Eigentlich ist der Nachtdienst von Dr. Saemy Bouyanzar schon fast vorüber. Doch dann kommt ein Anruf aus der Ambulanz, der die Schicht zu einer macht, an die sich der Arzt vom Klinikum Bremen-Ost wohl immer zurückerinnern wird. Als diensthabender Intensivarzt in dieser Nacht wird er nach vorne zum Eingang gerufen. Eine Frau würde dort gerade ein Kind auf die Welt bringen, heißt es. Dazu muss man wissen: Das Klinikum Bremen-Ost ist breit aufgestellt, eine Geburtsklinik gehört aber nicht zum Krankenhauses.
„Seit vergangenem Jahr habe ich die Weiterbildung zum Notarzt. Ich hätte eher gedacht, dass ich solch eine Geschichte eher mal unterwegs bei einem Einsatz erleben würde. Aber nicht um 6 Uhr morgens nach einer Nachtschicht im Krankenhaus“, erzählt Bouyanzar. Als der Arzt aus der Klinik für Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie am Haupteingang ankommt, sieht er bereits einen Van mit offener Seitentür direkt vor dem Eingang, den telefonierenden Vater vor dem Auto sowie dessen zwei Kleinkinder. „Im Van lag das Baby dann bereits auf dem Schoß der Mutter, die einen gesunden Eindruck machte“, erinnert sich Bouyanzar. Das Neugeborene sei zunächst still gewesen, habe noch keinen Laut von sich gegeben.
Der erste Schrei
„Mein Fokus galt natürlich insbesondere dem Baby“, sagt Bouyanzar. Er lässt im Krankenhaus ein Zimmer vorbereiten und sich ein paar Klemmen bringen, um später die Nabelschnur durchzutrennen. Zunächst aber wartet er auf die ersten Laute des Babys. Doch die kommen noch nicht. „Ich habe es dann etwas am Rücken gerieben. Das fördert und provoziert die Atmung“, erzählt der Arzt. Und dann, ein paar Augenblicke später meldet sich das Baby mit seinem ersten Schrei zu Wort. „Das war ein schöner Augenblick. Einige andere Kollegen waren inzwischen auch längst dazugekommen. Das ging alles Hand in Hand“, erzählt Bouyanzar, der selbst bisher die Geburt seiner beiden eigenen Kinder miterlebt hatte. Skurril sei die Situation gewesen und habe trotz der frühen Morgenstunden natürlich für viel Aufmerksamt gesorgt.
Familie schon entlassen
Nachdem die größte Aufregung an diesem besonderen Morgen vorüber ist, erklärt sich ein Reinigungsteam des Klinikums sogar noch bereit, den Wagen der Familie von innen gleich wieder sauber zu machen. Die Familie kommt übrigens aus Hannover, war vermutlich auf der Durchreise und hatte an dem Morgen wohl einfach das nächstbeste Krankenhaus angesteuert. Nach der Verlegung auf die Geburtsstation ins Klinikum Links der Weser wurden die Eltern samt ihrem Neugeborenen bereits zwei Tage später wieder nach Hause entlassen.