Das Psychiatrische Behandlungszentrum Bremen-Nord (BHZ) gilt bereits seit vielen Jahren auch überregional als ein Vorreitermodell in Sachen moderner Psychiatrie. Nun kann das Team einen ganz besonderen Erfolg feiern. Das BHZ um Chefarzt Dr. Martin Bührig und Klinikpflegeleitung Uwe Schale wurde Anfang Juli mit dem Förderpreis der Stiftung für Soziale Psychiatrie ausgezeichnet. Unter 15 Bewerber-Projekten aus dem gesamten Bundesgebiet wurde das Psychiatrische Behandlungszentrum von der Stiftungsjury als Gewinner ausgewählt. Der Preis wird in den kommenden Monaten von der Deutschen Gesellschaft für Soziale Psychiatrie übergeben.
„Wir freuen uns sehr über diesen großen Erfolg. Dadurch wird die ausgezeichnete Arbeit, die das Team hier seit vielen Jahren leistet, besonders gewürdigt“, sagt Chefarzt Dr. Martin Bührig. Patientinnen und Patienten werden am BHZ von festen, multiprofessionellen Behandlungsteams versorgt. Egal ob stationär, tagesklinisch oder ambulant – die Bezugspersonen bleiben für die Menschen immer dieselben. Zu solch einem Team gehören unter anderem Psychologen, Therapeutinnen, Pflegekräfte.
„Die Menschen bauen so eine große Vertrauensbasis zueinander auf – und die Scheu, sich auch wiederholt Hilfe zu suchen, nimmt dadurch deutlich ab", erklärt Bührig. Hinzu kommt, dass das BHZ sehr stadtteilnah, praktisch im Zentrum von Bremen-Nord am Aumunder Heerweg zuhause ist und viele Menschen, die Hilfe benötigen, keine langen Wege auf sich nehmen müssen. „Die räumliche Hürde, Hilfe anzunehmen, wird dadurch abgebaut. Wir sind hier direkt vor Ort.“
Der stadtteilnahe Charakter von regionalen Behandlungszentren wird aktuell auf ganz Bremen ausgeweitet. Sie sollen unmittelbare Anlaufstationen für Menschen mit psychischen Krisen sein - und sind es vielerorts im gesamten Bremer Stadtgebiet auch schon. Mit dem Modell „Bremen ambulant vor Ort“ (BravO) sei man in Bremen zudem auch immer stärker mit mobiler Hilfe unterwegs – und fährt bei Bedarf auch zu den Menschen nach Hause. „Wir stellen den Patienten und seine Geschichte ins Zentrum“, sagt Bührig. Und das nach eigenen Angaben mit Erfolg. Die Zahl von nötigen Zwangsmaßnahmen und auch der Medikamenteneinsatz sei im BHZ in Bremen-Nord im Laufe der Jahre signifikant gesunken.
„Wenn zwei Menschen die gleiche psychische Erkrankung diagnostiziert bekommen, kann die Entstehungsgeschichte dennoch völlig unterschiedlich sein. Die Behandlung nach einem festen Schema kann da eher kontraproduktiv sein“, sagt Dr. Martin Bührig. Im Psychiatrischen Behandlungszentrum wurden zuletzt auch moderne Verfahren wie der Open Dialogue und Reflecting Team eingeführt, die der Patientengeschichte zusätzlichen Raum geben sollen. Ein Modell, das in Skandinavien entwickelt wurde und nach und nach auch den Weg in andere europäische Regionen schafft.
Das Konzept des Psychiatrischen Behandlungszentrums Bremen-Nord trifft auch auf internationalen Kongressen immer wieder auf breites Interesse. Bührig betont: „Wir dürfen schon behaupten, dass wir in Sachen ambulanter, sozialer und patientenzentrierter Versorgung eine gewisse Vorreiterrolle übernommen haben.“