Auch wenn es noch frisch und windig ist – wir merken, dass die Sonne von Tag zu Tag kräftiger wird und freuen uns über die Wärme auf unserer Haut. Müssen wir jetzt schon gleich wieder zum Sonnenschutz greifen? „Eindeutig ja“, sagt Prof. Markus Zutt, Chefarzt der Klinik für Dermatologie, Dermatochirurgie und Allergologie am Klinikum Bremen-Ost. Alle der Sonne ausgesetzten Bereiche müssten auch im fortgeschrittenen Frühling bereits geschützt werden. „Es gibt einen erwiesenen direkten Zusammenhang zwischen UV-Strahlung, Hautalterung und Hautkrebs“, so der Klinikchef.
Die UV-Strahlung, die im Laufe der Jahrzehnte auch in Nordeuropa stärker geworden ist, verändert die Erbinformationen in den Hautzellen. Diese DNA-Schäden können zwar vom Körper selbst repariert werden, je früher und je intensiver die Haut aber dem Sonnenlicht ausgesetzt ist, desto schneller sind die körpereigenen Reparaturkräfte aufgebraucht. Heftige Sonnenbrände sind somit nicht nur eine akute Gesundheitsgefahr, sondern können auch nach langer Zeit schweren Hautkrebs-Erkrankungen führen.
Klar ist aber auch, dass wir das Sonnenlicht brauchen, damit unser Körper das für unseren Stoffwechsel wichtige Vitamin D herstellen kann, das wiederum vor vielen Krebsarten schützt.
LICHTSCHUTZFAKTOR 30 IST AUSREICHEND
Was also tun? Die Antwort ist ganz einfach: Raus an die Sonne – aber nicht ohne Sonnenschutz! Unser Körper kann auch Vitamin D bilden, wenn die Haut gut eingecremt ist – und der Kopf unter einem Sonnenhut oder einer Schirmmütze steckt.
„Ideal ist eine Lotion mit Lichtschutzfaktor 30“, erklärt Zutt. „Höhere Lichtschutzfaktoren haben nur wenig mehr Schutzwirkung, sind aber teuer und lassen sich aufgrund ihrer Dickflüssigkeit schwerer verteilen“. Außerdem muss die Creme beide Wellenlängen – UVA und UVB gleichmäßig abdecken. Das aber ist bei den meisten Produkten inzwischen der Fall. Die Marke spielt bei der Wahl der Sonnencreme übrigens keine Rolle. In der Schutzwirkung sind Drogerie-Markt-Produkte genauso wirkungsvoll wie teure Apotheken-Produkte. Allein die Konsistenz der Creme könne bei teureren Produkten besser sein. Außerdem seien inzwischen spezielle Sportgels auf dem Markt, die auch beim Schwitzen gut halten und nicht in den Augen brennen. Absolut bewährt habe sich außerdem die UV-Schutzkleidung, die es speziell für Kinder, aber inzwischen auch für Erwachsene als Sportkleidung gibt. „Diese UV-Textilien halten wirklich, was sie versprechen“, sagt der Dermatologe. Ein gewöhnliches weißes Baumwoll-T-Shirt hingegen entspricht dem Schutzfaktor 4 - biete praktisch also gar keinen Sonnenschutz.
KINDERHAUT IST NOCH VIEL EMPFINDLICHER
Auch für die viel dünnere und daher noch viel empfindlichere Kinderhaut reicht Schutzfaktor 30 aus. „Gerade für Kinder gilt - ab dem Frühjahr sollte man sie täglich dick eincremen“, rät der Dermatologe, der selbst drei Kinder hat. Wenn es dann ein trüber Tag werde, mache das auch nichts. Sonnencremes enthalten pflegende Substanzen und die Schutzstoffe schaden gar nicht. Ein Sonnenbrand hingegen schon. Da hat Markus Zutt eine klare Meinung: „Ein Sonnenbrand bei Kindern ist Körperverletzung“.
Sollte es dennoch einmal schiefgehen – „bei kleinflächigen leichten Rötungen muss man erstmal gar nichts tun“, sagt Zutt. Sollten sich Blasen bilden, sei das aber ein Fall für den Arzt oder Notarzt. Dann liegen akute Entzündungen vor. Die Haut hat viel zu viel Licht abbekommen. Diese Verbrennungen können schnell zu Kreislaufproblemen führen. Behandelt wird mit der Zufuhr großer Mengen Flüssigkeit über Tropfinfusionen und mit Cortison.
AM BESTEN JÄHRLICH ZUM HAUTKREBSCHECK
„Man darf nicht vergessen – der schwarze Hautkrebs („Melanom“) ist eine der gefährlichsten Krebserkrankungen, die der Mensch bekommen kann“, sagt Markus Zutt. In Bremen gibt es zwischen 650 und 700 Neuerkrankungen im Jahr, deutschlandweit über 200.000 jährlich. Da das Risiko zu erkranken mit zunehmendem Alter steigt, rät der Dermatologe allen ab 35 Jahren, alle zwei Jahre zu dem von der Krankenkasse bezahlten Hautcheck zu gehen. „Ab 40 Jahren wäre eine jährliche Untersuchung empfehlenswert, auch wenn sie privat bezahlt werden muss“. Dabei sollte der Patient darauf achten, dass der Hautarzt in wirklich akribisch von Kopf bis Fuß untersuche.
Zur Person:
Prof. Markus Zutt ist seit 2011 Chefarzt der Klinik für Dermatologie, Dermatochirurgie und Allergologie, die Ende März ins Klinikum Bremen-Ost gezogen ist. Vorher war Zutt als Oberarzt an der Universitätsklinik Göttingen tätig. Geboren ist Markus Zutt in Wetzlar und hat in Gießen, Freiburg und Mainz Medizin studiert. Nach dem Studium begann er seine Laufbahn an der Hautklinik des Klinikums Darmstadt. Markus Zutt lebt in Oldenburg, ist verheiratet und hat drei Töchter.