Die Sturzgefahr ist bei älteren Menschen nachweislich erhöht. Experten schätzen, dass ältere zu Hause lebende Menschen ein Risiko von 27 Prozent haben, mindestens einmal pro Jahr zu stürzen. Bei Menschen, die in Pflegeheimen wohnen, stürzt durchschnittlich jeder zweite Bewohner einmal im Jahr. Die Gründe für die erhöhte Sturzgefahr sind vielfältig. Einerseits nimmt mit dem Alter die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit ab, beispielsweise die Muskelkraft, das Seh-, Hör- und Reaktionsvermögen sowie die Koordination. Andererseits können auch externe Faktoren wie ungenügende Beleuchtung oder Stolperfallen eine Rolle spielen.
Das Klinikum Bremen-Nord hat sich auf die Behandlung von Knochenbrüchen bei älteren Menschen spezialisiert. Ein neues umfassendes Konzept gewährleistet eine möglichst frühzeitige und gemeinsame Behandlung der Patienten durch Chirurgen und Altersmediziner. „Die frühzeitige Zusammenarbeit von Unfallchirurgen und Altersmedizinern kann helfen, Komplikationen nach Operationen zu verhindern. Außerdem können dank rechtzeitiger Rehabilitationsmaßnahmen die Patienten schnell wieder nach Hause entlassen werden“, sagt Dr. Richard Delebinski, seit August neuer Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Klinikum Bremen-Nord. Der erfahrene Chirurg weiß: Je früher die Rehabilitation beginnt, desto größer sind die Chancen für die Patienten, wieder so mobil zu werden wie vor dem Unfall.
Nach der Operation beginnt noch auf der Station die Rehabilitation mit Physio- und Ergotherapie sowie Massagen. „Parallel dazu findet die weitere unfallchirurgische Behandlung und Überwachung der Wundheilung statt. Gleichzeitig kümmern sich die Ärzte der Geriatrie um die internistische Behandlung“, erklärt Dr. Amit Choudhury, Chefarzt der Klinik für Geriatrie und Frührehabilitation am Kliniken Bremen-Nord. So wird bereits die Zeit im Krankenhaus optimal genutzt, um den Patienten auf eine Rückkehr in sein gewohntes soziales Umfeld vorzubereiten.
Im Mittelpunkt der Reha-Maßnahmen steht Mobilitätstraining und das Einüben alltagspraktischer Tätigkeiten. Außerdem beraten die Experten des Klinikums, welche Unterstützung die Patienten von Pflegediensten erwarten können und welche Hilfsmittel zu hause hilfreich sein können. Außerdem wird nach der Sturzursache gesucht und geklärt, ob der Patient möglicherweise an Osteoporose leidet.
Ein Zusammenschluss von Fachgesellschaften hat das Klinikum Bremen-Nord kürzlich als alterstraumatologisches Zentrum zertifiziert. Das Zertifizierungsverfahren hat mehrere Monate in Anspruch genommen. Daran beteiligt war auch noch Priv.-Doz. Dr. Friedrich Neudeck, ehemaliger Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie und mittlerweile in Rente. Sein Nachfolger Dr. Richard Delebinski konnte bereits am Klinikum Bremen-Ost umfangreiche Erfahrung bei der Versorgung von Knochenbrüchen bei älteren Menschen sammeln.