Etwa drei Millionen Schweißdrüsen hat der Mensch. Ihre Aufgabe besteht in erster Linie darin, die Körpertemperatur konstant zu halten - mittels Flüssigkeitsproduktion. Je nach körperlicher Aktivität und Außentemperatur produzieren die Schweißdrüsen pro Stunde zwischen 100 Milliliter und drei Liter Flüssigkeit. Der Schweiß verdunstet und kühlt so die Körperoberfläche. Dieser Regulationsmechanismus ist lebenswichtig. Er verhindert, dass der menschliche Körper überhitzt.
Bei einigen Menschen ist dieser Mechanismus gestört. Ihre Schweißdrüsen produzieren weit mehr Flüssigkeit als benötigt. Sie haben ständig feuchte oder sogar nasse Hände und Füße und müssen mehrmals täglich die Kleidung wechseln. Fachleute sprechen von Hyperhidrose. Eine Operation ist für einige Betroffene der letzte Ausweg. Hilfe verspricht die so genannte Sympathektomie, eine moderne Operationsmethode, die in Bremen nur in der Klinik für Thoraxchirurgie am Klinikum Bremen-Ost zum Einsatz kommt. Waren bis vor wenigen Jahren noch große Operationsschnitte nötig, kann der Eingriff heute minimalinvasiv erfolgen. Ein wenige Zentimeter langer Schnitt in der Achselhöhle genügt. Mit Hilfe eines speziellen Endoskops kann der Chirurg die Nervenganglien, die die Schweißdrüsen anregen, erkennen und durchtrennen.
Die Wirkung der Operation erfolgt unmittelbar: Der Patient erwacht bereits mit trockenen Händen aus der Narkose. Auch Gesichts- und Achselhöhlenschweiß können je nach Ausdehnung der Operation verringert werden. Im Normalfall kann der Patient das Krankenhaus bereits am nächsten Tag wieder verlassen. „Die Sympathektomie ist eine sehr schonende und zuverlässige Methode, um das lästige Schwitzen in den Griff zu bekommen", sagt Dr. Albert Linder, Chefarzt der Klinik für Thoraxchirurgie am Klinikum Bremen-Ost. „Allerdings muss vorher abgeklärt werden, welches Ausmaß die Hyperhidrose angenommen hat, denn eine Operation sollte immer der letzte Ausweg sein." Bei etwa jedem dritten Patienten tritt nach der Operation kompensatorisches Schwitzen auf. Darunter versteht man ein verstärktes Schwitzen anderer Körperregionen. „Das kompensatorische Schwitzen ist aber für die Patienten meistens weitaus besser zu vertragen als das krankhafte Schwitzen der Hände", sagt der Chefarzt.
Die Schwitzattacken können bei den Betroffenen ganz spontan auftreten. Auch emotionaler Stress, Alkohol- oder Kaffeekonsum können die übermäßige Schweißproduktion auslösen. Häufig haben die Symptome auch psychische Folgen: Das Selbstbewusstsein der Betroffenen leidet darunter, sie ziehen sich zurück und schränken die sozialen Kontakte auf ein Minimum ein. Auch für das Berufsleben kann die Erkrankung Folgen haben. Für Betroffene, die in ihrem beruflichen Alltag regelmäßig Hautkontakt mit anderen Menschen haben, wie beispielsweise Krankenschwester, Frisöre oder Altenpfleger, kann die Erkrankung zur Belastung werden. In besonders schweren Fällen können die Patienten ihren Beruf nicht mehr ausüben. Experten schätzen, dass alleine in Deutschland rund eine Million Menschen an Hyperhidrose leiden.
Achtung Redaktionen:
Für weitere Informationen steht Dr. Albert Linder, Chefarzt der Klinik für Thoraxchirurgie, unter der Telefonnummer 0421 - 408 - 24 70 zur Verfügung.