Bei der Versorgung von Schwerverletzten kommt es auf jede Minute an – und auf das Können der Ersthelfer. Sie müssen entscheiden, was als erstes getan werden muss und in welchem Krankenhaus der Patient am besten versorgt werden kann. Ein enger Kontakt der Krankenhäuser untereinander und mit den Rettungsdiensten ist dafür eine wichtige Voraussetzung. Im Land Bremen sind die Kliniken mit unfallchirurgischen Abteilungen dank des vor vier Jahren ins Leben gerufenen „Traumanetzwerks“ im ständigen Kontakt. Das Anerkennungsverfahren der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) hat das Netzwerk kürzlich erfolgreich hinter sich gebracht. Am Mittwoch, 7. November, bekommen die Mitglieder des Traumanetzwerks die offizielle Anerkennungsurkunde überreicht. Bereits im Jahr 2006 startete die DGU eine Initiative, um die Behandlung von schwerverletzten Patienten flächendeckend zu standardisieren und damit die Behandlungsqualität zu steigern. Ihr Vorschlag: die Gründung von Traumanetzwerken.
„Die unfallchirurgischen Abteilungen arbeiten sehr professionell in einem institutionalisierten Rahmen zusammen“, sagt Prof. Dr. Michael Paul Hahn, Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Klinikum Bremen-Mitte und gleichzeitig Sprecher und Moderator des Traumanetzwerks Bremen. So gibt es beispielsweise ständige Qualitätszirkel, an denen die Traumanetzwerk-Kliniken teilnehmen und in denen rückblickend Fälle daraufhin ausgewertet werden, was bei der Versorgung von schwerverletzten Patienten gut gelaufen ist und was künftig noch verbessert werden kann. Alle im Traumazentrum tätigen Chirurgen haben ein spezielles Training durchlaufen und nehmen regelmäßig an Fortbildungen teil. Zentrales Element des Netzwerks ist das „Trauma-Handy“. An 365 Tagen im Jahr, 24 Stunden am Tag: Über dieses Handy ist jederzeit ein Unfallchirurg zu erreichen. Dort meldet sich nach einem Unfall die Rettungsleitstelle der Feuerwehr und holt Informationen ein, welches Krankenhaus für die Versorgung des Patienten am besten geeignet und am schnellsten aufnahmebereit ist. Allein in den beiden Schockräumen am Klinikum Bremen-Mitte wurden im ersten Halbjahr 2012 rund 130 Schwerverletzte versorgt.
Zum Traumanetzwerk Bremen gehören derzeit sechs Krankenhäuser. Das Klinikum Bremen-Mitte, das Klinikum Reinkenheide und das Diakoniekrankenhaus in Rotenburg fungieren dabei als überregionale Traumazentren. Das bedeutet sie verfügen über die personellen und technischen Voraussetzungen, um jederzeit zwei Schwerstverletzte gleichzeitig versorgen zu können. „Überregionale Traumazentren müssen in der Lage sein, innerhalb kürzester Zeit ein Team von zehn oder mehr interdisziplinären Experten zusammenzurufen. Kleinere Krankenhäuser können solche Szenarien an den Rand ihrer personellen und technischen Möglichkeiten bringen“, sagt Prof. Hahn.
Mit der DRK Klinik Am Bürgerpark in Bremerhaven und dem Klinikum Bremen-Ost verfügt das Netzwerk zusätzlich über zwei Lokale Traumazentren. Sie übernehmen die Erstversorgung und müssen über die Abteilungen Unfall- und Viszeralchirurgie, Anästhesie sowie Radiologie verfügen. Im Schockraum geht es dann darum, die Vitalfunktionen des Schwerverletzten zu stabilisieren und je nach Schwere und Art der Verletzungen wird der Patient in ein regionales oder überregionales Traumazentrum verlegt. Im Vergleich zum lokalen Traumazentrum verfügt ein regionales Traumazentrum zusätzlich über weitere Abteilungen wie beispielsweise eine Neuro- oder Gefäßchirurgie. In Bremen ist das Rote Kreuz Krankenhaus als Regionales Traumazentrum eingestuft. In Kürze sollen sich dem Traumanetzwerk Bremen die lokalen Traumazentren St. Joseph-Hospital in Bremerhaven, das Diako und das Klinikum Lins der Weser anschließen. Auch das Klinikum in Verden befindet sich im Aufnahmeprozess und wird voraussichtlich ab 2013 zum Traumanetzwerk Bremen gehören.
Achtung Redaktionen: Bild- und Textberichterstatter sind zur Übergabe der Urkunde am Mittwoch, 7. November, ab 16 Uhr herzlich ins Klinikum Bremen-Mitte eingeladen. Die Veranstaltung findet im Konferenzraum am Zentral-OP statt, zu erreichen durch den Haupteingang.