Die Erfahrung zeigt: In der warmen Jahreshälfte, also von April bis September, steigt die Zahl der Verkehrsunfälle und damit auch der Verletzten deutlich an - durchschnittlich um bis zu 40 Prozent. Das bekommen auch die Mitarbeiter in den Schockräumen deutscher Krankenhäuser zu spüren. Ist der Ernstfall eingetreten, entscheiden vor allem zwei Faktoren über die Überlebenschancen von Schwerstverletzten: Zeit und Kompetenz. Rund 200 Patienten wurden im vergangenen Jahr in den Schockräumen des Klinikums Bremen-Mitte behandelt. 30 von ihnen galten als schwerstverletzt.
Insgesamt werden in deutschen Kliniken alljährlich etwa 33.000 Schwerverletzte behandelt. Schwere Verletzungen nach Verkehrs-, Arbeits- und häuslichen Unfällen zählen hier zu Lande zu den häufigsten Todesursachen bei Menschen unter 45 Jahren. "Insgesamt ist die Versorgung von Schwerverletzten in Deutschland auf einem sehr hohen Niveau", sagt Prof. Dr. Michael Paul Hahn, Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Klinikum Bremen-Mitte, dessen Klinik zur Spitzengruppe bei der Versorgung von Schwerverletzten zählt. Die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie hat die Klinik als bisher einziges Krankenhaus in Bremen als überregionales Traumazentrum zertifiziert. Es verfügt über alle personellen und technischen Voraussetzungen, um mehrere schwerstverletzte Patienten, insbesondere auch Patienten mit lebensbedrohlicher Verletzung eines oder mehrerer Organsysteme, gleichzeitig zu versorgen - rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr. Für ein Krankenhaus bedeutet das einen enormen logistischen Aufwand, denn innerhalb kürzester Zeit muss im Notfall schon mal ein Team aus zehn oder mehr interdisziplinären Experten parat stehen. "Überlebenschancen und Lebensqualität nach dem Unfall hängen häufig von einer schnellen und präzisen Diagnose ab", sagt Chefarzt Prof. Hahn. "Ein interdisziplinäres Team garantiert die bestmögliche Versorgung." Unfallchirurgen arbeiten im Ernstfall eng zusammen mit Anästhesisten, Radiologen, Neuro-, Thorax-, Gefäß- und Bauchchirurgen. Gehört eine Schwangere zu den Verletzten, wird ein Gynäkologe dazu geholt, ist ein Kind betroffen, stößt ein Kinderarzt dazu. "Die Versorgung von Schwerstverletzten ist in erster Linie Teamarbeit", weiß Prof. Hahn.
Gemeinsam mit anderen Bremer Krankenhäusern bildet das Klinikum Bremen-Mitte künftig das Traumanetzwerk Bremen. Innerhalb dieses Netzwerks werden die Unfallopfer entsprechend der Verletzungsschwere auf die einzelnen Kliniken verteilt. Kleinere Krankenhäuser, die bei der Versorgung von Schwerstverletzten an ihre Grenzen stoßen, können innerhalb des Netzwerks schnell und unkompliziert die Patienten in ein überregionales Traumazentrum verlegen. Möglich wird dies auch dank moderner Technik. Die Telemedizin ermöglicht es beispielsweise, Röntgenbilder und andere Aufnahmen schnell mit anderen Krankenhäusern auszutauschen. "Am Ende unserer Bemühungen steht für den Patienten die Gewissheit, nach einem Unfall die bestmögliche Versorgung zu bekommen", sagt Prof. Hahn.
Achtung Redaktionen: Für weitere Informationen steht Prof. Michael Paul Hahn unter der Telefonnummer 497-5306 zur Verfügung. Bildunterschrift: Mit dem Rettungshubschrauber wird ein Schwerverletzter ins Klinikum Bremen-Mitte eingeliefert.