Andrea Bakenhus möchte vor allem eines: das Krankenhaus verlassen und nach Hause zu ihrer Familie. Dass dieser Wunsch nur zwei Wochen nach einer schweren Krebsoperation durchaus in Erfüllung gehen kann, hat sie Professor Hüseyin Bektas, Direktor der Klinik für Allgemeine, Viscerale und Onkologische Chirurgie am Klinikum Bremen-Mitte zu verdanken. Bektas entfernte bei der 45-Jährigen einen Tumor zwischen Speiseröhre und Magen, formte aus dem Magen einen Schlauch und nähte diesen an die Speiseröhre – alles minimalinvasiv über kleine Schnittöffnungen am Bauch und an der Seite des rechten Brustkorbes.
Ein komplexer, schwerer Eingriff, der in der Fachsprache „Laproskopisch-Thorakoskopische Ösophagusresektion mit abdominathorakalem Magenhochzug“ heißt. Bei konventioneller Operationstechnik dauert er bis zu acht Stunden und länger und erfordert riesige Schnitte über Bauch und Brustkorb. Nicht selten liegen die Patienten danach ein bis zwei Wochen künstlich beatmet auf der Intensiv-Station.
Nicht so Andrea Bakenhus. Schon am Abend nach der OP konnte sie mit ihrem Mann telefonieren, zwei Tage später ist sie zurück auf der Normalstation und kann bereits aufstehen. Die kleinen Öffnungen, durch die die Operationsinstrumente und die Kamera eingeführt wurden, sind mit Pflastern verklebt. Sie fühlt sich gut – und auch Prof. Bektas ist zufrieden. „Dieses Operationsverfahren ist für die Patienten viel schonender und sie sind deutlich schneller wieder auf den Beinen“, sagt er. Aber die Technik ist kompliziert und wird nur an sehr wenigen Häusern in Norddeutschland angeboten. Bektas ist einer der erfahrensten auf diesem Gebiet. Die große Tumorchirurgie gehört, wie auch die Leber- und Pankreaschirurgie, zu seinen Spezialgebieten. Das wusste auch der behandelnde Arzt von Andrea Bakenhus. Als der Tumor im Dezember festgestellt wurde, riet er seiner Patientin, auf Bektas‘ Antritt in Bremen zu warten und sich bei ihm operieren zu lassen.
Um eine möglichst gute Ausgangsbasis zu schaffen, bekam die Mutter von zwei Kindern zunächst Bestrahlung und Chemotherapie. Die OP-Methode ließ sie sich vor dem Eingriff genau erklären. Ihre Sorge, der Operateur könne durch die winzige Öffnung nicht genug sehen, erwies sich als unbegründet: „Wir sehen sogar besser“, erläutert Bektas. „Die Kamera vergrößert alles auf das Dreieinhalbfache und der winzige Scheinwerfer sorgt für noch bessere Sicht“. Er geht davon aus, dass ein solcher minimalinvasiver Eingriff bei Magen-und Speiseröhren-Tumoren in 90 Prozent aller Fälle möglich ist.
Andrea Bakenhus wird das Krankenhaus aller Voraussicht nach tatsächlich in wenigen Tagen verlassen. Ob noch eine weitere Chemotherapie nötig ist, wird zuvor bei der Fallbesprechung des Onkologischen Zentrums geklärt, bei der sich die behandelnden Ärzte fachübergreifend beraten. Selbst wenn ihr das noch bevorstehen sollte, ist Andrea Bakenhus sicher, den richtigen Weg gewählt zu haben: „Ich wollte eine möglichst sichere, aber auch schonende Methode. Heute kann ich sagen: So war es gut!“