Wer auf die Anfänge des Bremer Instituts für Allgemeine Hygiene, Krankenhaushygiene und Umwelthygiene schaut, der muss erst einmal nach Hamburg blicken. Es war das Jahr 1892, und in der Hafenstadt wütete die Cholera. Mehr als 16.000 Menschen waren damals binnen weniger Monate von der Krankheit betroffen, über 8.000 von ihnen starben. Schuld an der raschen Ausbreitung der Krankheit war damals die Wasserversorgung. Die Menschen in Hamburg bekamen ihr Wasser damals zum Teil aus der Elbe, das oft ungefiltert bei ihnen ankam. Die Erreger hatten so leichtes Spiel.
In Bremen war man zu diesem Zeitpunkt schon weitaus sensibler für das Thema Hygiene. Das Weserwasser wurde hier nicht einfach so in die Haushalte geleitet, sondern durchlief bereits ein modernes Filtersystem. Aber die Sorge, dass sich durch die Hamburger Seuche auch hier viele Menschen mit Cholera infizieren könnten, war groß. Mit der Gründung des Bakteriologischen Instituts am 22. März 1893 sorgte man deshalb dafür, dass es in Bremen fortan Experten für die bakteriologische Diagnostik gab. Mögliche Seuchen wie die Cholera sollten früh diagnostiziert werden können und ihre Ausbreitung so verhindert werden. Bremen hatte mit der Gründung des Instituts eine Vorreiterrolle inne. Es war der Start einer bislang 125-Jährigen, erfolgreichen Geschichte. Das Team bestand zu Anfang neben dem Direktor Dr. Heinrich Kurth aus einem Labordiener und einem aushelfenden Assistenzarzt der Krankenanstalt. 1899 zog das Institut in das Gebäude, in dem es auch heute noch zuhause ist: das altehrwürdigen Haus 9 auf dem Gelände des Klinikums Bremen-Mitte.
„Seuchen wie die Cholera, Typhus oder Pest spielen für uns heute hier in Bremen natürlich keine so große Rolle mehr. Stattdessen stehen vielmehr multiresistente Keime und Resistenzgene im Fokus“, sagt Martin Eikenberg. Der Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin ist seit 2012 Direktor des Instituts. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Krankenhaushygiene. Im Klinikverbund Gesundheit Nord etwa wird pro Jahr mehr als eine Viertelmillion Patientinnen und Patienten versorgt. Und die Pflege und Behandlung gerade immunschwacher Patienten sind wie überall auch mit einem Infektionsrisiko verbunden. Um dieses Risiko so gering wie möglich zu halten, arbeiten Eikenberg und seine Mitarbeiter nach den mordernsten Konzepten in Sachen Krankenhaushygiene und Infektionsprävention. Aufgabe des Teams ist es, Krankenhausinfektionen zu verhüten, Erreger zu erfassen, zu untersuchen und ihre Ausbreitung zu verhindern. Außerdem berät das Institut den Klinikverbund und viele weitere Einrichtungen in allen Hygienefragen.
Die Krankenhaushygiene ist heute bedeutender denn je. Das liegt vor allem an neuen Therapien der modernen Hochleistungsmedizin, zum Beispiel Krebstherapien, bei denen Patienten besonders anfällig für Infektionen sind. Zudem gibt es immer mehr antibiotikaresistente Bakterien, die auch in Europa immer häufiger auftreten und längst in unserer Umwelt angekommen sind. „Wir haben die Erreger auf den Feldern, im Abwasser, in Seen und Flüssen. Deshalb müssen wir auch im Krankenhaus damit rechnen, dass unsere Patienten besiedelt sind, um dann die richtigen Gegenmaßnahmen zu ergreifen“, sagt Eikenberg.
Weil Hygienefachpersonal mittlerweile überaus gefragte aber auch seltene Fachleute sind, bildet das Bremer Institut längst eigene Experten für diesen Bereich aus. Davon profitieren die Kliniken der Gesundheit Nord aber auch andere Krankenhäuser in Bremen und umzu. „Wir können seit vergangenem Jahr erstmals im Lande Bremen auch Ärzte zu den bislang sehr seltenen Fachärzten für Hygiene und Umweltmedizin weiterbilden“, sagt Eikenberg. Damit habe das Institut in Sachen Hygiene ähnlich wie damals auch heute wieder eine Vorreiterrolle inne.
Das Bremer Institut für Allgemeine Hygiene, Krankenhaushygiene und Umwelthygiene wird 125 Jahre alt. Für Sonntag, 25. März, lädt das Institut alle Interessierten zu einem Hygiene-Infotag in die Bildungsakademie (Haus 7) auf dem Gelände des Klinikums Bremen-Mitte ein. Besucher können in der Zeit von 11 bis 16 Uhr bei einem Wissensquiz Preise abräumen, einmal selbst durchs Mikroskop schauen oder sich Expertenvorträge über alltägliche Hygienefragen anhören.