Knisternde Öfen, leuchtende Kerzen und dazu ein heißes Getränk. Für viele dürften das die Zutaten für einen ziemlich gemütlichen Herbst- oder Winterabend sein. Die Vorweihnachtszeit kann aber auch mit viel Hektik und Unachtsamkeit verbunden sein. Insbesondere für Kinder kann das schnell zu einer gefährlichen Mischung werden. „Besonders jetzt in der kalten und dunklen Jahreszeit steigt für Kinder das Risiko thermischer Verletzungen“, Andrea Etzler, Ober-ärztin der Klinik für Kinderchirurgie- und –Urologie am Klinikum Bremen-Mitte. 80 bis 100 solcher Fälle gebe es in Bremen jährlich, bei denen Kinder wegen Verbrennungen und Verbrü-hungen stationär behandelt werden müssten. „Dabei sind die meisten Unfälle vermeidbar“, sagt Andrea Etzler. Zum Tag des brandverletzten Kindes beantwortet sie die wichtigsten Fragen.
Welche Altersgruppe ist besonders gefährdet?
Kinder unter drei Jahren sind laut der Bremer Ärztin am häufigsten betroffen. Gerade wenn sich die Kleinen in der Wohnung auf Entdeckungstour begeben, wirke etwa das flackernde Feuer der Kerzen oder aufsteigender Dampf aus dem Kochtopf besonders interessant. „Sie können aber natürlich noch nicht wissen, dass das sehr gefährlich für sie werden kann“, sagt Etzler. Deshalb seien die Eltern hier besonders gefordert, alle möglichen Gefahrenquellen aus dem Weg zu räumen, bevor überhaupt etwas passieren kann. Oft helfe es, sich in die Perspektive der Kinder hineinzuversetzen, um Gefahren früh zu erkennen.
Was sind die häufigsten Gründe für thermische Verletzungen?
Heiße Getränke und Suppen sowie brennende Kerzen gehören nicht in die Nähe von Kindern, so viel dürfte den meisten eigentlich klar sein. „Auch wenn man selbst eine heiße Tasse in der Hand hält, sollte man nicht noch das Kind auf den Schoß nehmen. So schwer es einem vielleicht auch fällt“, sagt Andrea Etzler. Manchmal wirke für die Kleinen allein der Teebeutel in der Tasse wie ein Spielzeug – und dann reiche ein unachtsamer Augenblick aus. Oft passieren die Unfälle auch über Umwege. So können laut Andrea Etzler überhängende Tischdecken oder Kabel von Elektrogeräten in greifbarer Nähe eine gefährliche Kettenreaktion auslösen. Nämlich genau dann, sobald die Kinder auf die Idee kommen, daran zu ziehen.
Manchmal passiert das Unglück aber auch im Schlaf. Besonders dann, wenn Babys oder kleine Kinder sich an einen heißen Heizkörper heranrollen. Auch Badewasser, das Erwachsenen noch angenehm warm vorkommt, kann gerade für kleine Kinder und Babys bereits zu heiß sein. „Die Haut von Kindern ist weitaus dünner als die der Erwachsenen und somit auf viel hitzeempfindli-cher“, sagt Etzler. Ein zusätzliches Problem, dass seit einigen Jahren immer häufiger auftritt: Kaminöfen im Wohnzimmer, bei denen auf eine Absperrung verzichtet wurde. Auch hier habe es zuletzt immer wieder schlimme Verbrennungen bei Kindern gegeben.
Was mache ich, wenn mein Kind sich verbrannt oder verbrüht hat?
Auch bei einem vermeintlich kleinen Unfall, sollte man die Situation sehr ernst nehmen, aber auch keinesfalls panisch reagieren. „Kleinere Verletzungen können mit handwarmem Wasser - also nicht mit eiskaltem Wasser - bis zu 30 Minuten zur Schmerzlinderung gekühlt und anschlie-ßend mit einem trockenen Handtuch abgedeckt werden – ehe es in die Klinik oder zum Kinder-arzt geht“, sagt Etzler. Bei größeren Verletzungen – und da genügt schon ein Schluck heißer Kaffee oder Tee auf der Haut – sollte das Kind sofort aus der Gefahrenzone gebracht und über 112 der Notarzt gerufen werden. Statt großflächigem Kühlen sollte man in der Zwischenzeit das Kind vor Auskühlung schützen und besser gezielt mit normalkaltem Wasser kühlen.
Wie wird eine thermische Verletzung versorgt?
Wie eine thermische Verletzung behandelt wird, hängt von der Tiefe und der betroffenen Körperoberfläche der Verletzung ab. Auch bei leichteren oder mittelschweren Verletzungen kann eine OP unumgänglich sein, bei der heute meist ein vorübergehender Hautersatz einge-setzt werden kann. Viele der thermischen Verletzungen bedürfen im Anschluss an die Wundhei-lung einer langen, oft über Jahre gehenden Narben- und Funktionsnachsorge. Die Bremer Kinderchirurgie ist in diesem Bereich als "Spezialisierte Klinik" anerkannt und in das deutsch-landweite Versorgungsnetz eingebunden.