Statt sich vom Tag zu erholen, bekommen viele Menschen nachts kein Auge zu. Das Gehirn kommt nicht zur Ruhe, das körpereigene Stresssystem spielt verrückt. Doch es gibt Wege, wie man Schlafstörungen wieder loswerden kann.
„Es gibt Menschen, die haben sogar regelrecht Angst davor, ins Bett zu gehen. Weil sie wissen, dass sie nicht einschlafen können“, sagt Sabine Bunten. Die leitende Oberärztin des Instituts für Klinische Neurophysiologie am Klinikum Bremen-Ost ist sozusagen eine Schlafexpertin. Sie findet heraus, warum Menschen nachts nicht zur Ruhe kommen, obwohl sie erschöpft sind, oder warum der Nachtschlaf nicht erholsam ist.
Schlafstörungen können viele Ursachen haben. Eine Untersuchung im Schlaflabor am Klinikum Bremen-Ost liefert Hinweise darauf, ob die eigene Schlafwahrnehmung korrekt ist, ob im Falle von Schlaflosigkeit eine körperliche Erkrankung wie eine schlafbezogene Bewegungsstörung die Ursache ist oder ob andere Gründe vorliegen. Am häufigsten handelt es sich bei Schlaflosigkeit um eine psychophysiologische Insomnie. Die Schlafstörung, unter der man leidet, hat dann vor allem etwas mit dem persönlichen Umfeld zu tun. Anhaltender Stress gilt dabei als ein Hauptfaktor.
Schlaflose Nächte in besonderen Situation wie vor Prüfungen oder um einen Jobwechsel herum hat vermutlich jeder schon einmal erlebt. Der Kopf kommt nicht zur Ruhe. Gedanken schweifen ab. Das Gehirn will ständig reagieren. Das körpereigene Stresssystem, das einen auf Trab hält, fährt sich nachts nicht mehr runter. Die sogenannte Stressachse – bestehend aus den drei Hormondrüsen Hypothalamus, Hypophyse und Nebennierenrinde – ist dann außer Kontrolle. Sie regelt und kontrolliert die Stresshormone nicht mehr so wie sie es soll.
„Problematisch werden solche Schlafstörungen, wenn sie über Monate anhalten“, sagt Sabine Bunten. Durch den dauerhaften Schlafentzug entstehe schnell ein regelrechter Teufelskreis. Die Müdigkeit ziehe sich über den Tag, man sei leicht reizbar, kaum belastbar und die Wahrnehmung werde beeinträchtigt. „Dabei ist Schlaf eine lebenswichtige Erholung von dem Stress und den Belastungen des Tages“, sagt Sabine Bunten. Andauernde Schlaflosigkeit belaste auch das Immunsystem oder kann ebenso andere organische Krankheiten zur Folge haben. Gemeinsam mit dem Patienten entwickeln Bunten und ihr Team Strategien, wie man Schritt für Schritt wieder besser in den Schlaf findet. Manchmal helfe es bereits wenn man einige Regeln zur Schlafhygiene – wie Bunten es nennt – beachtet. Im Folgenden haben wir zehn Regeln für den gesunden Schlaf aufgeschrieben, damit eine Störung erst gar nicht entstehen kann.
10 Regeln für den gesunden Schlaf
- Regelmäßige Schlafgeh- und Aufstehzeiten einhalten!
- Kein Mittagsschlaf tagsüber – Ausnahme Powernapping (etwa zehnminütiger Schlaf)
- Mindestens zwei Stunden vor Zubettgehen keinen Alkohol und mindestens acht Stunden vorher keinen Kaffee mehr trinken
- Kleiner Snack vor dem Zubettgehen kann helfen, große Mengen an Essen bis drei Stunden vor Zubettgehen sind aber tabu
- Sport nach 18 Uhr meiden: Das wirkt wie Koffein/Nikotin und regt das Nervensystem an
- Nicht auf die Uhr gucken!
- Zubettgeh-Ritual entwickeln (Ritual sollte nicht länger als 30 Minuten dauern)
- Smartphone und TV abschalten! Die blauen Wellenlängen des Lichts halten uns wach und hemmen die Produktion des Schlafhormons Melatonin.
- Bei nächtlichem Aufwachen: nicht essen!
- Sauna oder Entspannungsübungen vor dem Schlafen