Wer unter Brustkrebs leidet, braucht im Laufe der Behandlung oft eine Bestrahlung, um der Krankheit etwas entgegenzusetzen. „Die Bestrahlung in der Brustregion bedeutet eine zusätzliche Herausforderung. Die energiereiche Strahlung erreicht auch die Organe hinter dem Brustkorb“, sagt Dr. Silke Frick, kommissarische Direktorin der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie im Klinikum Bremen-Mitte. Insbesondere wenn der Krebs auf der linken Brustseite auftritt, würden oft Areale des Herzens mitbestrahlt, auch große Lungenabschnitte könnten mitbelastet werden.
Seit einigen Monaten arbeitet Dr. Silke Frick mit ihrem Team bei der Bestrahlung von Brustkrebs mit einer besonders schonenden Methode – der sogenannten Deep Inspiration Breath Hold-Technik, kurz DIBH. Diese atemgesteuerte Strahlentherapie – auch Atemgating genannt – funktioniert über tiefes Einatmen und stellt sicher, dass die Strahlendosis immer nur dann gegeben wird, wenn der Abstand zu den Organen wie Herz und Lunge groß genug ist. „Die Methode ermöglicht es uns, die Strahlenbelastung für die Herzvorderwand ganz zu vermeiden oder wesentlich zu reduzieren“, erklärt Strahlentherapeutin Frick. Die Technik nutze den Effekt, dass sich die Lunge beim tiefen Einatmen mit viel Luft fülle. Auf diese Weise entferne sich das Herz stärker von der Brustwand. „So schaffen wir es meist, dass das Herz und auch die brustwandnahe Koronararterie eine deutlich geringere Strahlendosis abbekommen“, sagt Frick. Auch die Lunge werde weniger belastet.
Aber wie funktionier das genau? Während der Bestrahlung liegen die Patientinnen auf einer Liege und strecken ihre Arme nach oben. Mit Hilfe einer speziellen Brille können sie auf einen Monitor ihre eigene Atemkurve grafisch dargestellt sehen. Auch die optimale Einatmung wird grafisch dargestellt: „Dies garantiert, dass bei der Bestrahlung immer der gleiche tiefe Atemzug durchgeführt wird“, erklärt Frick.
Das Bestrahlungsgerät könne mit einer besonderen neuen Technik den Körper des Patienten während der Therapie gewissermaßen abscannen und die Atemlage genau kontrollieren. „So weiß der Beschleuniger auch immer sofort, wann er bestrahlen darf und wann nicht“, so die Ärztin weiter. Eine Bestrahlung außerhalb der vorher festgesetzten Atemlage sei somit nicht möglich – und der Schutz für Herz und Lunge so am besten gegeben.
Infokasten (I): Strahlentherapie im Klinikum Bremen-Mitte
Die Strahlentherapie im Klinikum Bremen-Mitte setzt sich zusammen aus einem ambulanten und einem stationären Bereich: Im Fachärztezentrum Hanse, Fachbereich Strahlentherapie finden ambulante und stationäre Bestrahlungen statt, im Klinikum nimmt die interdisziplinäre Bettenstation Bestrahlungs-Patientinnen und Patienten stationär auf.
Infokasten (II): Brustkrebs – häufigste Krebserkrankung bei Frauen
Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Doch wird der Krebs rechtzeitig erkannt, sind die meisten Fälle gut therapierbar. Häufig werden in der Therapie verschiedene Methoden kombiniert, eine ist die Bestrahlung. Die Strahlentherapie im Klinikum Bremen-Mitte setzt beim Mammakarzinom auf eine besonders schonende und innovative Strahlentherapie - vor allem, um das Herz zu schützen.
Bildinfos:
• Screenshot Deep-Inspiration-Breath-Hold-Technik (DIBH): Nach tiefer Einatmung (rechts) sieht man, wie sich die Lunge im Vergleich zur Atemmittellage (links) ausdehnt und sich das Herz gleichzeitig weit von der linken Brustwand entfernt. So kann eine herz- und lungenschonende Bestrahlung der linken Brust problemlos durchgeführt werden.
(Quelle: Klinikum Bremen-Mitte/Fachärztezentrum Hanse)
• Bestrahlung bei Mammakarzinom: So liegen Patientinnen während der schonenden Bestrahlung unter Einsatz der Deep Inspiration Breath Hold-Technik (DIBH).
(Foto: Kerstin Hase)
• Dr. Silke Frick ist kommissarische Direktorin der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie im Klinikum Bremen-Mitte. Dazu gehört auch der Bereich Strahlentherapie im Fachärztezentrum Hanse.