Mit gleich mehreren erfolgreichen Projekten nimmt die Zusammenarbeit der Universität Bremen mit den bremischen Kliniken der Gesundheit Nord Fahrt auf. Ein herausragendes Beispiel ist die Forschung zur verbesserten Wundheilung, die von Professorin Ursula Mirastschijski in Kooperation zwischen Gesundheit Nord und der Universität Bremen durchgeführt wird. Die Plastische Chirurgin am Klinikum Bremen-Mitte und am Centrum für Biomolekulare Interaktionen Bremen (CBIB) der Uni Bremen prüft eine Substanz, die die Entzündungsreaktion der verletzten Haut vermindert und so die Narbenbildung reduzieren soll. Die Ergebnisse sind so vielversprechend, dass die Substanz nun in einer klinischen Studie auf ihre Wirksamkeit und Verträglichkeit für die Haut getestet wird, um in der weiteren Entwicklung ein medizinisches Produkt auf den Markt zu bringen. Dafür werden jetzt Probanden gesucht.
Forschung mit hoher Auszeichnung für potenzielle Vermarktung
Die sogenannte Phase-1-Studie ist zwingend, bevor Arzneien für den Markt zugelassen werden. Ursula Mirastschijski verwendet für ihre Forschung eine Substanz aus der Lunge, das sogenannte Lungensurfaktant. Für ihre Idee, diese Substanz in der Behandlung verletzter Haut anzuwenden, erhielt Mirastschijski eine international begehrte europäische Forschungsförderung, die einem weiteren Zuschuss ausgezeichnet wurde: Der sogenannte Proof of Concept-Grant des Europäischen Forschungsrates (ERC) gehört zu den profiliertesten Auszeichnungen und wird nur vergeben, wenn die bisherige Forschung zukunftsweisende Resultate erbringen konnte und gute Chancen hat, zur Marktreife zu gelangen.
Schon früh hatte sich Mirastschijski an die Patentverwertungsagentur der bremischen Hochschulen, InnoWi, gewandt, die nach ausführlicher Patent- und Marktrecherche die Idee zum internationalen Patent anmeldete und die Vermarktung übernahm. „Die jetzt beginnende Studie ist ein wichtiger Schritt für die Umsetzung in ein Produkt“, sagt Dr. Lieselotte Riegger, Geschäftsführerin der InnoWi. Dass sich bei positiven Ergebnissen eine finanzielle Unterstützung für die Weiterentwicklung finden lässt, ist Riegger überzeugt: „Allein in Deutschland leiden 1,5 Millionen Menschen an chronischen, nicht heilenden Wunden“, so Riegger. Professorin Mirastschijski bestätigt die Vorteile des Produktes: „Das Mittel könnte bei akuten genauso wie bei chronischen Hautverletzungen angewandt werden und sogar die Narbenbildung verringern. Besondere Hoffnungen liegen auf der Heilung langwieriger Wunden, die bisher zu starken Vernarbungen führen.“
Zusammenarbeit zwischen Universität und Klinikum Bremen-Mitte
Der Erfolg des Projektes ist für die Universität Bremen und das Klinikum gleichermaßen bedeutend. Als Medizinerin schlägt Ursula Mirastschijski eine Brücke zwischen der Grundlagenforschung an der Universität Bremen und der klinischen Anwendung, wie sie derzeit an Uni-Kliniken praktiziert wird. „Die Gesundheit Nord verstärkt ihre Aktivitäten auf dem Gebiet der Forschung“, sagt Professor Can Cedidi, Direktor der Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie am Klinikum Bremen Mitte. „Durch die gute Zusammenarbeit mit der Universität sind wir noch enger am wissenschaftlichen Fortschritt beteiligt. Gleichzeitig sind es die Kliniken, die aus ihrer Arbeit heraus neue Fragen für die Forschung entwickeln.“ An der Universität Bremen bestätigt Professor Sørge Kelm vom Centrum für Biomolekulare Interaktionen Bremen (CBIB): „Das hohe Niveau der molekularbiologischen Forschung an der Universität Bremen wird durch die Zusammenarbeit mit der Gesundheit Nord noch gestärkt.“
Als „translationale Medizin“ werden solche interdisziplinären Aktivitäten bezeichnet, bei denen Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung schnell und effizient in die klinische Praxis übersetzt und umgekehrt Beobachtungen am Krankenbett zurück ins Labor gespiegelt werden. Eine weitere bremische Unterstützung leistet das Kompetenzzentrum für Klinische Studien Bremen (KKSB), das die Kooperation zwischen der Universität Bremen und der Gesundheit Nord unterstützt. Das KKSB organisiert Zulassungsstudien, nimmt Daten auf und wertet sie wissenschaftlich aus. Zusammen mit der InnoWi, die für einen umfassenden Patentschutz von Ideen und deren Vermarktung zuständig ist, entfaltet sich ein Bremer Kompetenzbereich, mit dem in Zukunft weitere Synergiepotenziale zwischen Wissenschaft und medizinischer Anwendung auf universitärem Niveau geschaffen werden können.
Probanden für die Studie gesucht
Für die Phase-1-Studie sucht Professorin Mirastschijski derzeit nach Probanden im Alter zwischen 18 und 60 Jahren. Über acht Tage sollen die Probanden alle zwei Tage den Heilungsprozess kleinster Verletzungen an ihrer Haut beobachten lassen. Interessierte Unterstützer wenden sich bitte an Maike Kaluscha vom Kompetenzzentrum für Klinische Studien Bremen (KKSB), das die Probandenrekrutierung organisiert, die Studiendaten anonymisiert und an der wissenschaftlichen Auswertung beteiligt ist: www.kksweb.uni-bremen.de (Telefon: 0421 218 63788, E-Mail: kaluscha@uni-bremen.de).