Dass Jonah relativ groß zur Welt kommen würde, zeichnete sich bereits bei den Voruntersuchungen ab. Als er Ende November im Klinikum Bremen-Nord auf die Welt kam, war das Staunen im Kreißsaal bei Klinikteam und Eltern dennoch ganz schön groß: Denn das Neugeborene wog stolze 5.100 Gramm und maß bereits 59 Zentimeter. Entgegen aller Wahrscheinlichkeit konnte die Mutter das Kind sogar auf natürlichem Weg auf die Welt bringen. „Das ist wirklich sehr außergewöhnlich“, sagt Dr. Remy Malo, Oberarzt der Geburtshilfe im Klinikum Bremen Nord.
Normalerweise kommen Babys mit einem Gewicht von unter 4.000 Gramm zur Welt. Ab einem Gewicht von 4.000 Gramm gilt ein Baby als überdurchschnittlich schwer – in der Fachsprache nennt man das Makrosomie. Umgangssprachlich ist dann oft von Riesenbabys die Rede. Bei diesen schweren Kindern gebe es laut Oberarzt Malo nur ein leicht erhöhtes Risiko für einen Kaiserschnitt. Auch sei eine schwierige Entwicklung der Schultern oder auch die Gefahr von Geburtsverletzungen etwas wahrscheinlicher als bei leichteren Kindern. „Eine vaginale Geburt ist in den meisten Fällen aber trotzdem möglich. Ein Kaiserschnitt nur auf Grund der Größe ist selten indiziert“, sagt Malo.
Anders sei es bei Kindern über 5.000 Gramm, die etwa einen Anteil von 0,1 Prozent der Geburten ausmachten. Also nur jedes Tausendste Baby. „Aber auch hier versuchen wir eine natürliche Geburt zu ermöglichen. Dass es hier geklappt hat, ist für die Familie aber auch für uns als Klinikteam einfach schön.“
10 Prozent der Babys über vier Kilogramm schwer
Etwa 10 Prozent der Kinder sind in den Geburtskliniken der Gesundheit Nord (Klinikum Bremen-Nord und Klinikum Bremen-Mitte) am Entbindungstermin schwerer als 4.000 Gramm. Das deckt sich auch mit bundesweiten Zahlen, die laut Robert-Koch-Institut (vgl. Themenblatt Geburtsgewicht, RKI) in den vergangenen Jahren relativ konstant geblieben sind.
Auch in der Geburtshilfe im Eltern-Kind-Zentrum Prof. Hess am Klinikum Bremen-Mitte sind Babys jenseits der Fünf-Kilo-Marke eine absolute Seltenheit. In diesem Jahr gab es dort ebenfalls schon einige Geburten über 4.000 Gramm. Auch zwei Babys mit über 5.000 Gramm Gewicht waren bisher dabei – allerdings mussten beide per Kaiserschnitt geholt werden. „Wenn ein Baby groß oder schwer auf die Welt kommt, dann ist das erst einmal auch ein Zeichen dafür, dass die Plazenta – also der Mutterkuchen – besonders gut gearbeitet und somit die Nährstoffzufuhr geklappt hat“, sagt Dr. Knud Petersen, leitender Arzt der Geburtshilfe im Eltern-Kind-Zentrum Prof. Hess am Klinikum Bremen-Mitte. Das habe aber weniger damit zu tun, ob die Schwangere besonders viel an Nahrung zu sich genommen habe. Der alte Satz, dass Schwangere für zwei essen müssten, sei längst überholt. Der Körper funktioniere so, dass das Kind im Bauch zuerst mit Nährstoffen versorgt werde. Für jede Schwangere komme es deshalb viel mehr darauf an, sich ausgewogen zu ernähren, statt besonders viel zu essen. Die Menge an Essen bestimme nicht, wie groß das Kind letztlich bei Geburt ist, betont auch Dr. Remy Malo.
Die häufigsten Ursachen dafür, dass Babys besonders groß und schwer auf die Welt kommen, sind andere Faktoren; zum Beispiel Übergewicht der Mutter, oft verbunden auch mit einer Diabeteserkrankung. Auch ein fortgeschrittenes Alter der Mutter ist ein Faktor. „Doch das alles war hier bei der Geburt des 5.100 Gramm schweren Babys nicht der Fall“, sagt Malo. Das mache diese Geburt laut dem Geburtsmediziner aus Bremen-Nord noch einmal außergewöhnlicher. Auch nach der Geburt wurde bei Jonah kein Diabetes festgestellt. Übrigens ist er keineswegs ein dickes Baby, wie das Gewicht vermuten lassen könnte. Allein schon wegen seiner Größe von 59 Zentimetern bringt er mehr Gewicht auf die Waage als die meisten anderen Babys. Oberarzt Malo sagt: „Das Kind hat sich im Mutterleib einfach richtig gut und schnell entwickelt.“