Erste erfolgreiche Stuhltransplantation am Klinikum Links der Weser

Neue Methode verspricht Hilfe im Kampf gegen Durchfallkeim

 

Was im ersten Moment ekelerregend klingt, könnte für viele chronisch Kranke Grund zur Hoffnung sein. Experten am Klinikum Links der Weser haben erstmalig in Bremen eine Stuhltransplantation erfolgreich durchgeführt. Dank der neuen Therapie  kann Menschen geholfen werden, in deren Darm sich der gefährliche Durchfallkeim Clostridium difficile ausgebreitet hat. Die Wirksamkeit der neuen Therapie haben niederländische Ärzte kürzlich in einer vielbeachteten Studie nachgewiesen. Das Bakterium Clostridium difficile sorgt dafür, dass sich die Darmwände entzünden und bildet dabei Proteine, die eine abführende Wirkung haben. Die Patienten leiden unter enormen Flüssigkeitsverlust. Die Auszehrung kann soweit gehen, dass die Erkrankung tödlich endet. Jedes Jahr sterben in Deutschland etwa 400 Menschen an einer Clostridium-Infektion, besonders häufig betroffen sind ältere und geschwächte Patienten.

„Die neue Therapie kommt in erster Linie für Patienten in Frage, bei denen alle herkömmlichen Behandlungsmethoden, insbesondere Antibiotika-Therapien, erfolglos geblieben sind“, sagt Prof. Dr. Johann Ockenga, Chefarzt der Klinika für Innere Medizin am Klinikum Links der Weser und Bremen-Mitte. Dank der ungewöhnlichen Therapie konnte er gemeinsam mit seinen beiden Teams bislang fünf Patienten helfen. Das Verfahren ist vergleichsweise simpel und funktioniert in etwa wie eine Darmspiegelung. Der Patient bekommt zunächst Medikamente für eine Darmreinigung. Dann wird ihm mit einem Endoskop eine Stuhl-Wasser-Mischung in den Dickdarm gespritzt. Die Ergebnisse der Therapie sind erstaunlich: Dank der Neubesiedelung des Darms mit einer fremden Darmflora wird die Krankheit geheilt – die Clostridien lassen sich nicht mehr nachweisen. „Als Spender kommt grundsätzlich jeder gesunde Mensch in Betracht“, sagt der Chefarzt. Damit dem Patienten bei der Transplantation neben den heilbringenden Bakterien keine weiteren gefährlichen Erreger untergejubelt werden, muss der Spender vor der Behandlung einen umfangreichen Fragebogen beantworten. „Wenn es möglich ist, nehmen wir für die Transplantation den Stuhl von nahen Verwandten, um Vertrauen zu schaffen“, erklärt der Leitende Oberarzt der Gastroenterologie Dr. Bernhard Ramsauer.

Und auch bei anderen Leiden, bei denen eine erkrankte Darmflora womöglich eine Rolle spielt, könnte die Fäkaltherapie helfen. „Wir haben gute Erfahrungen mit einer jungen Patientin gemacht, die an Colitis ulcerosa erkrankt war, einer chronischen Darmentzündung“, sagt der Kindergastroenterologe und Chefarzt der Kinderklinik Dr. Martin Claßen. „Die neue Therapie bietet darüberhinaus auch Perspektiven für die Zukunft“, ergänzt Prof. Ockenga. „Wir wissen mittlerweile, dass Darmbakterien auch bei völlig anderen Erkrankungen, wie Diabetes oder Adipositas, eine Rolle spielen können. Bis zur klinischen Anwendung ist aber noch viel Forschungsarbeit nötig.“

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