Betablocker helfen bei Babys gegen Blutschwämmchen

Verformungen und Verwachsungen können unbehandelt zu Funktionseinschränkungen im betroffenen Bereich führen

Die Bilder zeigen ein Kind, einmal im Alter von zwei Monaten, unmittelbar vor Beginn der insgesamt 13-monatigen Behandlung Propanolol-Therapie...

...und im Alter von siebeneinhalb Jahren.

Die Sprechstunde für Hämangiome bei Babys in der Klinik für Kinderchirurgie und -urologie im Klinikum Bremen-Mitte platzt regelmäßig aus allen Nähten. Rund fünf Prozent aller Neugeborenen entwickeln in den ersten zwei bis vier Lebenswochen ein so genanntes Blutschwämmchen am Körper. „Befinden sich diese im Genital- oder Analbereich bzw. im Gesicht oder am Kopf sollten sich Eltern dringend darum kümmern“, sagt Aicha Charimo-Torrente, Oberärztin in der Kinderchirurgie. Verformungen und Verwachsungen können zu Funktionseinschränkungen im betroffenen Bereich führen und den Alltag der Kinder enorm erschweren.
Hämangiome sind gutartige Tumore, die bei Geburt schon angelegt sind, aber häufig nicht sichtbar. In den ersten Lebenswochen und -monaten wachsen sie schließlich überproportional. Nach rund neun Monaten stoppt das wulstige Wachstum, nach einer mehrmonatigen Pause beginnt die Regression. Die Rückentwicklung dauert etwa bis zum neunten Lebensjahr an. Alles, was dann noch da ist, bleibt, so Charimo-Torrente. Damit dies möglichst wenig ist, sei ein früher Therapiebeginn günstig. „Wir empfehlen dringend einen Therapiebeginn im dritten Lebensmonat“, sagt die Oberärztin. Später könnten nur Laser und chirurgische Eingriffe helfen und dabei kann es dann zu unnötigen  Narben kommen.
Woher die Gefäßfehlbildungen kommen, ist unklar. Frühgeborene weisen eine viermal höhere Anfälligkeit auf, genauso Mädchen. „Grundsätzlich gilt: Je früher eine Behandlung einsetzt, desto größer sind die Chancen, dass Hämangiome sehr flach und hell werden“, sagt Aicha Charimo-Torrente. Weltweit gilt inzwischen die Therapie mit Propranolol, einem Betablocker, als erstes Mittel der Wahl.
2008 entdeckte eine französische Arbeitsgruppe aus Bordeaux unter der Führung der Dermatologin Dr. Christine Léauté-Labrèze, dass Hämangiome mit der Betablocker-Gabe kleiner wurden. Seit 2014 ist Propranolol als Medikament in der Hämangiom-Therapie zugelassen. Dieses muss mehrmals täglich in genauem zeitlichen Abstand oral eingenommen werden.
Der Therapiebeginn findet unter stationären Bedingungen statt, vorher wird das Herz der kleinen Patienten untersucht. Nach zwei Nächten können die Kinder in der Regeln nach Hause und kommen zu Kontrolluntersuchungen ambulant in die Kinderchirurgie.
Propranolol hat die Therapie mit Laser weitgehend abgelöst. Die Behandlung wird monatlich in der interdisziplinären Gefäßkonferenz besprochen.

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