Auch für Kinder, die längere Zeit im Krankenhaus bleiben müssen, ist klar: Schule muss sein! Klinikschullehrer unterrichten die Kinder und Jugendlichen dann direkt am Bett oder in einem „Lehrerstützpunkt“ unweit der Station. Am Klinikum Bremen-Ost gibt es für die Schüler aus der Kinder-und Jugendpsychiatrie sogar eine kleine Schule mitten im Park. Dort werden jährlich etwa 380-400 Schüler unterrichtet. Durchschnittlich bleiben sie 44 Tage. „Für die Lehrkräfte bedeutet die relativ kurze Verweildauer und die wöchentliche Abstimmung mit dem Therapieplan jedes Kindes eine große Herausforderung“, sagt Jörg Behrmann, Leiter der Schule an der Züricher Straße für Krankenhaus- und Hausunterricht.
In dieser Woche gibt es für ihn und sein Team noch eine weitere Herausforderung: 250 Klinikschullehrerinnen-und Lehrer tagen erstmals in Bremen. „Denn etwas Besseres als den Tod findest du überall“, lautet das Motto dieser bundesweiten Tagung für Lehrer, die psychisch erkrankte Schüler unterrichten. Ein schockierender Titel? „Ja und Nein sagt Jörg Behrmann. Er stellt fest, dass immer mehr Kinder mit der Diagnose „Depression“ in seine Schule kommen. Und – das den meisten gut geholfen werden kann. „So wie die Bremer Stadtmusikanten wenden wir dieses Motto also positiv“, sagt er. Behrmann ist stolz, dass die große mehrtägige Jahrestagung des Arbeitskreises Schule und Psychiatrie (SchuPs) in diesem Jahr direkt am Klinikum Bremen-Ost im Haus im Park stattfindet. Vom 21. bis zum 24. September werden die Klinikschullehrer Vorträge hören, in Workshops arbeiten und sich austauschen. Referenten sind der Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychiatrie am Klinikum Bremen-Ost, Dr. Marc Dupont, außerdem der Biologe und Hirnforscher Gerhard Roth, die Gesundheitswissenschaftlerin Annelie Keil, der Traumapädagoge Martin Kühn sowie die Schulpsychologin Waltraut Doering. Die Tagung hat bereits eine lange Tradition. Seit 25 Jahren findet sie jedes Jahr in einem anderen Bundesland statt. „Unsere Themen sind vielfältig und reichen von Schulvermeidung, seelischen Problemen von Migrantenkindern bis hin zu Grenzverletzungen im Schulalltag. Wir sind sicher, dass die Teilnehmer mit vielen neuen Erkenntnissen an ihre Schulen zurückkehren“, so Jörg Behrmann.
Die Schule an der Züricher Straße ist die einzige Schule in Bremen, die seelisch und körperlich kranke Kinder und Jugendliche in der Zeit ihres stationären Aufenthaltes unterrichtet. Dort wird, je nach Erkrankung und Sozialkompetenz, in kleineren oder größeren Gruppen zusammen gelernt. „Von Einzelunterricht bis zum Unterricht mit 12 Kindern in einer Gruppe ist alles dabei“, sagt Jörg Behrmann. Die 55 Plätze der Schule sind jedenfalls immer besetzt.12 bis 15 Stunden die Woche sind die Schüler im Unterricht. Jede Woche werden Therapie-und Stundenplan neu aufeinander abgestimmt. Der Wechsel in den Gruppen durch Aufnahmen und Entlassungen ist hoch. Das bedeutet für die Lehrer, die immer im Team arbeiten und mindestens zu zweit in einer Klasse sind, große Herausforderungen. Krankheitsbilder müssen berücksichtigt, die Klassenstufe und der Stoff müssen abgestimmt, individuelle Therapiepläne integriert werden. „Da ist es umso wichtiger, sich fachlich weiterzubilden und untereinander auszutauschen“, sagt Behrmann mit Blick auf die Tagung.