Wer in einer Notfallaufnahme arbeitet, muss starke Nerven haben. Wenn lebensbedrohlich Verletzte eingeliefert werden, zählt jede Sekunde, jeder Handgriff muss sitzen. Überforderte und verzweifelte Angehörige müssen betreut werden – ebenso wie Patienten, die von der Wartezeit genervt sind. Unterschiedliche Kulturen, unterschiedliche Altersgruppen, unterschiedlich schwere Erkrankungen müssen schnell und kompetent versorgt werden. Nun startet in Bremen ein deutschlandweit bislang einzigartiges Bildungsangebot für diesen Bereich: Am Klinikum Links der Weser beginnt die erste staatlich anerkannte Fachweiterbildung für Notfallpflege.
Der erste Kurs fängt am kommenden Montag, 18. April, an. Bewerben konnten sich examinierte Pflegekräfte, die mindestens ein Jahr Berufserfahrung mitbringen und sich mit einer Fachweiterbildung für die Arbeit in einer Notaufnahme qualifizieren wollen. In dem zweijährigen Bildungsangebot beschäftigen sie sich nicht nur mit praktischen Themen wie Beatmung, Ersteinschätzung von Verletzungen oder den richtigen Umgang mit lebensbedrohlich erkrankten Patienten. Auch Kommunikation ist ein wichtiges Thema: Wie gehe ich mit Grenzsituationen um? Wie kann ich dafür sorgen, dass Situationen nicht eskalieren? „Unser Ziel ist es, Pflegende in Notaufnahmen umfassend für ihre verantwortungsvolle Rolle zu qualifizieren“, sagt Karsten Sick, Lehrer für Pflegeberufe am Klinikum Links der Weser, der die Weiterbildung mit der Pflegepädagogin Sigrid Garbade betreut. „Die Bedeutung von Notaufnahmen nimmt zu, weil immer mehr Menschen direkt ins Krankenhaus kommen, statt zu einem niedergelassenen Arzt zu gehen. Das stellt uns in diesen Bereichen vor ganz neue Herausforderungen.“
Das kann auch Tobias Hoffmann bestätigen. Er arbeitet als Pflegeleiter in der Notaufnahme des Klinikums Links der Weser und hat entscheidend dazu beigetragen, die neue Weiterbildung zu entwickeln. „Es gibt auch in anderen Städten die Möglichkeit, sich für die Arbeit in der Notaufnahme zu qualifizieren. Bremen ist aber das erste Bundesland, das diesen Abschluss staatlich ermöglicht und das Angebot in der Weiterbildungs- und Prüfungsverordnung der Stadt verankert hat“, berichtet er.
Welche Fähigkeiten und Kompetenzen eine Pflegekraft in der Notaufnahme haben sollte, weiß er aus seinem Arbeitsalltag nur zu gut: „Zu uns kommen Menschen, die sich in einer emotionalen Ausnahmesituation befinden, die lebensbedrohlich verletzt oder erkrankt sind. Dann müssen wir wissen, was zuerst zu tun ist, wie man mit die Patienten beruhigt – und wie wir in solchen oft hektischen Situationen den Überblick behalten.“ Hoffmann ist überzeugt: „Die jetzt beginnende Weiterbildung ist eine wichtige Grundlage, um kompetent und sicher in diesem Umfeld arbeiten zu können.“