Gebündeltes Expertenwissen hilft kleinen und größeren Patienten

Neues Kontinenzzentrum betreut Kinder und Jugendliche, die Blase oder Darm nicht kontrollieren können

 

Gruppenfoto des Team am Tisch

Sie sorgen dafür, dass betroffene Kinder und Eltern richtig beraten und behandelt werden: Urotherapeutin Ellen Janhsen-Podien, Chefarzt Prof. Christian Lorenz, Urotherapeutin Jutta Ohlms und Chefarzt Dr. Martin Claßen (von links).

Wenn Kinder noch im Schulalter nachts ins Bett oder tagsüber in die Hose machen, kann das für die Familie zur großen Belastung werden. „Viele Eltern sind verunsichert und verstecken, dass ihr Kind noch eine Windel trägt“, weiß Prof. Christian Lorenz, Chefarzt der Klinik für Kinderchirurgie und -urologie am Klinikum Bremen-Mitte. Die Folge: Manche seiner jungen Patienten haben schon eine jahrelange Leidensgeschichte hinter sich. Gemeinsam können die Kinderkliniken der Gesundheit Nord sowie das Sozialpädiatrische Institut nun ein medizinisches Spektrum anbieten, das in dieser Form wohl deutschlandweit einzigartig ist: Sie bilden das Gesundheit Nord-Kontinenzzentrum für Kinder- und Jugendliche.

Betroffene Kinder und deren Eltern werden im Kontinenzzentrum von erfahrenen Ärztinnen und Ärzten sowie speziell ausgebildeten Urotherapeutinnen betreut. Physiotherapeuten und Ernährungsberater, Pflegekräfte und Therapeuten ergänzen das Team. Das Angebot reicht von der Beratung über kindgerechte Schulungen bis zu Operationen und der entsprechenden Nachbetreuung. „Wichtig ist es, ganz genau hinzuschauen und sich die Geschichte des Kinders und der Familie anzuhören“, sagt Prof. Christian Lorenz. Betroffene Kinder und ihre Eltern sind oft ratlos, an wen sie sich wenden sollen und welche Art der Behandlung sinnvoll sein könnte. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kontinenzzentrums helfen in solchen Fällen weiter. „Oft finden wir Lösungen, die für die Betroffenen eine ganz neue Lebensqualität bedeuten“, sagt Prof. Christian Lorenz. Das kann beispielsweise bedeuten, dass eine unproblematische Blasen- oder Darmentleerung durch einen operativen Eingriff möglich gemacht wird. Bei Kindern mit funktionellen Kontinenzstörungen – bei denen der Körper also einfach noch nicht so funktioniert, wie er soll – lässt sich dagegen mit gezieltem und kindgerechtem Training viel erreichen.
Um jeden Patienten individuell und umfassend zu betreuen, brauche man allerdings ein ganzes Team von Fachleuten, sagt Urotherapeutin Ellen Janhsen-Podien vom Klinikum Links der Weser. Die enge Zusammenarbeit zwischen den Kliniken – zu denen auch die Kinder- und Jugendpsychiatrie am Klinikum Bremen-Ost gehört – mache es möglich, das Thema in all seinen Facetten und mit großer Erfahrung zu beleuchten. „Es reicht nicht, nur die Symptome zu betrachten. Es geht immer auch um die Entwicklung des Kindes und die Situation der Familie“, ergänzt Dr. Martin Claßen, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Klinikum Links der Weser.

Viele Eltern belastet die Vorstellung, dass nächtliches Einnässen auf psychische Probleme hinweist. Zwar gibt es unter den Patienten Kinder, die psychisch auffällig sind. In der Regel ist es aber so, dass die psychischen Störungen Begleiterscheinungen der Kontinenzprobleme sind – oder dass sich beides gegenseitig bedingt. „Da gibt es noch viel Aufklärungsbedarf“, sagt Prof. Christian Lorenz. Er appelliert an alle betroffenen Eltern, nicht unnötig in Panik zu verfallen, sondern bei Auffälligkeiten früh den niedergelassenen Kinderarzt anzusprechen. „Viele Probleme lassen sich einfacher beheben, wenn man sie früh angeht. Und manchmal kann der Kinderarzt auch einfach Entwarnung geben.“

Wann aber sollte ein Kind so weit sein, dass es keine Windel mehr braucht? Grundsätzlich sollten Kinder bis zum vollendeten fünften Lebensjahr trocken sein, sagt Urotherapeutin Ellen Janhsen-Podien. Es sei natürlich ein Unterschied, ob ein Kind nur ab und zu in die Hose mache oder ständig. Wenn Kinder mit vier oder fünf Jahren ihren Stuhlgang nicht unter Kontrolle hätten, sollte dies unbedingt ärztlich abgeklärt werden. Auch sie betont: „Wer unsicher ist, sollte seinen niedergelassenen Kinderarzt fragen – und erst einmal Ruhe bewahren.“

Das neue Kontinenzzentrum berät und behandelt nicht nur betroffene Familien, sondern will auch Ansprechpartner für die niedergelassenen Kinderärzte sein. Ein wichtiger Schwerpunkt ist außerdem die Betreuung von Jugendlichen. Für sie ist es oft schwer, den richtigen Spezialisten zu finden. Hier helfen die Ärzte und Therapeuten des Kontinenzzentrums beim Übergang in die Erwachsenenmedizin. „Zu unserem Selbstverständnis gehört es auch, dass wir uns immer mal wieder bei den Familien melden und nachfragen, ob es noch Schwierigkeiten gibt“, erzählt Urotherapeutin Jutta Ohlms, die die Patienten als Casemanagerin durch die Untersuchungstermine und die Behandlung begleitet. Schon heute haben sich die Experten des Kontinenzzentrums weit über die Grenzen Bremens hinaus einen Namen gemacht: „Wir bekommen auch aus anderen Bundesländern Anfragen“, berichtet Jutta Ohlms und Prof. Lorenz ergänzt: „Mit dem Kontinenzzentrum füllen wir eine Lücke – das merken wir ganz deutlich.“

Wer mit den Experten des Kontinenzzentrums Kontakt aufnehmen möchte, kann dies über die E-Mail-Adresse kinderkontinenz@gesundheitnord.de tun.

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Pressesprecherin und
Leiterin Unternehmenskommunikation
 (0421) 497 79051
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Pressereferentin
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