Rollatoren sind für viele Menschen eine Voraussetzung für ein aktives und unabhängiges Leben – doch ihre Nutzung birgt auch Gefahren. Im jetzt gestarteten Forschungsprojekt ModESt („Rollator-Modul zur Haltungs-Erkennung und Sturz-Prävention“) entwickeln Wissenschaftler des Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz ein System, das helfen soll, Stürze mit Rollatoren zu vermeiden. Der Klinikverbund Gesundheit Nord ist an dem Projekt maßgeblich beteiligt.
Gefährlich kann die Verwendung von Gehhilfen insbesondere durch die falsche Nutzung, beispielsweise durch Haltungsfehler, werden. Manchmal können sich Menschen die richtige Haltung nicht mehr langfristig einprägen, weil sie dazu kognitiv nicht mehr in der Lage sind. So entsteht eine akute Sturzgefahr. Mit der Entwicklung eines Systems, das die Körperhaltung erkennt, soll ModESt dazu beitragen, die Sturzgefahr erheblich zu verringern.
So soll es funktionieren: Das zu entwickelnde System wird in Form einer leichten Elektronikbox an dem Rollator befestigt. Es soll sowohl bei der Analyse der Haltung, deren Bewertung als auch bei der anschließenden Korrektur eingesetzt werden. Die Analysefunktion überprüft zunächst mit Hilfe von Distanzmessungen die Position des Nutzers in Relation zum Rollator. Anhand der Ergebnisse bewertet das System die Haltung des Nutzers und gibt eine Rückmeldung, wenn es einen Haltungsfehler erkennt. „Das System kann dabei helfen, dass sich ältere oder kranke Menschen sicherer bewegen und mobiler bleiben – und so letztlich eine höherer Lebensqualität haben“, sagt Dr. Amit Choudhury, Chefarzt der Klinik für Geriatrie am Klinikum Bremen-Nord. Er bringt mit seinem Team das medizinisch geriatrische Fachwissen ein, damit typische Gangbilder und technische Werte zusammengeführt werden und das System schließlich den tatsächlichen Bedürfnissen der Rollator-Nutzer entspricht. „Wir freuen uns, dass wir hier an der Entwicklung neuester Unterstützungssysteme mitwirken können, die langfristig auch den Patienten unseres Klinikverbundes zugute kommen werden“, ergänzt Dr. Karin Hochbaum, Leiterin des Bereiches Medizinstrategie und Unternehmensentwicklung der Gesundheit Nord, die als Chirurgin und Sozialmedizinerin im Forschungsteam auf Seiten der Gesundheit Nord die Projektleitung übernommen hat.
Das auf drei Jahre ausgelegte Verbundprojekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit 912.000 Euro im Rahmen der Förderlinie „Mensch-Technik-Interaktion im demografischen Wandel“ gefördert. Zum Konsortium gehören vier Partner aus Wissenschaft, Gesundheit und Industrie: dazu zählen neben dem Bremer DFKI Forschungsbereich Cyber-Physical Systems, dem Klinikverbund Gesundheit Nord mit der Fachabteilung Geriatrie im Klinikum Bremen Nord, der Konsortialverbundkoordinator und Elekronikentwickler Budelmann Elektronik in Münster sowie die TOPRO GmbH in Fürstenfeldbruck.