Der Fortschritt in der Medizin – insbesondere in der Medizintechnik – ist enorm. Die Strahlentherapie bildet da keine Ausnahme. Neue Bestrahlungsgeräte und -techniken sowie neue Software ermöglichen eine immer präzisere, schonendere und effektivere Behandlung von Krebspatienten. Als erstes Krankenhaus in ganz Norddeutschland können die Experten des Klinikums Bremen-Mitte bei der Therapie künftig auf zwei Linearbeschleuniger der neuesten Generation zurückgreifen. Ziel der Strahlentherapie ist es, die Krebszellen durch gezielten Beschuss mit Photonen oder Elektronen zu zerstören.
„Dank der neuen Linearbeschleuniger kann die Behandlung nicht nur präziser und schonender als bisher erfolgen, sie ist auch noch deutlich schneller. Zur Zeit behandeln wir bis zu 70 Patienten am Tag“, sagt Dr. Thomas Martin, seit Oktober vergangenen Jahres Chefarzt der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie im Klinikum Bremen-Mitte. Zu den neuen Therapiemöglichkeiten gehört beispielsweise die so genannte intensitätsmodulierte Strahlentherapie (IMRT). Diese Technik kommt immer dann zum Einsatz, wenn sich in unmittelbarer Nähe des Tumors wichtige, kritische oder strahlenempfindliche Organe befinden. „Der Tumor wird bei dieser Art der Behandlung durch eine Bestrahlung aus vielen verschiedenen Richtungen in die Zange genommen“, erklärt Dr. Martin. Im Gegensatz zur konventionellen Bestrahlung werden die einzelnen Bestrahlungsfelder bei der IMRT noch einmal in mehrere kleine Segmente zerlegt und die Intensität der Strahlendosis innerhalb eines Bestrahlungsfeldes wird exakt an den Tumor angepasst.
Eine zweite neue Technik ist die bildgeleitete Strahlentherapie, kurz IGRT. Diese Technik bietet den Vorteil, dass dank eines im Linearbeschleunigers integrierten Computertomographens die Lage des Tumors kurz vor der Bestrahlung exakt bestimmt werden kann. Viele Tumore sind nicht fest im Körper fixiert, sondern bewegen sich durch die Atmung oder den Herzschlag. Die neue Technik erkennt das und kann die Behandlung an die täglich wechselnden Bedingungen im Körper anpassen.
Für eine optimale onkologische Therapie eines Patienten müssen alle beteiligten medizinischen Disziplinen eng zusammenarbeiten. „Bei uns geschieht das in interdisziplinären Tumorkonferenzen, in denen jeder Patient individuell von allen beteiligten Fachrichtungen, wie Onkologie, Chirurgie. Strahlentherapie, Pathologie und Radiologie gemeinsam besprochen wird“, sagt der Chefarzt. Die Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie kooperiert dabei mit zahlreichen Zentren wie den Bremer Brustzentren, dem Prostatakrebs-Zentrum, dem Lungen-Zentrum, dem Kopf-Hals-Tumorzentrum und dem gynäkologisch-onkologischen Zentrum.