„Sonnenbrand bei Kindern ist Körperverletzung“

Am 21. Juni ist „Tag des Sonnenschutzes“ – Wie man die Haut richtig schützt, erklärt Dermatologe Prof. Dr. Markus Zutt

Prof. Dr. Markus Zutt

Welcher Lichtschutzfaktor ist der richtige? Wie viel Sonnenlicht tut gut? Und was mache ich, wenn ich doch einen Sonnenbrand habe? Zum Tag des Sonnenschutzes am 21. Juni 2017 erklärt Prof. Dr. Markus Zutt, Chefarzt der Klinik für Dermatologie und Allergologie am Klinikum Bremen-Mitte, wie man seine Haut im Sommer am besten vor der Sonne schützt. Außerdem warnt er vor den Folgen eines Sonnenbrands.

 

Eines schickt Zutt gleich vorweg: „Es gibt einen erwiesenen, direkten Zusammenhang zwischen UV-Strahlung, Hautalterung und Hautkrebs.“ Die UV-Strahlung, die im Laufe der Jahrzehnte auch in Nordeuropa stärker geworden ist, verändere die Erbinformationen in den Hautzellen. Diese DNA-Schäden könnten zwar vom Körper selbst repariert werden, je früher und je intensiver die Haut aber dem Sonnenlicht ausgesetzt sei, desto schneller seien auch die körpereigenen Reparaturkräfte aufgebraucht. Heftige Sonnenbrände seien somit nicht nur eine akute Gesundheitsgefahr, sondern könnten auch nach langer Zeit zu schweren Hautkrebs-Erkrankungen führen.

 

Klar ist aber auch, dass der Körper das Sonnenlicht braucht, damit er das für unseren Stoffwechsel wichtige Vitamin D herstellen kann, das wiederum vor vielen Krebsarten schützt. Was also tun? Die Antwort ist ganz einfach: Raus in die Sonne – aber nicht ohne Sonnenschutz! Der Körper kann auch Vitamin D bilden, wenn die Haut gut eingecremt ist – und der Kopf unter einem Sonnenhut oder einer Schirmmütze steckt. „Ideal ist eine Lotion mit Lichtschutzfaktor 30“, erklärt Zutt.

 

„Höhere Lichtschutzfaktoren haben nur wenig mehr Schutzwirkung, sind aber teuer und lassen sich aufgrund ihrer Dickflüssigkeit schwerer verteilen.“ Außerdem müsse die Creme beide Wellenlängen – UVA und UVB – gleichmäßig abdecken. Das aber sei bei den meisten Produkten inzwischen der Fall. Die Marke spiele bei der Wahl der Sonnencreme übrigens keine Rolle. In der Schutzwirkung seien Drogeriemarkt-Produkte genauso wirkungsvoll wie teure Apotheken-Produkte. Allein die Konsistenz der Creme könne bei teureren Cremes besser sein.

 

Schutzfaktor 30 reicht auch bei Kindern

Auch für die besonders dünne und empfindliche Kinderhaut reiche Schutzfaktor 30 aus. „Ab dem Frühjahr sollte man Kinder täglich dick eincremen“, rät der Dermatologe. Wenn es dann ein trüber Tag wird, mache das auch nichts. Sonnencremes enthalten pflegende Substanzen und die Schutzstoffe schadeten gar nicht. Ein Sonnenbrand hingegen schon. Auch da hat Markus Zutt eine klare Meinung: „Ein Sonnenbrand bei Kindern ist Körperverletzung.“

 

Zum Sonnenschutz gehöre neben der Sonnencreme auch die Kopfbedeckung. Gerade Kinder sollten beim Spielen im Freien immer einen Sonnenhut oder eine Schirmmütze tragen. So bekommen sie weder einen Sonnenbrand auf der Kopfhaut noch einen unangenehmen „Sonnenstich“, der mit Fieber und Übelkeit einhergeht.  Für Kinder hat sich außerdem UV-Kleidung bewährt. „Diese Stoffe halten wirklich, was sie versprechen“, sagt Zutt. Ein gewöhnliches, weißes Baumwoll-T-Shirt hingegen entspricht dem Schutzfaktor 4 – bietet praktisch also gar keinen Sonnenschutz.

 

Sollte es dennoch mal schiefgehen – „bei kleinflächigen, leichten Rötungen muss man erst mal gar nichts tun“, sagt Zutt. Sollten sich Blasen bilden, sei das aber ein Fall für den Arzt oder Notarzt. Dann liegen akute Entzündungen vor. Die Haut habe viel zu viel Licht abbekommen. Diese Verbrennungen könnten schnell zu Kreislaufproblemen führen. Behandelt werde mit viel Zufuhr von Flüssigkeit über Tropfinfusionen und mit Cortison.

 

„Man darf nicht vergessen – der schwarze Hautkrebs („Melanom“) ist eine der gefährlichsten Krebsarten, die der Mensch bekommen kann“, sagt Markus Zutt. Da das Risiko zu erkranken mit zunehmendem Alter steigt, rät der Dermatologe allen ab 35 Jahren alle zwei Jahre zu dem von der Krankenkasse bezahlten Hautcheck zu gehen. „Ab 40 Jahren wäre eine jährliche Untersuchung empfehlenswert, auch wenn sie privat bezahlt werden muss.“ Dabei sollte man darauf achten, dass der Hautarzt wirklich akribisch von Kopf bis Fuß untersucht.

 

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