Gemeinsam mit Kollegen auf der Suche nach Verbesserungspotenzialen

Intensivmediziner anderer Kliniken besuchten die Intensivstation am Klinikum Bremen-Nord / Neues Verfahren der Qualitätssicherung

 

Chefarzt Dr. Frank Wolffgramm (rechts) bei der Begehung auf der Intensivstation am Klinikum Bremen-Nord.

Ein wenig Aufregung herrschte im Vorfeld dann doch. In der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv- und Notfallmedizin am Klinikum Bremen-Nord hatten sich so genannte „Peers“ angekündigt: Ein Chefarzt, ein leitender Oberarzt und eine leitende Pflegekraft aus unterschiedlichen Kliniken haben bei Gesprächen und Begehungen vor Ort eine Bestandsaufnahme vorgenommen und Behandlungsabläufe beurteilt.

„Peer Review“ heißt dieses Verfahren zur Qualitätssicherung. Frei übersetzt: „Begutachtung durch Ebenbürtige“. Sehr erfahrene Kollegen aus vergleichbaren Kliniken analysieren dabei Falldokumentationen, Abläufe und Strukturen einer Klinik oder Abteilung, um mögliche Schwachstellen ausfindig zu machen und Verbesserungspotenziale aufzuzeigen. Ziel ist es aber auch, positives Feedback zu geben und das Team zu bestärken, gute Dinge weiterzuführen oder auszubauen. „Die Bereitschaft, sich selbst und sein Handeln überprüfen zu lassen und bereit zu sein, sich ständig weiterzuentwickeln, sind wichtige Voraussetzungen, damit das Peer Review-Verfahren erfolgreich ist“, sagt Dr. Frank Wolffgramm, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv- und Notfallmedizin am Klinikum Bremen-Nord.

Einen ganzen Tag lang haben sich die Experten für den Besuch Zeit genommen. Nach theoretischer Vorbereitung bereits im Vorfeld haben sie die Strukturen vor Ort beleuchtet, Gespräche geführt und sich die Station und Abläufe genauestens angesehen. Bevor ein schriftlicher Bericht erstellt wird, lautet das vorläufige Fazit: In nahezu allen Bereichen ist die Intensivstation bestens aufgestellt. Sehr positiv bewertet wurden beispielsweise die technischen und baulichen Voraussetzungen, die gut strukturierten Arbeitsabläufe, das Orientieren an aktuellen Empfehlungen und Leitlinien, die Professionalität der Behandlung und Pflege sowie die gute Ausbildungs- und Einarbeitungsstruktur. Und auch, dass es auf der Station einen Raum eigens für ruhige Gespräche mit Angehörigen gibt oder auch die Möglichkeit, sich in einem geschmackvoll eingerichteten Raum von Verstorbenen zu verabschieden. Die Besucherregelung wurde ebenso als sehr flexibel gelobt und auch der Besucherbegleitdienst durch die Grünen Damen und Herren stieß auf ein sehr positives Echo. Einige dieser Punkte haben die „Peers“ so sehr überzeugt, dass sie sie selbst in ihren Kliniken einführen wollen.

Die bereits begonnene Formierung einer Ethik-Kommission für die Intensivstation, die immer dann in Erscheinung tritt, wenn es bei der Behandlung und Betreuung von Patienten um ethische Belange geht, wurde ebenfalls gelobt. Auch die bereits in Überarbeitung befindliche Art der Dokumentation von Angehörigengesprächen stieß auf positives Feedback.

Potenzial für Optimierungen gibt es aber dennoch. Als Schwäche wurde zum Beispiel das Fehlen eines wirklich ruhigen Arbeitsbereiches auf der Station angesehen, an dem patientennah und dennoch in ruhiger Atmosphäre Denk- und Aktenarbeit geleistet werden kann.

Der Chefarzt hat mittlerweile selbst Intensivstationen in Kassel und an der Medizinischen Hochschule Hannover als „Peer“ besucht und mit seinem Oberarzt und der leitenden Pflegekraft der Intensivstation den Blick von außen als sehr kollegial und hilfreich empfunden. Sein Fazit: „Wir sind zum einen in unserer Professionalität und Patientenorientierung bestätigt worden, haben aber auch hilfreiche Tipps bekommen, um Behandlungsabläufe noch besser und effizienter gestalten zu können. Und dies kommt dann natürlich unseren Patientinnen und Patienten zu Gute“.

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