Im August gab es im Klinikum Links der Weser bei einer Kaiserschnittgeburt die erste Amnionspende. In der Hornhaut- und Gewebebank Schwerin konnten anschließend 114 Amniontransplantate aus der Spende der Plazenta präpariert werden. Die Organisation der Amnionspende übernahm die gemeinnützige Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG). Die Amnionmembran verfügt über wundheilungsfördernde Eigenschaften und kann zur Behandlung von Oberflächendefekten des Auges sowie zur vorübergehenden Abdeckung von Verbrennungswunden bei Kindern und Jugendlichen verwendet werden. Die Amnionspende ist eine Lebend-Gewebespende. Das heißt: Die Amnionmembran wird im Rahmen einer geplanten Kaiserschnittgeburt aus der mütterlichen Plazenta gewonnen. Sie ist die dünne, gefäßlose, innerste Eihaut, die als Teil der Fruchtblase im Mutterleib den Embryo umhüllt. Wichtig ist, rechtzeitig eine mögliche Amnionspende zu thematisieren, die Mutter über die Spendemöglichkeit aufzuklären und nach einer Einwilligung alles dafür Notwendige vorzubereiten.
Im aktuellen Fall wurde das OP-Personal kurz vor dem Geburtstermin durch die DGFG geschult. Schulung und Aufklärungsgespräch wurden von der DGFG-Gewebespende-koordinatorin Dr. Nicole Seggewiß begleitet. „Ich danke dem Team des Klinikums Links der Weser für die gute Zusammenarbeit und besonders Dr. Knud Petersen, dem behandelnden Oberarzt und dem leitenden OP-Pfleger, Michael Bargherr. Ihnen vielen Dank, dass sie ein Ohr für uns hatten und gemeinsam mit uns, der DGFG, die Amnionspende in Ihrem Klinikum vorangetrieben haben“, sagt Dr. Nicole Seggewiß.
Ärzte verwenden Amnionmembran in der Augenheilkunde zur Behandlung von schweren Oberflächendefekten des Auges. Darüber hinaus bestehen aber auch weitere Anwendungsmöglichkeiten: Die DGFG darf die Amnionmembran demnächst auch als temporären Hautersatz bei Verbrennungen und Wundheilungsstörungen sowie für Anwendungen in der Gynäkologie und der Mund-Kiefer-Chirurgie abgeben.
Die DGFG bestätigt, dass der Bedarf an Amniontransplantaten in der Augenheilkunde gegenwärtig gedeckt werden kann, da aus einer einzigen Amnionspende viele Transplantate gewonnen werden können – vorausgesetzt, Kliniken unterstützen im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung die Gewebespende. Die DGFG ist eine unabhängige, gemeinnützige Gesellschaft, die seit ihrer Gründung 2007 ein bundesweites Netzwerk zahlreicher deutscher Kliniken, Gewebebanken und transplantierender Einrichtungen aufgebaut hat. Die Spende und Transplantation von menschlichem Gewebe regelt in Deutschland seit 2007 das Gesetz über Qualität und Sicherheit von menschlichen Geweben und Zellen, kurz Gewebegesetz.