WAS Kulturprogramm
WANN September/Oktober
WO Haus im Park/Krankenhaus-Museum
Sie sind Fantasten und Schwärmer: die Romantiker. Sie haben einen verklärten Blick auf die Wirklichkeit. Ein romantischer Abend zu Zweit, bei Kerzenschein und sanfter Musik? Klingt schön, aber auch weltfremd und hat mit der Wirklichkeit nicht viel zu tun. Oder? Die Romantik und das romantische Lebensgefühl ist das Thema, mit dem sich die KulturAmbulanz in diesem Jahr befasst. In Vorträgen, Konzerten, Workshops und Lesungen wird deutlich, dass der romantische Gedanke auch heute noch hochaktuell ist.
„Die Romantik ist ein weltanschauliches Prinzip“, erläutert Stephan Uhlig, Leiter im Haus im Park. Die Romantik (ca. 1790 bis 1830) folgte der Epoche der Aufklärung. War letztere der Versuch, die Welt zu ordnen und zu kategorisieren, stand der Mensch in der Romantik an der Schwelle zur Moderne - als Teil einer sich rasant verändernden Welt. „Die Welt in ihrer Gesamtheit zu erklären, kann nicht gelingen, allenfalls verstehen wir Teile davon, das hat sich bis heute in der sich immer weiter globalisierten Welt nicht geändert“, sagt Uhlig. Wie viel Norm verträgt eine Gesellschaft, wie viel Freiheit der Einzelne, und wo ist sein Platz? Der Ansatz der Romantiker ist, trotz aller Verunsicherung, sich selbst als Teil des Ganzen zu verstehen, das Chaos als Lebendigkeit und Vielfalt zu verstehen und zu akzeptieren, dass es nur vorübergehende Ordnungen gibt. An diesen Gedanken lehnt sich das diesjährige „Lebendig! Ein Projekt über das Romantische“ der KulturAmbulanz an.
Und das tut sie auf verschiedene Weisen. Waren Frühjahr und Sommer noch den Oberthemen „Jugend“ und „Liebe“ gewidmet, beschäftigt sich die KulturAmbulanz im Herbst mit „Krankheit“ im weitesten Sinne.
Eine Geschichtsstunde, die garantiert nicht staubt, steht am Freitag, 16. September (Beginn 20 Uhr) auf dem Stundenplan. „Streifzüge durch die Romantik mit Heine“ heißt die Konzertlesung mit Hille Darjes und Rainer Iwersen - beide Mitbegründer der bremer shakespeare company. Darin geht es um den deutschen Dichter Heinrich Heine. Der kritische und politische Lyriker, Journalist und Essayist rechnet in seinem Werk „Die romantische Schule“ liebevoll und ironisch mit allen namhaften Vertretern der Romantik ab. Pianistin Darlèn Bakke begleitet die Lesung musikalisch (Eintritt 12 Euro, ermäßigt 8 Euro).
Mit dem Thema „Krankheit“ beschäftigt sich der Philosoph Volker Caysa, Vorstandsmitglied der Nietzsche-Gesellschaft, in einem Vortrag am Freitag, 23. September. „Leben-Können und Kranksein-Können“ ist der Titel der Veranstaltung, die um 19.30 Uhr ebenfalls im Haus im Park beginnt. Viele große Geister der Geschichte litten an einer Krankheit: Schmerz, Migräne, Tuberkulose, Schwindsucht. Aus gesellschaftlicher Perspektive ist Krankheit die Abweichung der Norm. Sie birgt aber auch Chancen und hilft manchmal, etwas Neues entstehen zu lassen. Zur Lebenskunst gehört nicht nur die Kunst gesund sein, sondern auch die, krank sein zu können (Eintritt 6 Euro, ermäßigt 3 Euro).
Auch das Erzählcafé am Samstag, 24. September, greift das Thema „Krankheit“ auf. Vier Menschen erzählen über ihre Erfahrungen mit Erkrankungen, darunter Rudolf Höhn, Mitglied der Bremer shakespeare company. Er hat Parkinson und gründete nach Auftreten der Krankheit die Behinderten-Theatergruppe „Pschyrembel“. Ingo Stövesandt war junger angehender Pianist, als er seinen ersten Multiple-Sklerose-Schub bekam. Anstoß für ihn, sein Leben völlig zu verändern. Er ist heute Fachmann für indochinesische Instrumente und vermittelt zwischen den Kulturen (Beginn 16 Uhr, Eintritt 2,50 Euro).
Die International Skoda Allstar Band mit dem Bremer Trompeter Uli Beckerhoff tritt am Dienstag, 11. Oktober, bereits zum vierten Mal im Haus im Park auf. Die sechs namhaften Jazzmusiker (unter anderem Bassist Ingo Senst und Saxophonist Matthias Nadolny) haben die spanische Sängerin Sonnica Yepes als Gast mit dabei. Romantische Sehnsucht, Melancholie und pure Lebensfreude sind an diesem außergewöhnlichen Konzertabend garantiert. Das Konzert beginnt um 20 Uhr (Eintritt 12 Euro, ermäßigt 8 Euro).
Das Spiel mit dem Chaos bestimmt am Freitag, 21. Oktober, das Geschehen im Haus im Park. Gert Sautermeister hält von 19.30 Uhr an den Vortrag „Romantische Spieltheorie und produktives Chaos“. Das Spiel ist essentiell nicht nur für die kindliche Selbstentfaltung. Aber vor allem Kindern gelingt es dank ihrer Fantasie, Ordnung in eine chaotische Welt zu bringen und Neues entstehen zu lassen. Auch für Erwachsene stellt das Spiel eine Gegenbewegung zur Routine und alltäglichen Zwängen dar. Der Vortrag ist geeignet für alle, die im weitesten Sinne mit Spiel und (kindlicher) Entwicklung zu tun haben, aber auch für alle, die sich das Spiel wieder neu erschließen möchten (Eintritt 6 Euro, ermäßigt 3 Euro).
Ebenfalls am Freitag, 21. Oktober, stellt die Bremer Künstlerin Anja Fußbach von 15 Uhr an im Haus im Park die Ergebnisse des dritten Ferienworkshops für Kinder aus dem Schweizer Viertel und Hahnenkamp vor. Die Reise der „Neulandastronauten“ widmet sich in der ersten Herbstferienwoche der Krankheit. Innerhalb einer Woche beweisen die Kinder spielerisch und äußerst fantasievoll, dass man aus Müll und alten Sachen vortrefflich Viren und Bakterien bauen kann. Und liefern damit das beste Beispiel dafür, wie es gelingt, Ordnung in eine chaotische Welt zu bringen.
Rückfragen zum Programm „Lebendig! Ein Projekt über das Romantische“ beantwortet Stephan Uhlig, Leiter Haus im Park, unter Telefon: 408-2120.
Alle Termine auch unter www.kulturambulanz.de