Es ist erst eine Woche her, da war das alte Bettenhaus an der St.-Jürgen-Straße noch ein richtiger Hotspot des Klinikums Bremen-Mitte. Die chirurgischen Disziplinen hatten dort – im sogenannten Haus 6 – ihr Zuhause, außerdem die Intensivmedizin und die Anästhesiologie. Hunderte Menschen strömten täglich durch das Gebäude. Das große in die Jahre gekommene Bettenhaus war einer der wenigen Ballungsräume auf dem sonst so weitläufigen alten Klinik-Campus.
Nun – sieben Tage später – ist das Hochhaus fast wie leergefegt; genauso der Modulbau, der direkt dahinter anschließt und als Ausweichfläche während des Baus des neuen Krankenhauses diente. Mit der Chirurgie, Anästhesie und der Intensivmedizin wurde nun in der zweiten Umzugsphase gewissermaßen das Herz des Klinikums Bremen-Mitte binnen weniger Tage in den Neubau verpflanzt. Eine Transplantation, um im Bild zu bleiben, die mit dem Einzug der Allgemein-, Viszeral- und Onkologischen Chirurgie und weiterer Bereiche bis Mitte November abgeschlossen sein wird.
Kraftakt mit großer Portion Vorfreude
„Diese zweite Umzugsphase war und ist eine große Herausforderung, die lange vorbereitet wurde. Dank des großen Engagements jeden einzelnen Mitarbeiters haben wir das bisher sehr gut gemeistert“, sagt Klaus Beekmann, Geschäftsführer für Infrastruktur und Technologien des Klinikverbunds Gesundheit Nord. Man dürfe nicht vergessen: Der komplette Umzug werde bei Vollbetrieb des gesamten Krankenhauses gestemmt. „Das war eine Mammutaufgabe. Als Maximalversorger für die gesamte Region läuft das Krankenhausgeschehen samt großem Notfallaufkommen im Klinikum Bremen-Mitte natürlich komplett weiter“, sagt Beekmann. Die intensiven Vorbereitungen, das Probearbeiten und nun natürlich der Umzug selbst – „das war ein riesiger Kraftakt, den wir aber alle mit einer großen Portion Vorfreude auf das neue Umfeld angegangen sind“, so Beekmann.
Der neue Gebäudekomplex entlang der Bismarckstraße ist nun der neue Kernbereich des Klinikums Bremen-Mitte – das sogenannte Haus 3 mit seinen vier markanten Gebäudezähnen. Kurze Wege und moderne Stationen, dazu mehr als 2.700 Mitarbeiter und 10.000 medizinische Geräte, die im neuen Krankenhaus auf sechs Ebenen im Einsatz sind und noch sein werden.
Bis Mitte November mehr als 600 von 818 Betten in Betrieb
Mehr als 200 stationäre Patienten werden im Neubau bereits jetzt versorgt, hinzu kommen schon täglich mehr als 100 ambulante Fälle im Bereich der Inneren Medizin. Wenn nun bis Mitte November auch die Stationen Werder, Marktplatz, Rathaus, Glocke, Schütting und Schnoor ans Netz gehen, sind damit dann mehr als 600 der insgesamt 818 Betten in Betrieb. Außerdem nehmen unter anderem mit der Schmerzambulanz, der Prämedikationsambulanz und der HNO-Ambulanz noch weitere ambulante Bereiche ihre Arbeit im Neubau auf.
Patienten finden die Ambulanzen im Erdgeschoss des Neubaus genauso wie die gesamte Funktionsdiagnostik – also alles was Untersuchungen in Magen, Darm, Herz und Lunge betrifft. Ebenfalls schon da: die hämato-onkologische Tagesklinik sowie die gastroenterologische (Erkrankungen in Magen und Darm) und endokrinologische (Hormonstörungen) Tagesklinik. Das alles erreichen Patienten, Angehörige und Mitarbeiter seit Ende Oktober auch über den neuen Haupteingang – die weiße Rotunde an der St.-Jürgen-Straße.
Erste große Viszeral-OP kommende Woche
Viele Ärzte aus der HNO-Klinik, der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie oder der Gefäßchirurgie haben bereits in dieser Woche ihre ersten Operationen im neuen OP-Zentrum gemacht. Der neue OP-Trakt mit seinen 16 Sälen gilt aus Chirurgen-Sicht aufgrund seiner Größe und seiner Möglichkeiten als „Schlaraffenland“, wie es HNO-Chefarzt Prof. Dr. Andreas Naumann ausdrückte. In der kommenden Woche ist dann die erste große Operation der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Onkologische Chirurgie mit Prof. Dr. Hüseyin Bektas geplant. Ein weiterer Meilenstein. Bereits an diesem Wochenende schon ist die Unfallchirurgie mit dem ersten Eingriff an der Reihe. Bis Mitte November werden alle 16 Säle im neuen OP-Zentrum in vollem Betrieb sein.
Der Umzug des Krankenhauses ist damit aber noch nicht zu Ende. Etwa mit der Augenklinik, der Urologie und der Frauenklinik stehen in den kommenden Monaten weitere Umzüge an, bis das ganze Krankenhaus dann 2020 komplett umgezogen sein wird.