Mit einem Handgriff kommt im wahrsten Sinne etwas aus der Hüfte geschossen. Eine Klappe öffnet sich, und aus der Plastikpuppe fährt ein kleines Messgerät nach oben. Es zeigt an, wie man sich gerade bei seinen Wiederbelegungsversuchen schlägt, wie viel Druck man zum Beispiel bei der Herzmassage aufbaut. Im neuen Simulationszentrum im Klinikum Links der Weser sollen künftig Notfälle so realistisch wie möglich trainiert werden. Denn natürlich müssen auch die Notärzte und Rettungskräfte diese besonderen Drucksituationen üben.
Das Projekt nennt sich BrAINS. Das steht für Bremer Anästhesie-Intensiv-Notfallsimulation. Einen Namen für den neuen Simulationsraum gibt es auch schon: Franz Böhmert – so hieß der frühere Ärztliche Direktor des Klinikums und ehemalige Präsident des SV Werder Bremen. Passend dazu wird der aktuelle Werder-Präsident Hubertus Hess-Grunewald das neue Simulationszentrum am Dienstag, 19. Juni, um 14 Uhr im Klinikum Links der Weser eröffnen.
„Noch immer verbindet eine breite Öffentlichkeit den Namen Franz Böhmert mit dem SV Werder Bremen im besten positiven Sinne. Weniger bekannt dürften seine nicht minder herausragenden Leistungen als erster und langjähriger Chefarzt der Anästhesiologischen Klinik am Klinikum Links der Weser sein“, sagt der heutige Chefarzt der Klinik, Dr. Thomas Augenstein. Böhmert sei es gelungen, einen Notarztwagen und zwei Rettungshubschrauber an das Haus zu binden, und alleine mit Anästhesie-Ärzten seiner Klinik auf höchstem rettungsmedizinischem Niveau zu besetzen. Diese bundesweit einmalige Konstellation habe bis heute Bestand.
Mit dem BrAINS-Projekt soll die wichtige Rolle des Klinikums Links der Weser als Kompetenzkrankenhaus in der Rettungsmedizin weiter gestärkt werden. „Es ist ein Schulungs- und Simulationszentrum von Profis für Profis“, sagt Augenstein. Einen ähnlichen Fortbildungs- und Trainingsbereich – das sogenannte Bremer Anästhesie Skills Lab – mit notfallmedizinischen Inhalten gibt es insbesondere für Anästhesisten und Intensivmediziner auch im Klinikum Bremen-Mitte. Der besondere Fokus auf die Weiterbildung von Notärzten am Klinikum Links der Weser ist hingegen neu. „Wir wollen im BrAINS bereits etablierte Notärzte, angehende Notärzte und ganze Rettungsteams trainieren“, sagt Augenstein. Sie sollen auf den harten Einsatz als Notarzt im Rettungsdienst vorbereitet werden. Nach und nach soll das Zentrum mithilfe möglicher Sponsoren in den nächsten Jahren erweitert werden.
Mit der Simulationspuppe kann so gut wie jedes Notfallszenario realistisch nachgestellt werden: vom Sturz, Schlaganfall oder Herzinfarkt bis hin zum Verkehrsunfall mit Schwerverletzten. "Der besondere Schwerpunkt liegt hier in der Teamarbeit, im Training von Abläufen, Koordination und Kommunikation am Notfallort“, beschreibt es Augenstein. Die Simulation könne im Übungsraum gefilmt werden, um das Vorgehen anschließend gemeinsam analysieren zu können. Zudem gebe es eine Art Zuschauerraum, aus dem die Kollegen im Simulationseinsatz live beobachtet werden können.
„In Analogie zum Fußball: Auch die Profis des SV Werder müssen regelmäßig trainieren, um erfolgreich zu spielen. Bei Misserfolg gehen Punkte verloren, in der Notfallmedizin könnten es Menschenleben sein“, sagt Augenstein.
Pressevertreter sind herzlich zur Eröffnung des Simulationszentrums am Dienstag, 19. Juni, um 14 Uhr im Klinikum Links der Weser eingeladen. Von 15 bis 17 Uhr können auch Interessierte den neuen Räumlichkeiten einen Besuch abstatten, um einmal selbst zu testen, wie man sich bei einem Notfall verhalten würde. Einen weiteren öffentlichen Besichtigungs- und Übungstermin gibt es im Rahmen der Festwoche zum 50. Geburtstag des Klinikums Links der Weser am Donnerstag, 21. Juni, in der Zeit von 14 bis 17 Uhr.