Für jeden Erwachsenen steht irgendwann der Gang zur Darmkrebsvorsorge an. Die effektivste und beste Methode zur Früherkennung ist die Darmspiegelung. Ist die Untersuchung in den meisten Fällen nach wenigen Minuten schon vorbei, hat sie bei einigen Patienten ein Nachspiel – nämlich dann, wenn Wucherungen im Darm während des Eingriffs mit dem Endoskop nicht entfernt werden konnten. Bei einigen dieser Patienten war bislang eine offene Operation nötig, um die Wucherungen, aus denen Darmkrebs entstehen kann, vollständig zu entfernen.
Am Klinikum Bremen-Nord steht nun ein neues Verfahren zur Verfügung, dass vielen Patienten die aufwendige Operation ersparen kann. Mit Hilfe eines Aufsatzes, der an der Spitze eines herkömmlichen Endoskops angebracht wird, können auch tief in die Darmwand reichende Veränderungen komplett entfernt werden. Full-Thickness Resection Device (FTRD) heißt das neue Verfahren, bei dem mit Hilfe eines Greifers, eines Metallclips und einer Schlinge der betroffene Abschnitt der Darmwand herausgeschnitten wird. Der Greifer zieht die Darmwand in eine Kappe. Der Metallclip, der einer kleinen Bärenfalle ähnelt, komprimiert und verschließt die Darmwand, bevor mit Hilfe der Schlinge die Wucherung entfernt wird. Das empfindliche Bauchfell muss bei diesem Eingriff nicht geöffnet werden und dank des Metallclips, der zunächst im Körper bleibt, werden Darmblutungen sicher verhindert. Der Clip bleibt etwa drei Monate im Körper. Dann löst er sich von selbst und verlässt auf natürlichem Wege den Körper. „Unsere Möglichkeiten, Patienten mit Darmkrebsvorstufen zu behandeln, haben sich dank der neuen Methode deutlich erweitert“, sagt Dr. Matthias Dahlmann, Leitender Oberarzt der Klinik für Innere Medizin II. Mittlerweile wurden am Klinikum Bremen-Nord vier Patienten mit der neuen Methode behandelt. Alle Eingriffe waren erfolgreich. Auch das Klinikum Bremen-Ost hat erste Erfahrungen mit dieser Methode gesammelt.
Ärzte, die diese Technik anwenden wollen, müssen zuvor ein spezielles Training mit einer abschließenden Eignungsprüfung absolvieren, für die die Teilnehmer eine Art „Führerschein“ für das FTRD erhalten. „Wann immer wir diesen Eingriff im Klinikum Bremen-Nord vornehmen, steht im Hintergrund ein Chirurg zur Verfügung, der eingreifen kann, falls Probleme auftreten“, erklärt Dr. Dahlmann. „Bislang sind aber alle Eingriffe völlig komplikationslos verlaufen.“