Schätzungen besagen, dass alleine in Deutschland rund 20 Millionen Menschen von Veränderungen der Schilddrüse betroffen sind - viele von ihnen, ohne dass sie davon wissen. Die Diagnose fällt nicht immer leicht. Weil der gesamte Hormonhaushalt gestört sein kann, sind die Beschwerden sehr vielfältig: starkes Schwitzen, rasche Gewichtszu- oder abnahme, Schwindelattacken, Nervosität, Depressionen und Bluthochdruck.
Die Schilddrüse ist normalerweise nur wenige Zentimeter groß, wiegt lediglich ein paar Gramm und doch ist sie für unser Wohlbefinden von entscheidender Bedeutung. Das kleine schmetterlingsförmige Organ befindet sich am Hals unterhalb des Kehlkopfes und produziert zwei für den menschlichen Stoffwechsel enorm wichtige Hormone: Trijodthyronin und Thyroxin. Beide Hormone haben direkten Einfluss auf unser Herz-Kreislauf-System, aktivieren den Stoffwechsel und steuern wichtige Wachstumsprozesse im Körper. Gerät die Schilddrüse aus dem Takt, hat das Auswirkungen auf den gesamten Organismus.
Mit der Behandlung hormonproduzierender Organe beschäftigt sich die endokrine Chirurgie. Prof. Dr. Heiner Wenk, Leiter des Gefäßzentrums am Klinikum Bremen-Nord, hat sich auf derartige Eingriffe spezialisiert: „Die endokrine Chirurgie ist deswegen so interessant, weil ein Eingriff in diese Steuerungs- und Regulationsmechanismen des Körpers genau bedacht und geplant werden muss."
Wesentlicher Bestandteil für die Bildung der Schilddrüsenhormone ist das Jod. Diesen wichtigen Baustein kann unser Körper allerdings nicht selbst herstellen. Daher müssen wir täglich mit unserer Nahrung Jod aufnehmen. Entsteht Jodmangel versucht die Schilddrüse entgegenzusteuern, indem sie zusätzliches Gewebe bildet. Dieses Wachstum bewirkt, das sie mit der gleichen Jodmenge mehr Hormone produzieren kann. Allerdings wird die Schilddrüse dadurch deutlich größer, und häufig kann der Arzt schon bei der Untersuchung Knoten und Verhärtungen ertasten. Unbehandelt wächst den Betroffenen mit der Zeit ein Kropf. Fachleute nennen dieses Schilddrüsenwachstum „Struma".
Operationen an der Schilddrüse verlangen Sorgfalt. Am Hals finden sich auf engstem Raum die Schilddrüse, die Nebenschilddrüsen, Nerven, Gefäße und mit der Halswirbelsäule und der Muskulatur auch Teile des Bewegungsapparats. Für ein optimales Behandlungsergebnis plädiert Prof. Dr. Heiner Wenk für eine enge, interdisziplinäre Zusammenarbeit: „Die endokrine Chirurgie funktioniert am besten, wenn alle Beteiligten, also Internisten, Chirurgen, Nuklearmediziner, Hals-Nasen-Ohren-Ärzte und im Einzelfall auch Neurochirurgen kooperieren. Genauso wichtig ist aber auch die Zusammenarbeit mit den nachbehandelnden Hausärzten, denn nach einer Schilddrüsenoperation ist häufig eine Hormonersatztherapie notwendig."
Achtung Redaktionen:
Für weitere Informationen steht Prof. Dr. Wenk unter der Telefonnummer 6606-1401 zur Verfügung