Die vier Kinder und das Ehepaar Murad stehen schon im Flur und strahlen, als Beate Krone ins Haus tritt. Die Kinderkrankenschwester und Diabetesberaterin aus dem Klinikum Bremen-Nord besucht Farhan, den 13-jährigen Sohn, zwei Mal in der Woche. Farhan und sie kennen sich von seinen Krankenhausaufenthalten. Nach Hause kommt sie als Bremer Engel.
Das Projekt Bremer Engel ist eine mobile Familienhilfe für schwerstkranke Kinder und deren Angehörige in Bremen und umzu. Insgesamt zehn Engel - vor allem Kinderkrankenschwestern - führen die medizinische und psychologische Betreuung von Patienten in Bremen und Delmenhorst zu Hause im vertrauten Umfeld fort. Sie bauen eine Brücke zwischen Klinik, Patient und Zuhause und schließen so eine Versorgungslücke.
Der Bremen-Norder Engel ist die 49-jährige Kinderkrankenschwester Beate Krone. Sie besucht Diabetes-Patienten in einem Umkreis von etwa 100 Kilometern. Bei ihren Besuchen bei Murads geht es immer um Farhans Blutzuckerwerte, die sieben Mal täglich gemessen werden. Dafür trägt er einen Sensor im Unterhautfettgewebe am Oberarm, die Daten überträgt Krone in ihren Laptop. Der Teenager ist ein Typ 1-Diabetiker, schon seit seinem zweiten Lebensjahr. Beate Krone bespricht mit ihm die Insulindosierung für die nächsten Tage.
Auf der Flucht aus dem Irak erhielt der Teenager nur unregelmäßig Insulin, der Mangel ist chronisch, die Auswirkungen sind deutlich zu erkennen. Der Junge leidet an Neuropathien, Beate Krone kontrolliert Hände und Füße regelmäßig. Kitzelig ist er, Ronaldo- und Fußball-Fan und in der Familie der, der am besten Deutsch versteht und spricht.
"Ich besuche Kinder und Jugendliche oft, weil sie genervt sind. Bestimmte Situationen funktionieren mit Diabetes nicht so", sagt Beate Krone. Sie erinnert sich an einen Jungen, der massive Probleme mit dem Blutzucker hatte beim Fußballtraining. "Und Fußball war sein Leben." Manche Patienten brauchen die Bremer Engel nur ein paar Mal, andere besucht Krone über Jahre regelmäßig. Bei Farhan muss heute erstmals der Sensor ausgetauscht werden. Experte werden für sich selbst und die Krankheit: Beate Krone bespricht alles rund um den Diabetes mit Fahrrad.
Am selben Tag, es ist inzwischen früher Abend, besucht Beate Krone auch den Hort der Kindertagesstätte St. Nikolai in Rönnebeck. Sie wird zwei Erzieherinnen im Umgang mit Diabetes schulen. Ein achtjähriges Mädchen der Einrichtung hat seit dem Sommer Diabetes, ebenfalls Typ 1. Seitdem isst das Mädchen nur noch, was sie von Zuhause mitbringt. Den Pädagoginnen wäre es lieber, das Kind nehme teil am gemeinsamen Mittagessen und auch an den Snackpausen am Nachmittag. Krone sieht dies grundsätzlich genauso: "Es darf sich nicht immer alles um den Blutzuckerwert drehen, auch der Spaß muss mal im Vordergrund stehen". Sie will mit den Eltern des Mädchens eine Liste der Lieblings-Süßigkeiten erstellen - inklusive Infos zu den Broteinheiten. Das biete Sicherheit für das Mädchen, die Eltern und das Hort-Team. "Die Balance ist wichtig", findet Krone.