Eine der wohl interessantesten Schulstationen Deutschlands

Das Zusammenspiel von Pflege und Medizin in Krankenhäusern gilt oft noch als ausbaufähig. Ein Pilotprojekt am Klinikum Links der Weser zeigt nun, wie es besser laufen kann

Die Station Sylt im Klinikum Links der Weser hat sich für die nächsten Wochen in eine der wohl interessantesten Schulstationen Deutschlands verwandelt. Pflegeschüler eines kompletten Ausbildungskurses managen dort eine ganze Krankenhausstation. Sie versorgen Patienten, übernehmen Verantwortung, und – jetzt kommt das Besondere – sie arbeiten dabei auch besonders eng mit Medizinstudenten im Praktischen Jahr zusammen. Denn die klassische Schulstation, die seit vielen Jahren Bestandteil der Pflegeausbildung im Klinikverbund Gesundheit Nord ist, wird nun erstmals mit dem relativ jungen BIPSTA-Konzept kombiniert. Es ist ein Pilotprojekt, das die praktische Ausbildung für Pflege wie Medizin, auf ein ganz neues Niveau hieven könnte.

BIPSTA steht für Bremer interprofessionelle Ausbildungsstation. Das heißt: Der Fokus liegt hier auf der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Berufsgruppen. Das Klinikum Links der Weser war 2019 das bundesweit erste akademische Lehrkrankenhaus, das eine solche Station schon testweise auf die Beine gestellt hatte. Mittlerweile hat sich das Projekt weiterentwickelt und wird nun erstmals in die Ausbildung von Pflegern und Ärzten integriert. Das Besondere hierbei: die enge Zusammenarbeit zwischen Medizinstudenten und Pflegeschülern. Etwas, das bisher kaum Bestandteil der Ausbildung oder des Praktischen Jahrs war. Das Klinikum Links der Weser nimmt damit bundesweit eine Vorreiterrolle ein.

Gemeinsame Visiten, reibungsloser Ablauf

„Das Zusammenspiel von Pflege und Medizin ist im Klinikalltag oft noch ausbaufähig“, sagt Projektleiterin Dr. Swantje Wienand. Dabei werde es in Zukunft immer mehr darauf ankommen, wie gut unter Ärzten, Pflegekräften und allen, die Patienten mitversorgen, kommuniziert wird. Warum? Das bessere Zusammenspiel verspreche reibungslosere Abläufe auf Station, was zum Beispiel angesichts des bundeweiten Fachkräftemangels eine Entlastung für die Teams bedeuten würde. „Doch nicht nur das Klinikteam, sondern auch die Patienten profitieren davon - etwa durch eine höhere Versorgungsqualität“, sagt Stationspflegeleitung Elke Dannecker. In der gesamten Fachwelt – zum Beispiel auch von der WHO – werde heute ein besseres Zusammenspiel unter den Berufsgruppen im Krankenhaus gefordert. „Wir setzen es mit dem BIPSTA-Projekt nun praktisch um“, sagt Projektleiterin Wienand.

Aber wie funktioniert die Kombination aus Schulstation und BIPSTA am Klinikum Links der Weser konkret? Neben dem normalen Schulstationsbetrieb arbeiten einige Pflegeschüler wochenweise im BIPSTA-Team – also dann auch mit angehenden Ärzten – zusammen. Die Azubis und PJ-Studenten teilen sich beispielsweise das Dienstzimmer, machen gemeinsame Übergaben, und auch die Visiten werden von Medizinstudenten und Pflegeschülern gemeinsam gemacht. Auszubildende und Studenten sollen so ein besseres Verständnis dafür bekommen, wie die jeweils andere Berufsgruppe arbeitet und wie man sich besser ergänzen kann, statt aneinander vorbeizureden. „Wir haben nach den bisherigen Testläufen die Erfahrungen gemacht, dass sich das Konzept spürbar auf das gesamte Handeln und Denken im Stationsalltag auswirkt und verschiedene Berufsgruppen viel enger zusammenwachsen“, sagt Klinikpflegeleitung Gesine Kespohl, die das Projekt am Klinikums Links der Weser von Beginn an mit aufgebaut hat

Modell für die gesamte Ausbildung

„Für unsere Auszubildenden ist diese Kombination das Non-plus-ultra. Sie werden optimal auf den Berufsalltag vorbereitet“, sagt Praxisanleiterin Grit Schnibbe von der Bildungsakademie, der Aus- und Weiterbildungseinrichtung für Gesundheitsfachberufe im Klinikverbund Gesundheit Nord. Für Pflegeschüler wie Medizinstudenten sei die Schulstation so etwas wie die Generalprobe vor dem Start in ihr Arbeitsleben. Ziel sei es, dass das BIPSTA-Modell künftig fester Bestandteil der praktischen Ausbildung in der Gesundheit Nord werde. Dann werden vielleicht auch angehende Physiotherapeuten, Logopäden und Ergotherapeuten dabei sein.

Wer mehr zu dem Projekt erfahren möchte, kann gerne die angehenden Mediziner und Pflegekräfte bei der Arbeit begleiten. Dr. Swantje Wienand (Medizin), Gesine Kespohl (Klinikpflegeleitung), Elke Dannecker (Stationspflegeleitung) sowie Grit Schnibbe (Bildungsakademie Gesundheit Nord) stehen zudem als Interviewpartnerin zur Verfügung. Die Ausbildungsstation läuft noch bis zum 27. März 2020.

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