Jeder Zehnte ist im Laufe seiner Kindheit oder Jugend von einer asthmatischen Erkrankung betroffen. „Oft sind diese Erkrankungen aber nicht dauerhaft, sondern verschwinden wieder“, sagt Dr. Petra Kaiser-Labusch, Kinderpneumologin an der Prof.-Hess-Kinderklinik am Klinikum Bremen-Mitte. Die Oberärztin betreut die pneumologische Spezialambulanz an der Kinderklinik, in der Kinder mit Atemproblemen vorgestellt werden. Dort wird geklärt, ob es sich um Asthma oder um eine Immunschwäche, eine Fehlbildung der Lunge, um einen Flimmerhärchen-Defekt oder um Mukoviszidose handeln könnte – der häufigsten genetische Erkrankung in Europa. Diese Erkrankungen sind aber – verglichen mit Asthma – selten.
„Das erste Warnsignal für viele Erkrankungen der Lunge ist immer länger andauernder Husten“, sagt Petra Kaiser-Labusch. Wenn der Husten mehr als vier Wochen anhält, sollte man dringend den Kinderarzt aufsuchen, rät die Expertin. Der Auslöser muss keine asthmatische Erkrankung sein. Mögliche Ursachen können auch Polypen in der Nase oder in die Lunge eingedrungene Fremdkörper sein – wie winziges Spielzeug oder Teile von Nüssen – die entfernt werden müssen. Außerdem gibt es Kinder, die immer wieder unter Beobachtung husten, ansonsten aber keine Beschwerden haben. Das kann dann psychische Gründe haben. „Für jeden Arzt ist es hilfreich, wenn die Eltern das Kind mit dem Handy filmen, wenn es hustet und diese Aufnahmen dann zur Untersuchung mitbringen“, sagt die Lungenärztin. Anhand der Art des Hustens könne man nämlich schon viel über die Ursache herausfinden.
Andere Warnzeichen für chronische Lungenerkrankungen können häufige oder schwere Atemwegsinfekte sein. Acht bis zwölf Infekte im Jahr seien bei kleineren Kindern keine Seltenheit und müssten nichts bedeuten, so Kaiser-Labusch. Bei mehr als zwei Infekten im Jahr, die mit Antibiotika behandelt werden müssen, sollte man aber Ursachenforschung betreiben. Allerdings sollte das Kind auch längere Zeit gar keinen Husten oder Schnupfen haben. Zeigen sich die Symptome dauerhaft, müssen sie immer beim Kinderarzt abgeklärt werden. „Kommt Luftnot hinzu, ist sofortiges Handeln gefragt“, warnt die Kinderärztin.
In der Spezialambulanz stehen wie in niedergelassenen Facharztpraxen viele unterschiedliche Untersuchungsmethoden zur Verfügung, um Husten und Atemnot auf den Grund zu gehen – von der Lungenfunktionsprüfung, über Belastungsuntersuchungen bis hin zur Bronchoskopie. Bei den ersten Beschwerden reicht der Gang zum niedergelassenen Kinderarzt aber völlig. Auch dort können meist Lungenfunktions- und Allergie-Tests durchgeführt werden. Allergene wie Gräser, Baumpollen oder Hausstaubmilben sind der häufigste Auslöser für Asthma. „Diese Asthma-Form hat hierzulande in den letzten Jahren noch deutlich zugenommen“, sagt Kaiser-Labusch. Eltern betroffener Kinder rät sie meist zu einer Hyposensibilisierung (siehe rechts). Aber es gibt auch andere Asthma-Formen, wie das nicht-allergische Asthma, dessen Ursachen noch weitgehend im Dunklen liegen, das Belastungs-Asthma, das nur bei körperlicher Anstrengung auftritt und das psychogene Asthma, das durch seelische Konflikte und Druck ausgelöst werden kann.
Leidet ein Kind unter Asthma, müsse gutes Symptom-Management betrieben werden. Dabei geht es nicht um Salzwasser-Kräuter-Inhalationen, sondern um gezielt wirkende Sprays, die im aufrechten Sitzen oder Stehen inhaliert werden. Kinder sollten die Sprays mit einem speziellen Aufsatz benutzen, der es ihnen ermöglichet, in Ruhe mehrfach ein- und auszuatmen, damit der Wirkstoff auch in der Lunge ankommt. Fast genauso wichtig sei aber, dass die Nase frei ist, sagt die Kinderärztin. Gerade von Asthma betroffene Kinder sollten immer gut Luft durch die Nase bekommen, da häufige Mundatmung einen zusätzlichen Entzündungsreiz in den Bronchien darstellt. Vor allem im Jugendalter entsteht allergisches Asthma nämlich oft durch einen Etagenwechsel der Symptome vom „Heuschnupfen“ der Nase in Richtung Lunge. Aus diesem Grunde müsse man auch ständigem Schnupfen früh medizinisch auf den Grund gehen. Auch hier stecken oft Allergien hinter den Symptomen.
Hyposensibilisierung
Wenn nach dem Haut-Allergie-Test (Prick-Test), nach Blutuntersuchungen oder Tests direkt an der Nasenschleimhaut feststeht, dass eine Allergie die Atemwegs-Beschwerden des Kindes auslöst, raten auch Kinderfachärzte meist zur Hyposensibilisierung. Dabei wird der Körper durch eine monatliche Spritze über einen längeren Zeitraum hinweg immer wieder mit den allergieauslösenden Stoffen konfrontiert und härtet sich so selbst ab. Bei Kindern kann dadurch sogar die gesamte Empfindlichkeit gegenüber Allergenen deutlich nachlassen.