Der kleine Luke schaut zufrieden. Er liegt in seinem Kinderwagen, die Füßchen stecken in Riemchenschuhen, die an einer Schiene befestigt sind. Drei Monate alt ist der junge Mann – und schon längst ein bekannter Patient von Dr. Ute Brückner, Leiterin der Abteilung Kinderorthopädie in der Klinik für Kinderchirurgie und -urologie im Klinikum Bremen-Mitte. Luke kam mit Klumpfüßen zur Welt.
Seit einem guten Jahr leitet Ute Brückner nun die neue Abteilung für Kinderorthopädie am Klinikum Bremen-Mitte. 30 kleine Patienten sind in dieser Zeit bereits wegen ihrer Klumpfüße dort behandelt worden – mit Erfolg und ohne große Operation. Insgesamt hat Brückner bereits über 600 Kinder in ihren drei ambulanten Sprechstunden beraten und behandelt. Neben Klumpfüßen gehören Hüftreifestörungen, neuromuskuläre Erkrankungen und andere Fehlstellungen zu ihrem Spektrum. „Die Sprechstunden hatten von Anfang an einen enormen Zulauf“, sagt sie.
Klumpfüße treten häufiger auf, als den meisten Menschen bekannt ist: Ein bis zwei von 1000 Babys sind statistisch betroffen. Dr. Brückner ist eine Verfechterin einer konservativen Behandlungsmethode, der so genannten Ponseti-Therapie, bei der auf einen großen operativen Eingriff verzichtet werden kann und die überaus erfolgreich ist. Diese Methode sieht vor, den Fuß schrittweise in die richtige Form zu bringen - nach anatomischen Gesichtspunkten. Bereits in der ersten Lebenswoche wird das Füßchen durch sanften Druck korrigiert und in einem weich gepolsterten Gips fest gehalten.
Bei den wöchentlichen Kontrollen wird der Fuß immer weiter in die eigentliche Lage und Form gebracht. Nach vier bis sechs Gipswechseln gibt es meist keine Möglichkeit mehr, die Fußstellung auf diese Weise weiter zu verbessern. Dann wird die Achillessehne vollständig quer durchtrennt – „eine Mini-OP in lokaler Betäubung“, sagt Ute Brückner. Nach drei Wochen sei die Sehne wieder zusammen gewachsen und der Fuß in der richtigen Stellung. Luke hat diesen ersten Teil der Therapie geschafft.
Nach der letzten Gipsabnahme wird dann eine spezielle Schiene angepasst.
Luke wird die Schiene drei Monate lang täglich 24 Stunden tragen, seine Eltern nehmen sie nur zum Wickeln und zur Körperpflege ab. „Damit ist ein Rückfall in die Fehlstellung sehr unwahrscheinlich“, erläutert Ute Brückner. Nach einem Vierteljahr genüge es in der Regel, die Schiene 14 bis 16 Stunden lang zu tragen – also in der Nacht und bei den kürzeren Tagesschläfchen.
Wie es zu Klumpfüßen kommt, weiß niemand. Fakt ist, dass Eltern nicht verantwortlich sind und Geschwisterkinder häufig überhaupt keine Fehlformen der Füße haben. „Ist die Therapie erfolgreich, merkt man Kindern spätestens im Schulalter überhaupt nicht mehr an, was sie hinter sich haben“, sagt Dr. Ute Brückner. Bei 90 Prozent ihrer kleinen Patienten ist der Fall – und hoffentlich auch irgendwann bei Luke.