Der Übergang ins Erwachsenenalter kann besonders anstrengend sein. Jugendliche durchleben erste Partnerschaften und Trennungen, kapseln sich vom Elternhaus ab und stehen unter Leistungsdruck. Unter dieser Belastung können auch psychische Erkrankungen ausbrechen. Durch das Projekt „Übergänge gestalten“ sollen junge Menschen nun leichter Orientierung und Hilfe erhalten können.
Donnerstags ist offene Sprechstunde bei Stefanie Heinsohn. Die Sozialpädagogin vom Klinikum Bremen-Ost hat das Telefon immer in ihrer Nähe. Jederzeit könnte es klingeln. Und dann wird ihr Rat gebraucht. Am anderen Ende melden sich junge Menschen, die alleine nicht mehr so recht weiter wissen. Stefanie Heinsohn leitet das Projekt „Übergänge gestalten“. Im Kern handelt es sich dabei um einen Wegweiser, der Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit psychischen Belastungen und Erkrankungen den Zugang zu geeigneten Behandlungs- und Hilfsmöglichkeiten in Bremen erleichtern soll. Die Beratung setzt an der Schnittstelle zwischen dem Versorgungssystem für Minderjährige und dem für Erwachsene an.
„Solch eine zentrale Anlaufstelle gab es bisher nicht. Bei uns können junge Menschen auch anonym über ihre Probleme sprechen. Gemeinsam schauen wir dann, welche Stellen in Bremen geeignete Hilfen anbieten“, sagt Projektleiterin Stefanie Heinsohn. Durch unterschiedliche Übergangsregelungen im gesundheitlichen und sozialen Versorgungssystem sei es vor allem für junge Volljährige nicht leicht zu verstehen, wo sie Hilfe bekommen können.
Wer sich in einer scheinbar ausweglosen Situation befindet, bekommt über die Telefonnummer 0421 408 62272 fundierteRatschläge für Hilfsangebote. Auf einer Plattform im Internet (www.gesundheitnord.de/uebergaenge) können sich Betroffene und Angehörige zusätzlich einen Überblick über Hilfsmöglichkeiten verschaffen.
Die Beratung über ambulante und stationäre Angebote verschiedener Leistungsträger läuft dabei unabhängig von den Angeboten der Gesundheit Nord und orientiert sich an der jeweiligen Problemlage der betroffenen Person. Und diese Lagen können gerade beim Übergang vom Jugend- ins Erwachsenenalter unterschiedlicher kaum sein. Es ist eine Phase im Leben, die einen jungen Menschen schnell überfordern kann. Jugendliche durchleben erste Partnerschaften und Trennungen, sie kapseln sich von ihrem Elternhaus ab, stehen unter Leistungsdruck oder sollen sich für einen Berufsweg entscheiden.
„Unter dieser Belastung können auch psychische Erkrankungen ausbrechen“, sagt Prof. Dr. Jens Reimer, Leiter des Zentrums für Psychosoziale Medizin der Gesundheit Nord. Sorgen oder Hoffnungslosigkeit könnten zu ständigen Begleitern werden. Bei manchen Menschen zeige sich die Erkrankung darin, dass sie Dinge zwanghaft zählen, sortieren oder wiederholen. Andere hätten Angst Bus und Bahn zu fahren oder bekämen Panikattacken.
Der neue Wegweiser soll psychisch erkrankte jungen Menschen dann helfen, eine passende Anlaufstelle oder Behandlung zu finden und klärt über ergänzende Hilfsangebote auf.
Junge Menschen, die nicht sicher sind, ob sie an einer psychischen Erkrankung leiden, können sich unverbindlich über Diagnose- und Therapiemöglichkeit informieren. Das Projekt ist eine Initiative der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik und des Zentrums für Psychosoziale Medizin der Gesundheit Nord, welches durch Fördergelder der Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Verbraucherschutz finanziert wird.
Offene Sprechzeit über das Info-Telefon ist immer donnerstags von 12 bis 16 Uhr. Wer Beratung braucht, erreicht Stefanie Heinsohn unter der Nummer 0421 408 622 72. Die Beratung erfolgt auf Wunsch anonym. Außerhalb der offenen Sprechzeit können Jugendliche und junge Erwachsene eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen – mit frei wählbarem Namen, Anliegen und Telefonnummer. Auch per E-Mail unter der Adresse uebergaenge@gesundheitnord.de können Fragen gestellt und individuelle Gesprächstermine vereinbart werden. Im Internet findet man den Wegweiser unter www.gesundheitnord.de/uebergaenge.