WAS 25 Jahre: Jubiläum der KulturAmbulanz
WANN Sonntag, 1. Juli, 11 bis 18 Uhr
WO Haus im Park, Galerie im Park und Krankenhaus-Museum auf dem Gelände des Klinikums Bremen-Ost - in und um die KulturAmbulanz:
Von 1987 bis 2012:
Die KulturAmbulanz am Klinikum Bremen-Ost wird 25
Familienfest mit Musik, Kunst und Spaß zum Jubiläum
Gemäß dem lateinischen Wort ›ambulare‹ versteht sich ein Besuch in der KulturAmbulanz eher als ein genussvoller Lustmarsch durch eine Agentur der Wahrnehmung, die Ihnen Kunstund Kultur als Heilung vom Alltäglichen anbietet. Kunst bedeutet in diesem Haus eine sanfte Behandlungsmethode des von der Arbeit oder auch von Krankheit sich erholenden Besuchers.
Seit 25 Jahren laden das Haus im Park, das Krankenhaus-Museum und die Galerie im Park zu kulturellen Grenzgängen zwischen Kunst und Krankheit, zwischen Klinik und Stadt ein. Die KulturAmbulanz (früher Kreativbüro und Kulturensemble im Park) ist zu einem Markenzeichen der bremischen Kultur geworden, ein besonderer Ort für kulturelle Bildung und öffentliche Diskurse in der modernen Gesundheitsgesellschaft.
2011 hat sich die Kulturarbeit am Klinikum Bremen-Ost neu aufgestellt: Gesundheit, Bildung und Kultur bilden die Leitlinie, nach der Veranstaltungen und Profilprojekte der KulturAmbulanz gezielt ausgerichtet sind. Ein Vierteljahrhundert Kulturarbeit auf dem Gelände der ehemaligen Irrenanstalt in Ellen: Das sind in Zahlen 250.000 BesucherInnen allein der kulturellen Veranstaltungen, darüber hinaus Zehntausende Gäste zu Festen, Seminaren und Tagungen bei insgesamt 5000 Veranstaltungen, 100 Wechsel-Ausstellungen verschiedener Kuratoren und zwei jeweils neu konzipierte ständige Präsentationen des Krankenhaus-Museums.
Alle zwei Monate bringt die KulturAmbulanz ihren eigenen Veranstaltungskalender heraus, in dem sämtliche Konzerte, Theater, Lesungen, Vorträge und Projekte vorgestellt werden.
Feste Kooperationspartner - die Hochschule für Künste Bremen
Klinikum Bremen-Ost gGmbH
Züricher Str. 40
28325 Bremen
Telefon 0421/408-1757
Telefax 0421/408-2898
Kultur@klinikum-bremen-ost.de
(HfK), die FH Ottersberg, die Prinzhorn-Sammlung der Uni Heidelberg, die Sammlungen Hartmut Kraft und Axel Hinrich Murken und das Kindermuseum Bremen - haben die Arbeit der KulturAmbulanz ebenso bereichert wie die Unterstützer aus den Reihen des Kulturvereins und seines Beirates. Seit 2011 ist die KulturAmbulanz Mitglied im Verbund Stadtkultur Bremen, in dem die bremischen Veranstaltungshäuser mit soziokultureller Ausrichtung organisiert sind.
Erste Grundsteine für die Begegnung von Wissenschaft und Kunst, von Medizin und Kultur und vor allem der Psychiatrie mit der Gesellschaft wurden bereits 1987 gelegt. Fünf KünstlerInnen und Kulturwissenschaftler machten sich daran, modellhaft künstlerische Projekte zu entwickeln, um auf der lokalen Ebene Ausgrenzungen von Menschen aus der Psychiatrie zu überwinden. Ziel war die Öffnung der Psychiatrie und die „Normalisierung“ des Ortes „psychiatrisches Krankenhaus“. Begriffe wie Sinn und Identität sind hierbei Kernthemen der kulturellen Aktivitäten der Gruppe, wenn es darum gilt auszuloten, was eine Gesellschaft mit Normalität und Abweichung meint, was als krank oder ver-rückt angesehen wird oder in der Vergangenheit dafür gehalten wurde.
Die Kunstprojekte des damaligen Kreativbüros zeigten sowohl Wirkungen nach innen wie nach außen: Theaterstücke und Kunstaktionen der eigenen Künstlerwerkstatt mit Psychiatriepatienten waren gleichermaßen Türöffner auf den Stationen und in öffentlichen Einrichtungen. Neben der veränderten Binnenperspektive entwickelten sich neue Blickwinkel auf die Psychiatrie von außen.
Stück für Stück hat sich auch der Park des Klinikums zu einem öffentlichen Ort gewandelt, an dem man sich selbstverständlich ohne Ängste und Vorbehalte aufhält. Folgerichtig wurde das Park- und Gebäudeensemble 2004 unter Denkmalschutz gestellt und nimmt in der geographischen Mitte des Stadtteils Osterholz die Funktion einer „grünen Lunge“ ein. Die spielerische Kunstinstallation „Rollfeld“ von 1997 ist eine von vielen Skulpturen im Klinikpark und trägt zur Öffnung und Belebung dieses besonderen Kulturortes bei.
Das Mahnmal IRRSTERN wurde 2000 unter Einbeziehung von Angehörigen der Öffentlichkeit übergeben. Es erinnert als öffentliches Zeichen gegen die Medizinverbrechen im Nationalsozialismus, die auch in der Bremer Nervenklinik begangen worden sind.
Das neue Haus im Park, das das 2001 abgebrannte alte Jugendstilgebäude seit 2004 ersetzt, ist durch Konzerte und Musikprojekte zu einer gefragten Adresse kultureller musikalischer Bildung geworden. Canto Bremen bekommt hier als Projekt musikalischer Früherziehung ein kreatives Zentrum mit bremenweiter Ausstrahlung. Kulturelle Bildung, Gesundheitsbildung und Künstlerförderung gehen in Ferienprojekten wie den sehr erfolgreichen „Neulandastronauten“ der Künstlerin Anja Fußbach eine gelungene Liaison ein. Überhaupt ist das Haus im Park in den letzten Jahren mit seinen Kinder- und Familienangeboten - jährlich kommen etwa 5000 junge BesucherInnen - zu einem Leuchtturm der Bremer Kinderkultur avanciert.
Nach der Verständigung der KulturAmbulanz auf eine neue inhaltliche Ausrichtung – verbunden mit dem Verzicht auf eine eigenständige „Privatgalerie“ als Kunstraum -, ist die Verbindung von Medizin und Kunst noch stärker in den inhaltlichen Fokus gerückt. Der Bereich von Psychiatrie und Kunst fand in einigen Ausstellungen zur Entwicklung der Psychiatriereform, zur Outsiderkunst und in der Auseinandersetzung mit den Verbrechen im Nationalsozialismus seinen Niederschlag – zuletzt 2012 mit der Kunstausstellung „Der Siegeszug der Sterelation.“
Die ständige Ausstellung „Vom Narrenkäfig zur Nervenklinik“ konnte Stück für Stück erweitert, aktualisiert und durch den Einsatz Neuer Medien für junge Besucher attraktiver gestaltet werden. Schulprojekte mit Zeitzeugen-Gesprächen und trialogischen Kommunikationsformen unter Einbeziehung von Psychiatrie- Erfahrenen, Angehörigen und Professionellen gehören genauso zu den ständigen Angeboten wie Führungen und Vorträge.
Auch zeitgenössische Kunst fand in der Galerie im Park einen Raum, wenn Kuratoren wie Uwe Goldenstein und Marikke Heinz-Hoek Bezug nahmen auf große Gefühle wie Melancholie („Blue Notes“) oder Angst („Fragile Welten). In der Verbindung mit kultur- und kunsthistorischen Diskursen über die Künstler Edvard Munch und Joseph Beuys, über den an Alzheimer erkranken Werbegraphiker Carolus Horn und autistische KünstlerInnen konnten sich Profilprojekte entfalten, die den Kanon von Gesundheit, Bildung und Kultur nicht nur in den Ausstellungen, sondern auch in begleitenden Konzerten, Lesungen, Erzählcafés und Filmveranstaltungen für ein interessiertes Publikum angestimmt haben. So ist das Krankenhaus-Museum mit der angegliederten Galerie ein Bestandteil der Bremer Museumslandschaft geworden, der auch Menschen weit über Bremen hinaus anzieht.
Für die inhaltliche Ausgestaltung des gesamten Programms sind Stephan Uhlig (mit dem Schwerpunkt Haus im Park) und Achim Tischer (mit dem Schwerpunkt Krankenhaus-Museum und Galerie im Park), die seit der ersten Stunde im Jahre 1987 dabei sind, verantwortlich.
Anlässlich des Jubiläums der KulturAmbulanz findet am Donnerstag, 1. Juli, ab 11 Uhr ein Fest im Park statt. Los geht es um 11 Uhr mit einem Frühschoppen mit der bekannten Bremer Gruppe „Jazzgarten“. Das Krankenhaus-Museum und die Galerie im Park öffnen ab 11 Uhr ihre Türen für die Öffentlichkeit, Führungen zur Architektur des denkmalgeschützten Park- und Gebäudeensemble der alten Irrenanstalt (11 und 15 Uhr) durch die aktuelle Kunstausstellung „Der Siegeszug der Sterelation“ und durch die Dauerausstellung „Vom Narrenkäfig zur Nervenklinik“ (12 und 17 Uhr) bieten einen guten Einblick in die Arbeit des Krankenhaus-Museums. Ab 15 Uhr unterhalten die Gebrüder Jehn und der Märchenerzähler Udo Ruthenberg – nicht nur – die kleinen Gäste. Um 16 Uhr liest die Bremer Autorin Kerstin Fischer aus ihrem Roman „Juris Kristalle – Novelle über eine Schizophrenie“.
Fotos:
- Haus im Park bei Nacht 2004
- Rollende Fotobox, 1987: Kunstprojekt des damaligen Kreativbüros zum Thema Identität auf den Krankenfluren der Psychiatrie mit Fotoausstellung von Porträts
- Irrstern, 2000
- Panorama St. Jürgen-Asyl, 1904
Für Rückfragen:
Melanie Walter
Unternehmenskommunikation
Gesundheit Nord gGmbH
Klinikverbund Bremen
Fon 0421/408-19082 oder 408-1757
melanie.walter@gesundheitnord.de
kultur@klinikum-bremen-ost.de
www.kulturambulanz.de