Die Kinderradiologie umfasst alle bildgebenden Verfahren zur Untersuchung von Patientinnen und Patienten etwa bis zum 18. Lebensjahr. Vom Frühgeborenen bis zum fast ausgewachsenen Jugendlichen reicht das Altersspektrum, um das wir uns kümmern. Eine gründliche Abwägung zwischen dem Nutzen einer Untersuchung und den damit verbundenen Unannehmlichkeiten und Risiken für den Patienten gehen dabei jeder Untersuchung voraus.
Da bei Kindern eine sehr viel höhere Strahlenempfindlichkeit angenommen werden muss, stehen im Mittelpunkt der Diagnostik röntgenstrahlenfreie und -arme Verfahren. Ohne Röntgenstrahlen kommen der >Ultraschall und die >Kernspintomographie aus. Bei beiden Verfahren besteht die besondere Herausforderung darin, sie an häufig nicht kooperationsfähigen Kindern durchzuführen. Die Röntgenuntersuchungen werden von uns maximal strahlensparend eingesetzt. Dies trifft sowohl auf das konventionelle >Röntgen, die >Durchleuchtungen und auch die weit weniger als im Erwachsenenalter notwendige >Computertomographie zu.
Spezielle Untersuchungstechniken
Kinder-Sonographie:
Die Kindersonographie verlangt besondere Gerätevoraussetzen, eine angstfreie, spielerische Umgebung und setzt zum Teil einfach nur Geduld voraus. Dies wird bei uns auf hohem Niveau erreicht. Die häufig sehr schematischen Untersuchungsgänge im Erwachsenenalter müssen an die häufig wenig kooperationsfähigen Kinder angepasst werden. Unser Team improvisiert häufig, bis alle notwendigen Bildinformationen gesammelt wurden.
Im Kindesalter hat die Sonographie einen noch höheren Stellenwert als bei älteren Patientinnen und Patienten, da die kleinere Größe und die geringere Verknöcherung des Skeletts eine viel bessere Bildqualität als bei Erwachsenen möglich macht. Beispielsweise können bei Neugeborenen und kleinen Säuglingen sowohl Gehirn als auch Rückenmark sehr gut sonographisch dargestellt werden. Eine ganze Reihe von Leitlinien für die bildgebende Diagnostik bei Kindern sehen ausschließlich die Sonographie vor und verzichten komplett auf Röntgenuntersuchungen.
Skelettalterbestimmung:
Das Skelett entwickelt sich nach festen Regeln, wobei die „Knochen“ zunächst nur aus Knorpeln bestehen, die anschließend nach und nach „verknöchern“. Die Abfolge, wann dies bei gesunden Kindern und Jugendlichen geschieht, ist ziemlich konstant. Macht man also eine Röntgenaufnahme, auf der viele Knochen gleichzeitig zu erkennen sind, kann der Kinderradiologe den durchschnittlichen Entwicklungsstand des Gesamtskeletts abschätzen.
Die Bestimmung des Skelettalters erfolgt daher, indem einzelne Röntgenaufnahmen ausgewertet werden, auf der die linke Hand samt Handgelenk abgebildet ist. Durch Vergleich mit Atlanten mit genau altersgerechten Röntgenaufnahmen lässt sich so - entsprechende Erfahrung vorausgesetzt - das individuelle Skelettalter bestimmen. Dies ist notwendig bei vielen chronisch erkrankten Kindern oder z. B. Patienten der Hormonsprechstunde. Beispielsweise ist es möglich vorauszusagen, ob ein Wachstumsschub noch aussteht oder junge Patienten bereits ausgewachsen sind.
Kinder-Durchleuchtung:
Wir verfügen über ein speziell für die Untersuchung von Kindern optimiertes Durchleuchtungsgerät. Aufgrund seiner technischen Eigenschaften und unserer großen Erfahrung in der Durchführung der Untersuchungen bleiben wir stets mit riesigem Abstand unter den gesetzlich vorgeschriebenen Vorgaben für die Strahlenbelastung der Patienten. Eine Untersuchungsmethode, die bei uns sehr häufig angefragt wird, ist die Miktionszysturethrographie (kurz MCU). Es handelt sich dabei um eine Röntgenuntersuchung der Harnblase, in die vorher entweder durch eine Punktion durch die Haut oder aber durch einen Harnblasenkatheter Kontrastmittel gespritzt wird. Dies führt zum Harndrang beim Kind. Während das Kind seine Harnblase entleert, wird eine Röntgenaufnahme der Harnröhre angefertigt. Anschließend wird überprüft, ob Kontrastmittel rückwärts die Harnleiter hinauf in Richtung Nieren geflossen ist (ein sogannter „Reflux“). Andere Durchleuchtungsuntersuchungen der Kinderradiologie sind z.B. die Darstellung der Speiseröhre und des Dickdarms.
Untersuchungsvorbereitung
In der Regel ist eine spezielle Untersuchungsvorbereitung nicht notwendig.
Bauchultraschall:
Es ist vorteilhaft, wenn die Harnblase voll ist. Soweit die Patienten dies steuern können, werden sie gebeten, mit voller Harnblase zur Ultraschalluntersuchung zu erscheinen.
Miktionszysturethrographie (MCU):
Wenn eine Punktion der Harnblase geplant ist, wird ein betäubendes Pflaster einige Zeit vor der Untersuchung aufgeklebt. Die zuweisenden Ärzte und das betreuende Pflegepersonal kümmern sich ggf. um eine Sedierung (schläfrig machen) der Kinder.
Durchleuchtung des Magens:
Der ideale Zeitpunkt für eine solche Untersuchung ist zu den gewöhnlichen Mahlzeiten der Kinder, so dass sie zum einen einen leeren Magen und zum zweiten Hunger haben.
Dickdarmuntersuchungen:
In den seltenen Fällen einer Untersuchung wegen chronischer Verstopfung sollte keine Vorbereitung (also keine Einläufe und keine abführenden Maßnahmen) erfolgt sein. Auf diese Art und Weise kann sichergestellt werden, dass der Darmbefund nicht fälschlicherweise unauffällig ist.
Kernspintomographie (MRT) und Computertomographie (CT):
Vor einer Gabe von Kontrastmittel ist - wie im Erwachsenenalter auch - zu klären, ob das Kind eine Kontrastmittelallergie, eine Schilddrüsenüberfunktion oder eine Nierenfunktionsstörung hat. Eine möglicherweise notwendige Sedierung oder Narkose wird von den zuweisenden Ärzten von den Stationen organisiert. Wir sind sehr froh über die gute Zusammenarbeit mit unserer auf unsere kleinen Patienten spezialisierten Kindernarkoseabteilung („Kinderanästhesie“). Im Falle der CT kommen speziell auf den kindlichen Organismus abgestimmte CT-Untersuchungsprotokolle zur Anwendung, die einen Kompromiss darstellen zwischen notwendiger Bildinformation und geringst möglicher Strahlenbelastung.