„Immer im Gespräch bleiben“, das klingt so einfach und wünschen wir uns in so vielen Lebenslagen, ob beruflich oder privat. Dabei ist es oft gar nicht so einfach, „immer im Gespräch zu bleiben“ sagt Wiebke Siebert-Bettinger, die Leiterin der Schule für Logopädie. Was passiert, wenn durch Krankheit oder Unfall die Stimme versagt, die Wörter nach einem Schlaganfall nicht mehr gefunden werden oder die Sprachentwicklung nur schleppend vorankommt? Gut, dass dann Spezialisten ihre Therapie individuell auf jeden einzelnen Patienten abstimmen. Bereits seit 30 Jahren werden an der Schule für Logopädie solche Spezialisten ausgebildet: Logopädinnen und Logopäden. Sie behandeln Patientinnen und Patienten mit Sprach-, Sprech-, Hör-, Stimm- oder Schluckstörungen.
Heute ist die Erforschung von Ursachen, Entwicklung und Erprobung von Therapieverfahren weit fortgeschritten und das Berufsbild eines Logopäden hat im Gesundheitssektor einen hohen Stellenwert erlangt, doch das war nicht immer so.
Logopädinnen waren traditionell die Assistentinnen von Stimmärzten - sogenannten Phoniatern. Sie führten die Therapie auf Anweisung des Arztes durch. In den letzten Jahrzehnten musste sich die Logopädie den veränderten gesellschaftlichen Anforderungen, wie z. B. dem Älterwerden, aber auch den Erkenntnissen stetiger Forschung anpassen und ihr Aufgabenfeld erweitern.
Nach der dreijährigen staatlich anerkannten Ausbildung sind die Tätigkeitsbereiche äußerst vielfältig. Die Arbeit im Krankenhaus wird u. a. durch die Möglichkeit der Selbstständigkeit in einer eigenen Praxis oder die Tätigkeit in Lehre und Forschung abgerundet. Dieser Entwicklung hat sich auch die Schule für Logopädie der Gesundheit Nord gestellt. Sie kooperiert mit der Hochschule Bremen. So kann im Anschluss an das Staatsexamen nahtlos der Studiengang der ‚Angewandten Therapiewissenschaften‘ belegt werden. „Der Vorteil ist“, so Siebert-Bettinger, „dass die Schülerinnen und Schüler dort einen erleichterten Zugang haben. Die Studiendauer verkürzt sich auf drei Semester. Die Ausbildung wird als erster Studienabschnitt anerkannt. Wissenschaftliches Arbeiten, kleine Forschungsprojekte und die abschließende Studienarbeit bereiten die Absolventinnen und Absolventen bereits in der Ausbildung auf den zweiten Studienabschnitt an der Hochschule vor.“
Mit der Gründung der Schule für Logopädie 1991 übernahm Vera Wanetschka die Schulleitung. Damals unter der Trägerschaft der Angestelltenkammer Bremen, mit späterem Betriebsübergang zur Wirtschafts- und Sozialakademie der Arbeitnehmerkammer Bremen.
Fand im Gründungsjahr die Ausbildung noch mit einer Klasse mit 24 Auszubildenden statt, ist im Laufe der Jahre die Schule stark gewachsen. Seit 2006 ist die Ausbildung, die jeweils zum 01.09. eines Jahres beginnt, dreizügig, mit 20 Auszubildenden pro Kurs. 2019 erfolgte der Trägerwechsel zur Bildungsakademie der Gesundheit Nord.
In den vergangenen 30 Jahren wurden somit ca. 400, mehrheitlich junge Frauen und Männer, ausgebildet. In der Bildungsakademie, dem Ausbildungszentrum der Gesundheit Nord, werden insgesamt mehr als 900 Schülerinnen und Schüler in zwölf verschiedenen Gesundheitsfachberufen ausgebildet. Dies ermöglicht schon während der Ausbildung die Möglichkeit des Erlernens der Zusammenarbeit mit anderen Fachrichtungen im Gesundheitswesen.
Mit der Einführung der Schulgeldfreiheit und einer Ausbildungsvergütung stieg die Attraktivität der Schule rasant. Neben der Theorie lernen die Auszubildenden die Praxis direkt in der logopädischen Ambulanz der Schule. Bei der Behandlung von Patientinnen und Patienten in der Ambulanz werden sie von ihren Lehrkräften unterstützend und beratend begleitet.
In den verschiedenen Kliniken des Klinikverbundes lernen die Schülerinnen und Schüler ein breites Spektrum unterschiedlichster Behandlungsmöglichkeiten und das interdisziplinäre Arbeiten kennen. Eine Kompetenz, die im Berufsalltag zur guten Versorgung der Patienten unabdingbar ist.
Logopädie wird sich auch zukünftig neuen Herausforderungen stellen müssen. Teletherapie und die Nutzung technischer Möglichkeiten, wie beispielsweise Übungs-Apps und Sprachcomputer, um „im Gespräch zu bleiben“, sind nur einige Beispiele.
Die Schule für Logopädie in Bremen wird also weiterhin ‚immer im Gespräch‘ bleiben.