Kaum ein Kästchen ist noch frei im gelben Heftchen von Shahin Pour. Für jede Blutspende bekommt der Pfleger aus dem Klinikum Bremen-Nord einen kleinen Stempel. Und mittlerweile sind es so viele geworden, dass sogar schon ein zweites Heft hermusste. Nun, Ende April, hat sich Shahin Pour beim DRK-Blutspendetermin im Gemeindezentrum am Neuenkirchener Weg in Bremen-Nord Stempel Nummer 60 abgeholt.
„Als Pflegefachkraft in der Unfallchirurgie sehe ich jeden Tag, wie wichtig Blutspenden sind. Deshalb möchte ich mit gutem Beispiel voran gehen“, sagt Shahin Pour. Angefangen mit dem Blutspenden hat der 53-Jährige, der im Iran geboren und seit 2009 deutscher Staatsbürger ist, schon lange Zeit, bevor er 2002 nach Deutschland kam. Die 60 Spenden in Deutschland sind daher nur ein Teil derer, die er in seinem ganzen Leben wohl tatsächlich schon geleistet hat.
Blutspenden gegen die Ohnmacht
Damals, im Alter von 18 Jahren, lebt Shahin Pour noch im Iran. Und das Land befindet sich 1988 im ersten Golfkrieg mit dem Irak. Zu dieser Zeit ist er während seines Militärdienstes 26 Monate lang als Krankentransportfahrer im Einsatz. „Und da habe ich Dinge gesehen, die man besser nicht sehen sollte und die man nicht mehr vergessen kann“, erzählt Shahin Pour. Gegen sein Gefühl der Ohnmacht beginnt er in regelmäßigen Abständen Blut zu spenden, „um irgendetwas Sinnvolles gegen das ganze Leid zu tun.“
Die politische Situation im Iran und der Wunsch nach Freiheit bewegen ihn Jahre später zur Flucht nach Deutschland. „Ich habe hier ganz allein bei Null angefangen“, erzählt Shahin Pour. Es dauert einige Jahre, bis er Fuß fassen kann, die Ausbildung zur Pflegefachkraft starten darf und später nach einigen Stationen in anderen Krankenhäusern im Klinikum Bremen-Nord in der Unfallchirurgie seinen festen Arbeitsplatz findet. Heute lebt er mit Frau und Sohn in einem eigenen Haus in Bremen-Nord. Er hat sich sein eigenes, freies Leben in Deutschland aufgebaut, hat aber auch noch regelmäßig Kontakt zu seinen Eltern, die noch Iran leben.
Gesundheitscheck inklusive
Das Blutspenden ist bis heute eine Konstante in seinem Leben. „Ich denke längst nicht mehr darüber nach, ob ich spende. Das ist völlig normal geworden für mich“, sagt Shahin Pour. Und weil sein Blut mit jeder Spende auch auf mögliche Krankheiten untersucht wird, hat er praktischerweise auch jedes Mal eine Art Gesundheitscheck mit dabei. „Bislang war immer alles gut. Ich hoffe das geht noch lange so weiter.“