Wie kann sich der Klinikverbund Gesundheit Nord aufstellen, um den aktuellen und künftigen Herausforderungen im Gesundheitssystem begegnen zu können? Unter anderem mit dieser Frage hat sich der Aufsichtsrat heute in seiner ersten regulären Sitzung des Jahres befasst. Die Geschäftsführung stellte dem Gremium erste Überlegungen für eine Restrukturierung des Klinik-verbunds vor, die die Fortsetzung des Zentralisierungsprozesses und eine Reduktion von Betten vorsieht. Zudem wurde der Wirtschaftsplan für das laufende Jahr verabschiedet.
Herausforderungen für Krankenhäuser bundesweit
Bundesweit stehen Krankenhäuser vor enormen Herausforderungen. Immer weniger Patientinnen und Patienten werden stationär versorgt, der Trend zur Ambulantisierung hat sich durch die Pandemie nochmal beschleunigt. Gleichzeitig plant das Bundesministerium für Gesundheit unter Gesundheitsminister Karl Lauterbach eine große Struktur- und Finanzierungsreform für Krankenhäuser. Auch das von der Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz in Auftrag gegebene Gutachten zur Krankenhausversorgung 2030 in Bremen – vielen bekannt unter dem Stichwort HCB-Gutachten – bestärkt diese Zentralisierungsdynamik. Das Gutachten geht von sinkenden Bedarfen aus und empfiehlt eine Konzentration von Leistungen und Angeboten.
„Wir haben bereits in den vergangenen Jahren bereits damit begonnen, unsere Leistungen zu konzentrieren, beispielsweise mit der Zusammenführung der Kinderheilkunde und dem erfolgreichen Umzug der Geburtshilfe vom Klinikum Links der Weser ans Eltern-Kind-Zentrum“, sagt Dr. Dorothea Dreizehnter, Geschäftsführerin Medizin und Vorsitzende der Geschäftsführung. „Wir merken in unseren Krankenhäusern schon heute die Auswirkungen der zunehmenden Ambulantisierung sowie den Fachkräftemangel. Um weiterhin eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung sicherstellen zu können, werden wir auch künftig stärker auf die Zentralisierung von Angeboten setzen.“
In zwei Jahren schon 55 Millionen Euro eingespart
Neben den großen strukturellen Entwicklungen belasten auch die Inflation sowie die massiven Kostensteigerungen das laufende Geschäft, sodass viele Kliniken wirtschaftlich unter Druck geraten sind. Die Gesundheit Nord hat bereits im Jahr 2020 einen Sanierungskurs eingeschlagen, der in den vergangenen zwei Jahren deutliche Erfolge zeigte. So konnte das Unternehmen dank eines konsequenten Kostenmanagements in den vergangenen zwei Jahren insgesamt rund 55 Millionen Euro einsparen. Ursprünglich hatte der Klinikverbund 2024 wieder schwarze Zahlen schreiben sollen. Durch die veränderten Rahmenbedingungen und die aktuellen Entwicklungen ist es aber notwendig geworden, den Sanierungskurs anzupassen. Die Geschäftsführung der Gesundheit Nord hat sich daher in den vergangenen Wochen intensiv damit befasst, wie der Klinikverbund unter den veränderten Rahmenbedingungen zukunftssicher aufgestellt werden kann. Dabei wurden die Lauterbach-Pläne sowie das HCB-Gutachten konsequent mit in die Überlegungen einbezogen.
„Wir gehen davon aus, dass der Klinikverbund der Zukunft deutlich weniger Betten betreiben wird als heute. Während die vier Krankenhäuser heute insgesamt mehr als 2000 Betten vorhalten, werden künftig weniger benötigt werden“, so Dreizehnter. In den kommenden Jahren sollen die Betten innerhalb der Gesundheit-Nord deswegen auf voraussichtlich nur noch 1500 reduziert werden. Diese Zahl bezieht sich auf die somatischen Betten, Psychiatrie und Forensik sind nicht mit eingerechnet. Doppelt vorhandene Angebote sollen zusammengeführt werden, um trotz des zunehmenden Fachkräftemangels eine qualitativ hochwertige Versorgung zu gewährleisten. Zugleich sollen Mehrfachstrukturen in der Speisenversorgung, in der Aufbereitung von medizinischen Instrumenten, im Labor und in den Bereichen Lager und Logistik abgebaut und diese Bereiche weiter zentralisiert werden. Auf diesem Weg will der Klinikverbund seine Flächen langfristig reduzieren und Strukturen effizienter gestalten.
"Eine Herausforderung, aber auch eine riesige Chance"
Wie sich diese Pläne auf die vier Standorte der Gesundheit Nord auswirken, soll nun auch unter Beteiligung der Betriebsräte weiter diskutiert und ausgearbeitet werden. In seiner Sitzung im Juni wird die Geschäftsführung dann konkrete Pläne für die für die Neuaufstellung des Klinikverbundes vorlegen. „Unser Ziel ist es, unseren Klinikverbund zukunftssicher aufzustellen“, betont Dr. Dorothea Dreizehnter. „Wir wollen moderne Medizin und Pflege in modernen Strukturen anbieten – ökonomisch wie auch ökologisch nachhaltig. Das ist ohne Zweifel eine Herausforderung, darin liegt aber auch eine die riesige Chance, die Gesundheit Nord jetzt so zu gestalten, dass sie allen Anforderungen der Zukunft gerecht wird.“
Ein weiteres wichtiges Thema der Aufsichtsratssitzung war die Verabschiedung des Wirtschaftsplans für das laufende Jahr. Dieser konnte vor Beginn des Jahres noch nicht beschlossen worden, da zum damaligen Zeitpunkt nicht abschließend feststand, welche Zuschüsse und Ausgleichszahlungen die Gesundheit Nord in diesem Jahr erwarten kann. Durch die so genannte Energiepreisbremse und unter Berücksichtigung aller corona-bedingten Ausgleichszahlungen durch den Bremer Senat ergibt sich nun ein planerisches EBITDA (also ein operatives Ergebnis vor Abzug von Steuern, Abschreibungen und Zinsen) von -18 Millionen Euro.