Ab morgen esse ich gesünder. In der Liste der guten Vorsätze steht dieser Satz bei vielen ganz oben. Gerade nach dem fetten Festtagsbraten. Aber wie stelle ich das überhaupt an? „Die Ausgewogenheit muss stimmen“, sagt Prof. Dr. Johann Ockenga, Chefarzt am Klinikum Bremen-Mitte und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin. Eine gesunde Ernährung bedeute, dass alle Nährstoffe, die der Körper nicht selbst bilden kann, in der richtigen Menge über die Nahrung aufgenommen werden sollten. Als Faustregel gelte, dass 50 Prozent der Kalorien, die man zu sich nimmt, aus Kohlendhydraten, 30 Prozent aus Fetten und 20 Prozent aus Eiweißen bestehen sollten. „Nehme ich von einzelnen Komponenten dauerhaft zu viel oder lasse ich was weg, ist das nicht mehr gesund. Dann bin ich fehlernährt. Die Menge macht das Gift“, sagt Ockenga.
Bei vielen Menschen spiele das Thema Ernährung hierzulande noch eine viel zu geringe Rolle. Dabei könne die Art und Weise, wie wir uns ernähren, sich in großem Maße auf unsere Gesundheit auswirken. „Da schlummert ein riesiges Potenzial, das noch viel stärker von jedem Einzelnen genutzt werden sollte. Durch eine gesunde Ernährung können wir schließlich das Risiko für bestimmte Krankheiten deutlich senken“, sagt Ockenga.
Herz-Kreislauf-Krankheiten stünden da ganz oben. Durch eine ausgewogene Ernährung könne man auch einem Schlaganfall vorbeugen, genauso koronaren Herzkrankheiten oder Bluthochduck. Auch das Krebsrisiko könne man mindern. Gemüse und Obst spielten da eine wichtige Rolle, genauso wie ein maßvoller Konsum von tierischem Eiweiß. Vor allem den Anteil von rotem Fleisch solle man gering halten. Aber auch leichten Infekten könne man vorbeugen, indem man durch gesunde Ernährung sein Immunsystem stärkt.
Dass viele Menschen eine Diät mit gesunder Ernährung in Verbindung bringen, sieht Ockenga kritisch. „Es ist erst einmal gut, wenn sich Menschen mit ihrer Ernährungsweise auseinandersetzen. Die Frage ist dann, ob das auch in die richtige Richtung geht“, findet Ockenga. Verzichte man etwa über lange Zeit auf gewisse Komponenten wie Obst und Gemüse, können Herz-Kreislauf-Erkrankungen leichter entstehen. Fehle tierisches Eiweiß, könne auch das Krebsrisiko steigen. „Hinter jeder Diät steckt die Gefahr einer Fehlernährung“, sagt der Ernährungsmediziner.
Auch kein Fleisch zu essen, sei eine Diätform. Gerade das tierische Eiweiß zu ersetzen, sei eine echte Herausforderung, könne aber etwa durch Milchprodukte gelingen. Komplizierter werde es bei veganer Ernährung. „Da muss man zum Beispiel schon ganz schön viele Kichererbsen essen, um fehlende Proteine zu kompensieren“, sagt Ockenga. Menschen bräuchten die Vielfalt. „Ansonsten stelle ich meinen Körper irgendwann vor Probleme. Mangelernährung und Adipositas können vor allem die Folge sein.“
Zur Person: Prof. Dr. Johann Ockenga ist Chefarzt der Medizinischen Klinik II am Klinikum Bremen-Mitte mit den Schwerpunkten Gastroenterologie, Endokrinologie und Ernährungsmedizin. Zudem ist er Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin.
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