Aktuelle Nachrichten der Herzchirurgie

Patientin erhält komplett künstliches Herz

Klinikum Links der Weser implantiert als bundesweit fünftes Herzzentrum ein neu entwickeltes Kunstherz, das sämtliche Funktionen eines natürlichen Herzens ersetzt und auf Belastung und äußere Faktoren reagieren kann.

Nach fünf Stunden ist im Klinikum Links der Weser am vergangenen Freitag eine Operation zu Ende gegangen, bei der das Klinikteam auf besonders innovative Weise ein Leben retten konnte. Einer schwer herzkranken Patientin ist erstmals in Bremen eines der weltweit modernsten Kunstherzen implantiert worden. Das Herz mit dem Namen „Aeson CARMAT“ – einem sogenannten „Total Artificial Heart“ – haben laut Prof. Dr. Jens Garbade, Chefarzt der Herzchirurgie im Klinikum Links der Weser, weltweit zuvor erst 64 andere Patienten als Ersatz für ihr unheilbar erkranktes Herz bekommen.

Krankes Herz komplett entnommen

„Für uns als Herzzentrum Bremen ist das ein wirklich großer medizinischer Fortschritt“, sagt Prof. Garbade. Das hochmoderne Kunstherz schlägt nun im Körper der 48-jährigen Patientin anstelle ihres kranken Herzens, das bei der Operation komplett entnommen wurde. Das Einsetzen eines Kunstherzens ist für Patienten eine lebensrettende Option, wenn das natürliche Herz unheilbar erkrankt ist – zum Beispiel durch eine weit fortgeschrittene Herzinsuffizienz, wie es bei der Bremer Patienten der Fall gewesen ist. „Für die Frau war es die Rettung in letzter Minute“, sagt Prof. Garbade. Das Kunstherz dient als Überbrückung bis zur späteren Herztransplantation.

Anders als vorherige Unterstützungssysteme kann dieses innovative Kunstherz sämtliche Funktionen des natürlichen Herzens übernehmen und somit das Herz komplett ersetzen. Reguliert wird das System über 14 integrierte Sensoren, so dass sich die Leistung entsprechend der Aktivität des Patienten anpassen kann (Autoregulation). Das Aeson-Kunstherz erzeugt eine physiologische Blutdruckkurve (Pulsatilität) und zeichnet sich durch eine hohe Hämokompatibilität aus. Das bedeutet: Das System ist innen mittels biologischer Membranen so konstruiert, dass das Risiko für die Bildung von Thromben maximal minimiert und die spätere Gabe von Gerinnungshemmern (Antikoagulation) deutlich vereinfacht wird.

Größtes und nachhaltigstes Kunstherzprogramm im Norden

„Wir in der Herzchirurgie Bremen haben über die letzten Jahre das größte und nachhaltigste Kunstherzprogramm im Norden entwickelt, sowohl für die temporäre und chronische linksventrikuläre Herzunterstützung und mit der Einführung des Aeson Total Artificial Hearts nunmehr auch das umfangreichste und innovativste Versorgungsprogramm im Erwachsenenalter“, so Prof. Garbade.  

„Dieses Model ist weltweit das einzig zugelassene pulsatile und autoregulierte totale Kunstherz“, sagt Prof. Garbade. Das System sei in Paris in Kooperation von EADS/Airbus unter Leitung von Prof. Alain Carpentier – einem Pionier der Herzchirurgie – entwickelt worden. Angetrieben wird das Herz von Akkus, die die Patientin bei sich trägt. Auch das sei ein ein großer Fortschritt, denn so könne die Patientin anders als bei früheren kompletten Kunstherzsystemen mit dem künstlichen Herz auch viel leichter mobil sein. „Dennoch ist das System nur ein erster Schritt in Richtung Herztransplantation, da es derzeit nicht zur Langzeittherapie zugelassen ist“, sagt Prof. Garbade.

Große Teamleistung, medizinischer Meilenstein

„Es war eine große Teamleistung, ein ganz besonderer Moment für das Bremer Herzzentrum und ein Meilenstein für die Bremer Herzmedizin“, betont Prof. Garbade. Die Patientin habe die Operation gut und ohne Komplikationen überstanden und konnte bereits 24 Stunden später auf der Intensivstation schon wieder selbständig atmen. Die Patientin und ihre Familie seien überglücklich. Dennoch sei für die Frau noch ein weiter Weg zu gehen. Als nächstes werde sie laut Prof. Garbade ein umfangreiches speziell entwickeltes Konditionierungsprogramm in Bremen durchlaufen, um wieder richtig fit zu werden. Der Chefarzt blickt voraus: „Das große Ziel wird es sein, gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern, die Patientin auf die spätere Herztransplantation vorzubereiten.“

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