In jeder Sekunde versorgen tausende Adern unseren Körper mit Blut. Alle Arterien, Haargefäße (Kapillaren) und Venen, die Hauptschlagadern, Hohlvenen und Arteriolen (kleine Arterien) kommen zusammen etwa auf eine Länge von knapp 100.000 Kilometern – sie reichten theoretisch also zweieinhalb Mal um die Erde. Doch in den meisten Fällen bleiben die Adern im Alltag für uns natürlich unsichtbar – und mit ihnen auch mögliche Erkrankungen.
„Gerade wenn die Hauptschlagadern beschädigt sind, kann das schlimme Folgen haben“, sagt Dr. Matthias Trede. „Allerdings verursachen solche Erkrankungen lange Zeit kaum Symptome und werden somit erst spät erkannt.“ Der Leiter des Gefäßzentrums am Klinikum Bremen-Nord beantwortet am Mittwoch, 10. November, in der Zeit von 16 bis 18 Uhr Fragen zum Thema Gefäßerkrankungen und Durchblutungsprobleme. Trede ist in dieser Zeit unter der Nummer 0421 6606 3985 erreichbar.
Gerade Erkrankungen an Halsschlagader oder Bauchschlagader stehen bei Trede und seinem Team immer wieder im Fokus. Zum Beispiel stellt die Klinik aktuell einen Anstieg von sogenannten Bauchaorta-Aneurysmen fest. Dabei handelt es sich um Aussackungen der Bauchschlagader, die Ader wird instabil, kann im schlimmsten Fall reißen und Patienten innerlich verbluten. „Solch ein Aneurysma verursacht zunächst keine Schmerzen, deshalb ist es umso wichtiger, die Möglichkeit zu einem Screening in Anspruch zu nehmen“, sagt Trede. Gerade bei Männern ab 65 Jahren komme es gehäuft zu Aneurysmen.
Neben der Früherkennung könne man aber auch seinen Lebensstil so anpassen, dass das Risiko einer Erkrankung gering gehalten wird. „Man sollte unbedingt auf das Rauchen verzichten, sich ausreichend bewegen und gesund ernähren“, sagt Trede. So minimiere man das Risiko an Bluthochdruck oder einer Verkalkung der Gefäße zu erkranken, was in den meisten Fälle die Ursache für die Entstehung eines Aneurysmas ist. Wenn ein Bauchaortenaneurysma erkannt wird, bedeute das nicht gleich einen operativen Eingriff, so Trede. Je nach Größe müsse man es aber regelmäßig und genau im Blick behalten. „Wenn eine OP nötig wird, können auch viele komplizierte Fälle heute gut und in vielen Fällen sogar über kleine Schnitte operiert werden“, sagt Trede. So verwende man in seiner Klinik zum Beispiel auch Stents, die über einen Schnitt in der Leiste in der Bauchaorta eingesetzt werden (endovaskulär) und das Gefäß stabil halten.
Eine andere schwere Erkrankung steht für die Gefäßmediziner bei der Halsschlagader besonders im Fokus. Sie versorgt das Gehirn. Verstopft diese Ader aber, kommt es zum Schlaganfall, weil das Hirn unterversorgt ist. „Hier gilt es, frühzeitig zu erkennen, ob die Halsschlagader verengt ist oder sich Ablagerungen bilden, die sich wieder lösen und das Gefäß komplett blockieren könnten“, sagt Trede. Gerade in diesem Bereich arbeite das Gefäßzentrum eng mit der Neurologie-Klinik im Klinikum Bremen-Nord zusammen.
„Insgesamt sehen wir eine Zunahme von Gefäßerkrankungen“, sagt Trede. „Sie werden auch in Zukunft eine immer größere Rolle spielen, was allein schon mit der steigenden Lebenserwartung zusammenhängt und Gefäße im Altern nun mal schwächer werden.“ Umso stärker komme es darauf an, dass jeder versuchen sollte, seine Gefäße jung zu halten. Rauchen und Gefäßerkrankungen hingen eng zusammen. Darüber hinaus spielt auch Bewegungsmangel und schlechte Ernährung eine Rolle und können Gefäßerkrankungen begünstigen. Auch Diabetiker haben ein hohes Risiko an den Gefäßen zu erkranken. „Das sogenannte Diabetische Fußsyndrom wird in unserem Gefäßzentrum interdisziplinär behandelt, um Amputationen möglichst zu vermeiden. Eine gute Diabeteseinstellung ist enorm wichtig“, sagt der Mediziner. Tredes Tipp für eine gesunde Lebensweise: moderater Sport und eine fett- und zuckerarme Ernährung – und nicht zuletzt sollte man regelmäßig die Gesundheit seiner Gefäße checken lassen.
Das Gefäßzentrum des Klinikums Bremen-Nord wurde Ende Oktober von der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin rezertifiziert. In solch einem Zentrum arbeiten neben der Gefäßchirurgie auch die Angiologie und Radiologie eng zusammen und sorgen für eine besonders hohe Diagnostik- und Behandlungsqualität. Die Gefäßmedizin ist seit vielen Jahren ein Schwerpunkt des Klinikums Bremen-Nord. Erstmals wurde das Krankenhaus im Jahr 2003 als Gefäßzentrum ausgezeichnet.