knochen, in tief gelegenen Lymphknoten und auch in großen Organen wie den Lungen und der Leber Ziel dieser Probebiopsien.
Als Beispiel kann ein krankhafter Befund in einem Wirbelknochen dienen, aus dem eine Probenentnahme erforderlich ist. Der Befund wird mit der CT dargestellt, die Patienten liegen dafür auf dem Bauch in dem Untersuchungsgerät. Jetzt kann die günstigste Stelle an der Haut gefunden werden, um eine Nadel in die Veränderung zu schieben. Dafür wird wie bei einer Operation das Hautareal steril abgewaschen und mit sterilen Tüchern abgedeckt. Nach lokaler Betäubung und zusätzlicher intravenöser Gabe eines „Entspannungsmittels", durch das viele Patienten für die Dauer der Prozedur einschlafen, kann dann die Nadel praktisch schmerzfrei in die krankhaft veränderte Region vorgeschoben werden. Das Vorschieben und die zuletzt korrekte Nadellage wird mit CT kontrolliert. Danach wird mit Hilfe der Nadel, die innen hohl ist, krankhaftes Gewebe gewonnen, das dann speziell untersucht werden kann. In aller Regel reicht hinterher ein Pflaster, um die Einstichstelle zu verschließen.
Aus einer großen Auswahl an Nadeln, die speziell für Probenentnahmen entwickelt wurden, wird die jeweils beste Nadel ausgewählt. Für Proben aus Knochen werden verschiedene Nadeln verwendet, die Bohrern ähneln. Für Probenentnahmen aus weichen Organen wie Lymphknoten oder Leber stehen ebenfalls viele verschiedene Nadeln zur Verfügung, zur Gewinnung von krankhaften Flüssigkeiten zum Beispiel aus der Rippenfellhöhle reichen wiederum ganz dünne Nadeln.
Je nach Art und Lage der krankhaften Veränderung wird entschieden, welches Gerät zur Steuerung und Kontrolle der Probenentnahme mittels Nadel für den/die Patienten/in am besten geeignet ist. Für Probenentnahmen aus der Wirbelsäule, dem hinteren Bauchraum (Retroperitoneum) oder aus der Lunge ist dies meistens das CT, für die Leber das Ultraschallgerät, für die Röhrenknochen der Extremitäten häufig das Durchleuchtungsgerät.
Bei Kindern sind Probebiopsien häufig nur in Narkose durchführbar.
Vertebroplastie
Die Vertebroplastie ist eine schonende, „minimalinvasive" Operationsmethode für PatientInnen mit Wirbelbrüchen, bei denen eine große Operation nicht sinnvoll oder nicht möglich ist und bei denen eine konservative, ohne Operation durchgeführte Behandlung nicht ausreicht. In aller Regel sind dies nicht heilende, schmerzhafte Wirbelbrüche bei Osteoporose oder Wirbelbrüche bei bösartigen Tumoren im Wirbelknochen, zum Beispiel Metastasen. Ob diese Operation die beste Behandlung ist, wird bei allen PatientInnen durch eine Diskussion mit Kollegen anderer Fachbereiche (Innere Medizin, Onkologie, Chirurgie, Neurochirurgie, Strahlentherapie und ggfl weiteren) im Vorfeld festgestellt (interdisziplinäre Konferenz). Sie wird meistens mit anderen Behandlungen kombiniert, sei es mit einer Osteoporosetherapie oder einer Tumortherapie.
Die weltweit angewendete Behandlung erfolgt zumeist in einem Durchleuchtungsgerät, wie es auch zu Blutgefäßuntersuchungen (Angiographien) verwendet wird, in bestimmten Fällen auch in der CT. Der gebrochene Wirbel wird mit derm Durchleuchtungsgerät dargestellt, die PatientInnen liegen dafür auf dem Bauch auf dem Untersuchungstisch. Jetzt kann die günstigste Stelle an der Haut gefunden werden, um eine oder zwei Nadeln in den gebrochenen Wirbel vorzubringen. Dafür wird wie bei einer Operation das Hautareal steril abgewaschen und mit sterilen Tüchern abgedeckt. Nach lokaler Betäubung, häufig zusätzlicher intravenöser Gabe eines „Entspannungsmittels" und eines Schmerzmittels („Analgosedierung"), durch das viele PatientInnen für die Dauer der Prozedur einschlafen, kann dann die Nadel praktisch schmerzfrei in den Wirbel vorgeschoben werden. Das Vorschieben und die zuletzt korrekte Nadellage wird mit der Durchleuchtung (respektive CT) kontrolliert. Danach kann durch die Nadel, die innen hohl ist, bei Tumorverdacht eine Probe des Knochengewebe gewonnen werden, das dann histologisch untersucht werden kann. Anschließend wird über die Nadel sogenannter „Knochenzement" (Polymethylmethacrylat, PMMA) in den gebrochenen Wirbel gespritzt, auch die Verteilung des „Zements" wird genauestens kontrolliert. Nach wenigen Minuten wird der „Zement" hart und verbindet die Stücke des gebrochenen Knochens miteinander. Dadurch ist der Wirbel sofort wieder fest, das Verrutschen der Bruchstücke gegeneinander wird verhindert und der Schmerz ist erheblich gebessert. Danach wird die Nadel entfernt und die Einstichstelle mit Pflaster verschlossen. Bereits am Folgetag können die meisten Patienten dann bereits wieder aufstehen und laufen.
Bei einer Vertebroplastie können in einer Sitzung bis zu 3 gebrochene Wirbel behandelt werden.
Der sogenannte „Knochenzement" ist zumeist ein PMMA – Produkt, ein Kunststoff, wie er seit über 50 Jahren in der Medizin verwendet wird, zum Beispiel beim Einsetzen bestimmter Hüftgelenk- Endoprothesen. Der Begriff „Knochenzement" hat sich seither „eingebürgert", obwohl das Material chemisch kein Zement ist. Seit einigen Jahren stehen neben PMMA – Produkten auch chemisch anderweitig zusammengesetzte „Knochenzemente" zur Verfügung, die in seltenen bestimmten Fällen besser für die Vertebroplastie geeignet sind.
Die sogenannte Kyphoplastie ist ein ähnliches Operationsverfahren wie die Vertebroplastie. Hierbei wird durch die Nadel zunächst ein sehr stabiler Ballon in den Wirbel geschoben und durch Aufweitung des Ballons im Wirbel ein Hohlraum geschaffen wird. Nach der Ballonentfernung wird dann der „Knochenzement" in diesen Hohlraum gespritzt. Die Kyphoplastie ist schmerzhafter als die Vertebroplastie und erfordert praktisch immer eine Narkose .
Sono- oder Mammographie-gesteuerte Mamma-Biopsie
Wurden früher mammographisch auffällige oder tastbare Befunde in der Brust meist über eine sogenannte offene Biopsie in einer Operation entnommen und feingeweblich abgeklärt, stehen heute stanzbioptische Verfahren zur Verfügung, die eine offene Operation mit der damit verbundenen Narkose oft überflüssig machen. Das Anvisieren der Läsion kann je nach deren Beschaffenheit entweder über Ultraschallkontrolle oder über stereotaktische Zielaufnahmen erfolgen. In Kooperation mit der Frauenklinik werden ultraschallgesteuerte Biopsien aus der Brust in der Regel durch die Gynäkologen in der Frauenklinik, stereotaktisch gesteuerte Biopsien in der radiologischen Abteilung durchgeführt.
stereotaktische Vakuumbiopsie mittels Fischer-Tisch
Bei dieser Technik erfolgt die Probenentnahme in Bauchlagerung, wobei die betroffene Brust durch eine Öffnung im Tisch frei zugänglich wird. Nach Anvisieren der Läsion mit Röntgenzielaufnahmen berechnet das Gerät die Lokalisation der Veränderung in der Brust und stellt die Biopsieeinrichtung exakt auf die zu biopsierende Läsion ein. Nach lokaler Betäubung erfolgt ein kleinster Hautschnitt von ca. 5 mm, durch die die Biopsienadel in die Brust ein- und an die Läsion herangeführt wird. Die Biopsienadel ist eine spezielle Hohlnadel, in der ein Unterdruck erzeugt und damit das um die Nadel befindliche Gewebe in einer Schneidöffnung an der Spitze fixiert wird. Hier wird des Gewebsstück mit einem in der Nadel rotierenden Messer sauber abgeschnitten und durch die Nadel an den Nadeleingang transportiert, wo es mit einer Pinzette entnommen wird. Da die Biopsienadel drehbar ist, können auf diese Weise, ohne die Nadel neu positionieren zu müssen, mehrere Gewebsstücke entnommen werden. Gegebenenfalls kann durch die Nadel ein kleiner Metallclip eingelegt werde, was Kontrollaufnahmen und, im Falle einer notwendigen Operation, das sichere Auffinden des biopsierten Areals erleichtert. Nach der Biopsie wird die Brust gekühlt und etwas komprimiert, die betreffende Seite sollte dann für einige Tage geschont werden; ein Krankenhausaufenthalt ist aber nicht notwendig.
Das Ergebnis der feingeweblichen Untersuchung liegt nach wenigen Tagen vor. Die Befundbesprechung mit Erörterung der daraus resultierenden Konsequenzen erfolgt in der ambulanten Sprechstunde der Frauenklinik.
Mamma-Drahtmarkierung
Ist bei einer Probenentnahme eine bösartige Veränderung diagnostiziert worden, ist in der Regel eine Nachresektion mit einer offenen Operation erforderlich. Um das betroffene Areal bei der Operation sicher auffinden zu können, muss die Läsion oder der während der Biopsie gelegte Clip mit einem Draht markiert werden. Dieser Draht wird mit einer Hohlnadel in die Brust ein- und an die Läsion herangeführt und verbleibt dort bis zur OP am gleichen Tage. Ist die Veränderung im Ultraschall sichtbar, kann dies unter direkter Ultraschallsicht geschehen, falls nicht, wird der Draht anhand der in der Mammografie abzulesenden Koordinaten gelegt und die korrekte Lage mit Mammografieaufnahmen kontrolliert. Manchmal ist dann eine Korrektur der Nadel notwendig. Diese Prozedur ist wenig schmerzhaft und mit vielleicht mit dem Schmerz bei einer Blutentnahme aus der Ellenbeuge vergleichbar.