Den ersten Kontakt zur Gesundheit Nord gab es im Mai. Und es dauerte danach keine zwei Monate, bis die Arbeitsverträge unterschrieben waren. Am 1. August hatte die Privatdozentin Dr. Gabriele Böhm bereits ihren ersten Arbeitstag als neue Oberärztin am Klinikum Bremen-Ost. Dort leitet die international anerkannte Fachärztin für Chirurgie, Viszeralchirurgie und Proktologie nun das neue Bremer Enddarmzentrum.
„Mit dem Zentrum wollen wir eine Lücke füllen“, sagt Dr. Gabriele Böhm, die nicht lange überlegen musste, als sie das Angebot aus Bremen bekam. „Es ist sehr reizvoll für mich, hier in verantwortlicher Position etwas aufzubauen“, sagt sie. Auch die Fachkompetenz und Motivation ihres neuen Chefarztes im Bremer Klinikverbund - Professor Dr. Hüseyin Bektas - habe sie von Anfang an beeindruckt und überzeugt.
Im neuen Bremer Enddarmzentrum am Klinikum Bremen-Ost wird mit ihrer Unterstützung die chirurgische Koloproktologie und Enddarmchirurgie auf höchstem Niveau angeboten und weiterentwickelt. Koloproktologie ist ein medizinisches Teilgebiet, das sich mit Krankheiten des Analkanals, des Mastdarms und des Dickdarms beschäftigt. Die Schwerpunkte des Enddarmzentrums liegen im Bereich der Proktologie, Beckenboden-, Inkontinenz- und Kolonchirurgie inklusive der Eingriffe bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. „Die Koloproktologie endet nicht beim Enddarm“, sagt Dr. Gabriele Böhm. In ihrem Zentrum werde die Koloproktologie in ihrer Gesamtheit betrachtet.
Darmerkrankungen seien in unserer Gesellschaft schon heute stark verbreitet. Vor allem im Alter steige die Gefahr, dass Probleme im Darmtrakt auftreten. Sei es ein Tumor oder eine Funktionsstörung. Etwa im Bereich der Beckenbodenschwäche vermutet Dr. Gabriele Böhm eine hohe Dunkelziffer. „Der Bedarf für ein breit gefächertes und hochqualitatives Behandlungsangebot ist in jedem Fall vorhanden“, sagt die Oberärztin. Und dieser Bedarf werde mit dem steigenden Alter der Patientenklientel eher noch größer. Wichtig ist ihr die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten. „Wir kommen vor allem dann ins Spiel, wenn eine konservative Therapie ausgereizt und eine operative Therapie der nächste Schritt ist.“
Im Bremer Enddarmzentrum sind alle wichtigen Ansprechpartner für Patientinnen und Patienten vor Ort. „Wir liefern ein umfassendes, interdisziplinäres Angebot“, sagt Dr. Gabriele Böhm. Innerhalb des Klinikverbunds könne man auf die Expertise aus dem Onkologischen Zentrum, der Gynäkologie und der Urologie zugreifen. Am Klinikum Bremen-Ost arbeite man zudem eng mit den Gastroenterologen aus der Medizinischen Klinik von Professor Dr. Rainer Porschen zusammen. Außerdem könne bei Bedarf die Radiologie genauso wie die Neurologie hinzugezogen werden. „Unsere Patientinnen und Patienten können hier ganzheitlich diagnostiziert und versorgt werden“, sagt die Oberärztin.
Zurück zu den Wurzeln
Für Gabriele Böhm ist der Schritt nach Bremen auch eine Art Rückkehr zu ihren norddeutschen Wurzeln. Sie selbst ist in Hamburg geboren, ihre Eltern leben in der Lüneburger Heide. Gemeinsam mit ihrem Mann hat sie nun bereits eine Wohnung in Bremen gefunden. Dr. Gabriele Böhm war zuvor viele Jahre an der Universitätsklinik der RWTH Aachen beschäftigt und zuletzt als Oberärztin der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Marienhospital in Aachen tätig. Sie hat in Berlin promoviert. Nach einem Stipendium am Universitätskrankenhaus in Aarhus (Dänermark) 2016 hat sie auch die Facharztanerkennung für Viszeralchirurgie erhalten. Darüber hinaus qualifizierte sie sich für die Mitgliedschaft am Royal College of Surgeons (Berufsverband der Chirurgen in England und Wales), wie auch der EBSQ (European Board of Surgical Qualifications) für Koloproktologie sowie der Beratungsstelle der Deutschen Kontinenzgesellschaft.
Ans Klinikum Bremen-Ost bringt sie neben ihrer Expertise auch einige neue Operationsverfahren mit. So könne dort nun etwa bei einer Schließmuskelschwäche durch den minimalinvasiven Einsatz von Teilprothesen auf den kompletten Ersatz des Schließmuskels verzichtet werden. Außerdem sei die sogenannte Sakralnervenstimulation bei Stuhlinkontinenz eine neue schonende Methode, die nun am Klinikum Bremen-Ost etabliert werde. Hinzu kommen moderne und besonders schonende Verfahren in der Fistelchirurgie und die Endosonografie – Ultraschalluntersuchungen von innen – bei Analfisteln, Beckenboden- und Schließmuskelschwäche wie auch Tumoren.