So richtig sommerlich ist es zunächst nicht. Aber das stört keinen der etwa 100 kleinen und großen Gäste des Diabetes-Sommerfestes in der Prof.-Hess-Kinderklinik, das am vergangen Samstag stattfand. Im Gegenteil. Die Stimmung ist prima. Es ist ein wenig wie bei einem großen Familientreffen. Überall sind freudige Hallos zu hören, einige fallen sich in die Arme: "Schön, Euch zu sehen, wie läuft es bei Euch?" Überall wird gelacht und erzählt. Und mitten drin - Dr. Wolfgang Marg, der Leiter der Diabetes-Ambulanz. Er und sein Team hatten alle Patientinnen und Patienten der Ambulanz und ihre Familien zum Sommerfest eingeladen. Aktive Patienten und ehemalige. Kinder und Jugendliche. Das jüngste 8 Monate, die ältesten längst volljährig. Und Dr. Marg kennt sie alle - mit Namen. Er begrüßt jeden persönlich, unterhält sich mit Kindern und Eltern, klopft einem Jungen ermutigen auf den Rücken, schüttelt Hände. Zwei kleine Patienten sitzen bald auf seinem Schoß.
Andere sind schon am Mal-Stand aktiv. Dort heißt es nämlich "Wir malen Dr. Marg". Jeder malt"seinen Arzt", wie er ihn sieht, kennt, in vielen Jahren erlebt hat. Zum Schluss bekommt Marg einen dicken Ordner überreicht - als Erinnerung und als vorzeitiges Abschiedsgeschenk. Der leitende Oberarzt Dr. Wolfgang Marg geht im Herbst nach dreißig Jahren in der Diabetes-Ambulanz in den Ruhestand. Er hat die Diabetes-Ambulanz aufgebaut. Viele inzwischen erwachsene Patientinnen und Patienten hat er von klein auf mit ihrer Krankheit begleitet, hat Therapien besprochen und ihnen vor allem immer wieder Mut gemacht. "Ich weiß nicht, ob wir das alles ohne Dr. Marg so gut geschafft hätten", sagt Ulrike Tisborn, Mutter der zehnjährigen Marie, die - wie fast alle Kinder hier - an Diabetes Typ 1 erkrankt ist. Ulrike Tisborn ist begeistert von der guten Versorgung und der ständigen Erreichbarkeit des Diabetes-Teams. "Das ganze Team ist toll", sagt sie. Das finden auch Monika Steinweg-Pieper und ihr elfjähriger Sohn Linus. "Gerade nach der Diagnose fällt die ganze Familie in ein tiefes Loch, aber hier wird man wirklich aufgefangen", erzählt die Mutter, die mit ihrem Mann ein Catering -Unternehmen betreibt und am heutigen Festtag für die Verpflegung gesorgt hat. Im Zelt auf der Wiese gibt es Hotdogs und Hamburger, dazu viel frisches Gemüse und Kartoffelsalat. Überall wird eifrig geschätzt. Das Hot-Dog- Brötchen hat 2 Broteinheiten (BE), das für den Hamburger 2,5. Gemüse hat gar keine. Das weiß hier jedes Kind. Eine Mutter steuert noch selbst gemachte türkische Köstlichkeiten zum Buffet bei. Die Käsestangen haben eine BE, sagt sie. Auch die Eltern werden hier zu Ernährungs-Experten. Aber von Sorgen und Nöten ist hier heute nichts zu sehen und zu hören. Die Kinder lachen und toben, probieren sich im Dosenwerfen, Sackhüpfen und Eierlaufen, nach und nach laufen immer mehr wunderschön geschminkte Feen durch das Gebäude. Die Eltern informieren sich unterdessen über Neuheiten in der Diabetes-Therapie. Die Vorträge halten Dr. Claudia Karsten und Anne Stadler, die im Herbst die Leitung der Diabetes-Ambulanz übernehmen werden. Dann referiert Dorothee Paape über die Selbsthilfe. Die engagierte Frau kennen hier alle. Auch sie ist schon lange dabei, unterstützt und hilft, wo sie kann.
Umlagert ist auch der Info-Stand der beiden Diabetes-Beraterinnen Nicole Fischer und Imke Walkenhorst. Sie zeigen die neuesten Pumpen und Zuckermessgeräte und verteilen sogar passende Fußball- WM-Aufkleber für die Pumpen.
Kaum macht der Regen eine Pause, gibt es noch einen Höhepunkt auf der Wiese. Dr. Karin Hochbaum, die Ärztliche Geschäftsführerin des Klinikums Bremen-Mitte, übergibt die Zertifizierungs-Urkunde der Deutschen Diabetes Gesellschaft, die die Diabetes-Angebote und Abläufe in der Klinik überprüft hat. Die Medizinische Klinik II und die Prof.-Hess- Kinderklinik dürfen sich nun gemeinsam "Diabetologikum" nennen. Diesen Titel tragen in Deutschland nur etwa 100 Behandlungseinrichtungen.
Die Kinder interessiert das weniger. Sie haben mehr Spaß mit den Klinikclowns, die selbst im Regen noch ihre Späße mit den Kindern treiben. Und am Ende geht es dann noch einmal um Dr. Marg. Die Clowns nehmen ihn auf den Arm und lassen ihn hochleben. Alle singen mit. Ergriffen bedankt sich Marg - und gibt den Dank zurück an sein Team: "Ohne viele engagierte Menschen kann man nichts erreichen". Passend dazu strahlt nun auch die Sonne wieder.