Auf dem Monitor erkennt man in Großaufnahme, was Prof. Andreas Naumann durch sein Mikroskop im Operationssaal sieht. Das Ohr eines Patienten. Durch den kleinen Schnitt hinter der Ohrmuschel kann man einen sehr genauen Blick ins Mittelohr werfen, während sich Naumann mit dem Skalpell Millimeter für Millimeter vorarbeitet. Parallel zum Piepen der Überwachungsgeräte schallt klassische Musik aus einem Radio neben dem OP-Tisch. Die hört Naumann – Chefarzt der HNO am Klinikum Bremen-Mitte – bei jeder Operation. Eine Marotte. Im Grunde ist also alles genauso wie immer im OP. Und doch ist es eine besondere Operation. Denn es ist die erste im neuen Klinikum Bremen-Mitte.
Seit Freitag läuft in Bremens größtem Krankenhaus die zweite Umzugsphase. Die komplette Intensivmedizin und Anästhesiologie zieht binnen weniger Tage in den Neubau an der Bismarckstraße. Außerdem die chirurgischen Abteilungen. Mehr als 30 schwerkranke Patienten – viele von ihnen beatmet – werden auf die beiden neuen Intensivstationen verlegt. Nach den Probeläufen in den vergangenen Monaten ist es für dutzende Pflegekräfte und Ärzte nun der erste echte Einsatz auf den neuen Stationen und in den insgesamt 16 OP-Sälen im neuen OP-Zentrum.
„Es ist ein Umzug bei laufendem Krankenhausbetrieb. Das ist eine besondere Herausforderung, die wir aber bestmöglich vorbereitet haben. Das ganze Krankenhausteam macht einen klasse Job“, sagt Klaus Beekmann, Geschäftsführer für Infrastruktur und Technologien der Gesundheit Nord.
Die erste OP im Neubau ist in der Schlussphase, da wird wenige Meter weiter der Umzug der nächsten Patienten auf die Intensivstation vorbereitet. Prof. Dr. Rolf Dembinski bespricht sich mit seinem Team. Binnen zweier Tage sollen die Intensivstationen in den Neubau ziehen. Bis Dienstag (29.10.) soll der Umzug der Intensivstation abgeschlossen sein – und so wie der Montagvormittag läuft, ist Dembinski zuversichtlich, dass bereits am Abend alle Patienten seiner Klinik in das neue Krankenhaus verlegt sind.
„Mit der Intensivmedizin, der Anästhesiologie und der Chirurgie sind nun drei weitere Kernbereiche im Neubau vertreten. Wir füllen das neue Krankenhaus immer mehr mit Leben und freuen uns auf die neue Umgebung und Infrastruktur“, sagt Klaus Beekmann. Wenn im kommenden Jahr auch alle anderen Bereiche des Krankenhauses umgezogen sein werden, sind im neuen Klinikum Bremen-Mitte mehr als 10.000 medizinische Geräte im Einsatz sowie 2.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den neuen Gebäudetrakt mit seinen 818 Betten und 4.500 Räumen umgezogen.
Die ersten Stationen im neuen Klinikum Bremen-Mitte sind seit Mai in Betrieb. Über den Sommer waren die Stationen der Inneren Medizin die ersten, die den Neubau bezogen hatten – samt Strahlentherapie und den zugehörigen diagnostischen Abteilungen. Vergangenen Donnerstag gab es dann den nächsten Meilenstein: die Eröffnung des neuen Haupteingangs an der St.-Jürgen-Straße. Über die weiße Rotunde gelangt man über den neuen Haupteingang direkt in den Neubau und wird dort vom Empfangsteam begrüßt. Bisher war der Zugang nur über den alten Haupteingang möglich. Dieser bleibt weiterhin geöffnet. Wenn alle Kliniken umgezogen sind, wird er dann als Eingang für die Notaufnahme genutzt.
Zurück im OP. Mozart läuft nicht mehr. Die erste Operation ist nach knapp zwei Stunden bereits vorüber. Der Patient liegt im Aufwachraum. Ihm geht es gut. Und dem Operationsteam ebenfalls. Es hat den ersten aufregenden Vormittag im neuen Arbeitsumfeld erfolgreich gemeistert. Die nächsten Operationen laufen bereits.