Klinikum Bremen-Mitte eröffnet erstes Speicheldrüsenzentrum Norddeutschlands

Experten der HNO-Klinik behandeln mit Hilfe modernster Technik Speicheldrüsenerkrankungen sowie gut- und bösartige Tumore

Klinikdirektor Prof. Dr. Andreas Naumann bei einer Speicheldrüsenendoskopie

Klinikdirektor Prof. Dr. Andreas Naumann (rechts) bei einer Speicheldrüsenendoskopie im Klinikum Bremen-Mitte.

Der Einsatz moderner Technik, ein erweitertes Behandlungsspektrum und schonende Therapieverfahren – das sind die Vorteile des neugegründeten Speicheldrüsenzentrums am Klinikum Bremen-Mitte. Es gehört zu den bislang wenigen Einrichtungen dieser Art in Deutschland. Die Spezialisten der Hals-Nasen-Ohren-Klinik, zu der das Speicheldrüsenzentrum gehört, haben sich auf die Diagnostik und Therapie von akuten und chronischen Speicheldrüsenerkrankungen sowie von gut- und bösartigen Tumorerkrankungen der Speicheldrüsen spezialisiert.

Zu den vergleichsweise häufigen Erkrankungen gehören Speichelsteine. Schleimpfropfen und Ablagerungen verstopfen dabei das Gangsystem, der Speichel kann nicht mehr abfließen, die Drüsen schwellen an und verhärten. Die Gefahr von Infektionen steigt. Damit es erst gar nicht soweit kommt, können die Ärzte am Klinikum Bremen-Mitte auf modernste Technik zurückgreifen. Mit Hilfe eines Stein-Zertrümmerers, der bislang ausschließlich in der Urologie zur Zertrümmerung von Nierensteinen eingesetzt wurde, können nun auch Speichelsteine mittels Stoßwellen schonend zerstört werden. Bei einem anderen Verfahren kommen Miniaturendoskope, sogenannte Sialendoskope, mit einem Durchmesser von 0,6 bis 1,1 Millimeter zum Einsatz. „Der Operateur führt bei diesem Verfahren das winzige Endoskop vorsichtig in den betroffenen Speicheldrüsengang. Eine Miniaturkamera überträgt den Eingriff auf einen Monitor“, erklärt Klinikdirektor Prof. Dr. Andreas Naumann. Am Ende des Endoskops befindet sich ein Spülanschluss, mit dem der nur wenige Millimeter große Speicheldrüsengang durchgespült wird. „Häufig reicht das schon aus, um die kleinen Steinchen los zu werden“, sagt Prof. Naumann. Musste früher bei der Diagnose Speichelstein die Drüse meistens komplett entfernt werden, kann sie heute dank der modernen Operationstechniken in vielen Fällen erhalten werden.
Neben der Beseitigung von Speichelsteinen gehört auch die Behandlung von gut- und bösartigen Tumoren der Speicheldrüse zu den Schwerpunkten des neuen Zentrums. Größe und Lage der Tumore können mit Halssonografie, Magnetresonanz- oder Computertomografie exakt ermittelt werden. Ist eine Operation nötig, findet diese unter ständige Kontrolle der Gesichtsnerven statt (Faszialismonitoring). Dank dieser Überwachung wird das Risiko einer Gesichts- oder Zungenlähmung minimiert.

In den Speicheldrüsen wird der Speichel gebildet, der uns nicht nur dabei hilft, die Nahrung besser zu verdauen, sondern auch den Mundraum feucht zu halten. So fällt uns das Sprechen, Schmecken und Schlucken leichter. Der Mensch besitzt sechs große Speicheldrüsen: zwei Ohr- und zwei Unterkieferspeicheldrüsen sowie zwei unter der Zunge liegende Drüsen. Insgesamt werden in der HNO-Klinik am Klinikum Bremen-Mitte jedes Jahr rund 300 Speicheldrüsen-Eingriffe vorgenommen – von der Steinentfernung bis zur Tumorchirurgie.

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