Bei der Frage, was für einen Kinderchirurgen besonders wichtig ist, muss der neue Chefarzt nicht lange überlegen: Zeit. „Wir müssen nicht nur das Vertrauen der Patienten, sondern auch das der Eltern gewinnen“, sagt Privatdozent Dr. Joachim Kübler. „Das geht nur, wenn man sich die Zeit dafür nimmt.“ Der 51-Jährige ist neuer Leiter der Klinik für Kinderchirurgie und -urologie, die Teil des Eltern-Kind-Zentrums Prof. Hess am Klinikum Bremen-Mitte ist. Er folgt damit auf Prof. Christian Lorenz, der viele Jahre lang Chefarzt der Klinik war.
Dr. Joachim Kübler stammt aus München und hat dort studiert und promoviert. Nach einem dreijährigen Forschungsaufenthalt in den USA führte ihn sein Weg nach Hannover, wo seit 2002 im Zentrum für Kinderchirurgie der Medizinischen Hochschule tätig war – zuletzt als erster Oberarzt der Klinik. Er bringt umfangreiche Erfahrungen insbesondere auf dem Gebiet der minimal-invasiven Kinderchirurgie, also der schonenden Eingriffe über ganz kleine Schnitte, mit. Zu seinen klinischen Schwerpunkten gehören außerdem die Kinderurologie, Krebsoperationen bei Kindern, Eingriffe an Leber- und Gallengängen sowie Korrekturen von Fehlbildungen im Bauch oder im Brustkorb.
Dass er als Chirurg arbeiten möchte, stand für Kübler schon zu Beginn seines Medizinstudiums fest – den Weg in die Kinderheilkunde fand er dagegen erst als Arzt im Praktikum. „Ich hatte großen Respekt vor der Kinderchirurgie“, sagt er. In der Kinderklinik gehe es nie allein um die kleinen Patientinnen und Patienten, sondern immer auch um ihre Eltern. Je mehr Unsicherheit und Ängste bei den Eltern bestehen, umso schwieriger sei es auch für die Kinder, die Situation einzuschätzen. Deshalb sei es immer wichtig, für eine möglichst entspannte Situation zu sorgen. „Man muss die Kinder mitnehmen, ihnen erklären, was passiert und auch mal einfach zuhören“, weiß er. Besonders bei schweren Erkrankungen, nach Unfällen oder Komplikationen oder wenn gar der Verdacht einer Misshandlung im Raum steht, ist für den Kinderchirurgen ein hohes Maß an Fingerspitzengefühl gefragt. Dann helfen ihm seine langjährige Erfahrung und seine ruhige und besonnene Art. „Die Eltern müssen merken, dass es uns darum geht, ihrem Kind zu helfen. Das ist entscheidend.“
In Bremen möchte Kübler besonders die minimalinvasive Chirurgie weiter ausbauen – und ansonsten die erfolgreiche Arbeit seines Vorgängers fortsetzen: „Die Klinik ist gut aufgestellt. Deshalb bin ich sehr optimistisch, dass wir gut durch diese angespannte Zeit kommen, in der sich alle Krankenhäuser in Deutschland gerade befinden.“ Aus seiner Sicht bietet das Eltern-Kind-Zentrum ideale Rahmenbedingungen für die Kinderchirurgie. „Die Nähe zu den anderen Disziplinen ist für mich ein entscheidender Faktor. Wir arbeiten hier Tür an Tür mit den Pädiatern, den Neonatologen und den Intensivmedizinern zusammen und können den Kindern so die bestmögliche Versorgung bieten.“ Der gute Ruf der Klinik sei auch in Hannover bestens bekannt. Das breite Spektrum, das gute Arbeitsklima, das hervorragend aufgestellte Team – aus Sicht des neuen Chefarztes hat die Klinik viel zu bieten. „Als Maximalversorger für die Region machen wir hier Chirurgie auf einem sehr hohen Niveau.“ Aber auch die Stadt Bremen gefällt dem zweifachen Familienvater bestens. „Eine sehr attraktive Stadt, in der ich mich jetzt schon wohl fühle.“ Noch pendelt er am Wochenende nach Hannover, aber langfristig soll Bremen der Lebensmittelpunkt der Familie werden. Viele Gelegenheiten hat er bisher allerdings nicht, um die Vorzüge der Hansestadt zu genießen. Was er in seiner Freizeit macht? Bei dieser Frage muss Kübler ein wenig schmunzeln. „Im Moment ist die Klinik mein Leben.“ Zeit hat er vor allem für andere: für seine kleinen Patienten.