Kinder können an Rheuma erkranken

In der Prof.-Hess-Kinderklinik werden Ärzte seit 20 Jahren zum Thema Pädiatrische Rheumatologie weitergebildet

Untersuchungstermin bei Professor Dr. Hans-Iko Huppertz: Der Direktor der Prof.-Hess-Kinderklinik hat vor 20 Jahren den Weiterbildungskursus „Pädiatrische Rheumatologie“ ins Leben gerufen. (Foto: Michael Bahlo)

Professor Dr. Hans-Iko Huppertz, Direktor der Prof.-Hess-Kinderklinik am Klinikum Bremen-Mitte. (Foto: Oliver Saul)

Malu ist acht Jahre alt und sammelt Hüte. Diese sollen ihr dabei helfen, besser mit ihrer Krankheit zurechtzukommen. Malu hat Rheuma. Und wenn es sie zum Beispiel nervt, anderen beim Fußballspielen nur zuschauen zu können statt selbst mitzukicken, dann zieht sie einfach ihren Schlapphut über die Augen. Wenn ihre Schreibhand mal wieder während einer Klassenarbeit streikt, obwohl sie alle Antworten weiß, dann nimmt sie ihren Wut-Hut. Wenn alles nicht hilft, gibt es ja noch den Mut-Hut, der sie wieder etwas zuversichtlicher machen soll. Malu ist zwar nur eine Comic-Erfindung der Deutschen Rheuma-Liga. Mit ihren Mutmach-Tipps aber sollen Kinder im realen Leben besser mit der Krankheit zurechtkommen. Neben Malu braucht es dafür vor allem auch gut ausgebildete Kinderärzte. An der Prof.-Hess-Kinderklinik am Klinikum Bremen-Mitte werden deshalb Fachkräfte aus dem In- und Ausland auf dem Gebiet der Kinderrheumatologie bereits seit 20 Jahren weitergebildet.

Rheuma wird oft als Krankheit wahrgenommen, die eher ältere Menschen betrifft. „Aber auch Kinder können an Rheuma erkranken“, sagt Professor Dr. Hans-Iko Huppertz, Direktor der Professor-Hess-Kinderklinik am Klinikum Bremen-Mitte. Schätzungsweise 15.000 Kinder unter 16 Jahren leben in Deutschland dauerhaft mit dieser Krankheit. „Es handelt sich dabei um eine entzündliche Erkrankung des Bewegungsapparates, bei dem die Gelenke anschwellen, sich der Bewegungsumfang mindert und die Kinder humpeln oder einen Arm nicht mehr vollständig einsetzen können“, klärt Huppertz auf. Auch innere Organe könnten betroffen sein, bei einigen Formen könne es zum Nierenversagen, zur schweren Beeinträchtigung des zentralen Nervensystems mit Krampfanfällen und Koma, zur Einschränkung der Lungenfunktion, zur Herzinsuffizienz oder zu hohem Fieber kommen. Die Kinder könnten sogar von Blindheit bedroht sein. Neben der wichtigen Stütze Familie komme es deshalb vor allem auf qualifizierte Fachkräfte und Therapeuten an, um den Alltag der jungen Patienten möglichst normal zu gestalten.

Professor Dr. Hans-Iko Huppertz ist ein ausgewiesener Fachmann auf diesem Gebiet, und er hilft intensiv dabei mit, dass Kinderärzte weitergebildet werden. „Die Behandlung dieser Erkrankungen erfordert neben dem Grundwissen und der notwendigen Haltung eines Kinderarztes spezielle Kenntnisse und Fähigkeiten“, sagt Huppertz. Deshalb gebe es auch an der Prof.-Hess-Kinderklinik seit vielen Jahren die Möglichkeit, die Zusatzbezeichnung Kinderrheumatologie innerhalb von 18 Monaten nach Abschluss der Weiterbildung zum Kinder- und Jugendarzt zu erwerben.

Zudem hat Huppertz 1997 als damaliges Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Kinderrheumatologie – mittlerweile heißt sie Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie – den Kursus „Pädiatrische Rheumatologie“ ins Leben gerufen. Der Kursus, der Ende 2016 nun zum 20. Mal stattfand, wendet sich an Kinderärzte, die zum Kinderrheumatologen ausgebildet werden sollen oder ihr Wissen in diesem Spezialfach der Kinderheilkunde auffrischen möchten. Anhand konkreter Fälle diskutieren die Teilnehmer das richtige Vorgehen. Der Kursus lockt jedes Jahr Kollegen aus dem In- und Ausland nach Bremen. „Das Kurskonzept überzeugt durch die praxisnahe Ausbildung“, ist Huppertz überzeugt.

Gute Therapiemöglichkeiten – Sport trotz Rheuma

Die Therapie- und Behandlungsmöglichkeiten von Kinderrheuma haben sich in den vergangenen Jahren immer weiter verbessert. Neben Aufklärungsgesprächen und bewegungstherapeutischen Ansätzen spielen Medikamente natürlich eine wichtige Rolle. Die Art der Medikation hängt dabei stark von der Rheumaart ab. Schmerzen und Entzündungen sowie Organ- und Gelenkschäden können mit einer Basistherapie gelindert werden. Während bei einigen Kindern die chronische Erkrankung fortbesteht, so dass sie diese ins Erwachsenenalter mitnehmen müssen, gelingt es bei der Mehrzahl der Kinder, die Entzündung zu unterdrücken. Und zwar so gut, dass man den Kindern äußerlich nichts mehr ansieht und sie im Alltagsleben an allen Aktivitäten einschließlich Sport teilnehmen können. Dabei finden sich dann unter den Patienten der Prof.-Hess-Kinderklinik mit Rheuma auch Leistungssportler, die in ihrer Disziplin Deutscher Meister und Europameister geworden sind.

Aus Anlass des 20. Weiterbildungskurses fand nun eine kleine Feier in der Villa Ichon zusammen mit den Kursteilnehmern und Freunden des Kurses aus zwanzig Jahren statt. Ausgezeichnet wurde dort der Oberarzt der Prof.-Hess-Kinderklinik, Frank Weller-Heinemann. Er war bei allen zwanzig Treffen dabei, zunächst als Teilnehmer und seit 1999 als Referent und Experte.

Der Kursus soll natürlich auch im Jahr 2017 wieder angeboten werden. Damit künftig noch mehr Fachleute mit einer geeigneten Behandlungsmethode weiterhelfen können, wenn Malus bunte Hutsammlung als Mutmacher allein nicht ausreicht.

Mehr Informationen zum Thema Kinderrheuma finden Sie auf der Seite der Prof.-Hess-Kinderklinik unter http://www.gesundheitnord.de/?id=2726 bei der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie unter www.gkjr.de oder bei der Deutschen Rheuma-Liga unter www.rheuma-liga.de.

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